Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg
sie zu weit gegangen waren und Wormser sie durchschaut hatte. Nie im Leben würde er ihnen jetzt noch weitere Auskünfte geben.
Dann aber – zu Pauls grenzenloser Überraschung – wandte sich Wormser ihnen wieder zu und sagte: »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das wagen würden. Sie hätten mich oder meine Anwälte informieren müssen, bevor Sie in meine Immobilien eindringen. Sie ahnen ja gar nicht, was Sie alle für einen Ärger bekommen werden.«
»Uns interessieren nur die Fakten«, entgegnete Jasmin, ohne weiter auf die fingierten Hausdurchsuchungen einzugehen. »Liegen wir im Fall Beate Meinefeld mit unseren Vermutungen richtig?«
Wormser gab einen grunzenden Laut von sich. »Ich werde die deutsche Polizei verklagen, und Interpol wird sich vor dem europäischen Gerichtshof rechtfertigen müssen«, sagte er, wobei seine vorgetäuschte Heiterkeit einem zunehmend verbissenen Gesichtsausdruck wich.
Paul, der jetzt neue Chancen erkannte, redete Wormser ins Gewissen: »Beate Meinefeld und ihr Freund – sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber niemand aus Ihrem Team hätte ihnen etwas angetan. Das waren Profis, die sich zurückzogen, sobald sie eine Gefahr witterten, sehe ich das richtig?«
Wormser verfiel wieder in Schweigen.
»Doch dieses verrückte Pärchen geriet in Panik«, redete Paul weiter. »Wahrscheinlich ist die Frau gestürzt. Ihr Liebhaber ist in heller Aufregung geflüchtet, ohne sich noch um seine Begleiterin zu kümmern. Sie hatten sicher zunächst Sorge, dass der Mann womöglich zuviel von Ihren Aktivitäten mitbekommen hatte und bei der Polizei aussagen würde. Doch dann ergab sich durch einen glücklichen Zufall der Verdacht gegen mich, und der Liebhaber bedeutete vorläufig keine Gefahr mehr. Später konnte es Ihnen gleichgültig sein, denn die Einbruchsausrüstung sollte ja ohnehin gefunden werden.«
»Genau«, pflichtete Jasmin Paul bei. »Es war ja Teil des Plans, dass Ihre Wanzen und Kameras entdeckt werden. Bea und ihr Freund haben Ihnen im Grunde einen Gefallen getan!«
»Nein«, sagte Wormser energisch. In seinen Augen stand gekränkte Eitelkeit: »Die beiden haben uns viel zu früh dazwischengefunkt. Wir wollten die komplette Anlage vernetzen, und mitten im Presserummel der Ausstellungseröffnung sollte sie dann entdeckt werden. Das wäre der große Knall gewesen, den wir geplant hatten.«
»Aber es hat auch so hingehauen«, bemerkte Paul, maßlos erleichtert über Wormsers Einlenken.
»Ja, aber seit diesem Vorfall ging alles schief«, sagte Wormser und starrte dabei wieder stur auf das Lenkrad.
Da er nicht weitersprach, übernahm Paul noch einmal die Rekonstruktion der Ereignisse: »Einer von Strombergs Mechanikern hatte dummerweise von der Sache Wind bekommen und drohte, alles auffliegen zu lassen. Aber das Projekt war eine Herzensangelegenheit von Ihnen und schon so weit vorangeschritten. Da sahen Sie sich leider gezwungen, den Wagenheber ein wenig zu manipulieren, damit der arme Kerl keinen Schaden mehr anrichten konnte.«
Wormser wirkte inzwischen trotz seines anfangs so unerschütterlichen Auftretens, als wäre er bald am Ende. Statt Pauls Mutmaßungen zu bestätigen, sagte er mit schwächer werdender Stimme: »Wie konnten Sie es nur wagen, in meine Häuser einzudringen? Wenn die Heilige Lanze beschädigt wird, werden Sie keinen glücklichen Tag mehr in Ihrem Leben haben. Das verspreche ich Ihnen.«
Paul und Jasmin sahen sich ratsuchend an. »Was halten Sie davon, wenn wir unser Gespräch im Präsidium fortsetzen, Herr Wormser?«, fragte Jasmin schließlich.
»Nichts«, entgegnete dieser schroff. »Sie wissen ganz genau, dass meine Aussagen für Ihre Protokolle nichts wert sind. Denn ich werde Ihnen ganz sicher keine Zeile unterschreiben, die mich belasten könnte.«
»Aber Sie haben gerade ein Geständnis abgelegt«, mahnte ihn Jasmin.
Wormser stieß ein gekünsteltes Lachen aus. »Gar nichts habe ich«, sagte er mit neu gewonnener Stärke. »Sie haben mir die Worte in den Mund gelegt. Erpresste Aussagen haben keinen Bestand vor dem Untersuchungsrichter. Ein Anruf bei meinem Anwalt genügt, um . . .«
»Das sagten Sie bereits«, stellte Paul mit eisiger Stimme fest. »Warum tun Sie es dann nicht?«
Wormser sah ihn seltsam melancholisch an. »Weil es nichts an der Tatsache ändern würde, dass Sie mein Leben zerstört haben.«
»Was meinen Sie damit, › mein Leben zerstört ‹ ?«, fragte Jasmin nun sehr eindringlich.
»Ich bin – wie Herr
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