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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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bei der Polizei arbeitest!«
    Als Paul mit zwei vollen Einkaufstüten vom Markt zurückkam, lief er vor der Sebalduskirche seinem Freund Pfarrer Fink über den Weg. Paul stellte die Taschen auf das Kopfsteinpflaster und richtete sich auf einen längeren Plausch ein.
    »Wie geht es dir?«, fragte er den kräftig gebauten Geistlichen mit dem schwarzgrauen, zum Pferdeschwanz gebundenen Haar. Dann sah er genauer hin und stellte überrascht fest: »Du hast ihn abgenommen!«
    »Ja«, sagte Fink mit seiner lauten Stimme, die ihm auf der Kanzel das Mikrofon ersparte. »Der Schnauzer hat mich schon länger gestört. Vor allem beim Essen und Biertrinken, wenn sich der Schaum darin sammelte.«
    Die beiden plauderten über das schöne Wetter, die neue kubanische Cocktailbar am Weinmarkt, die sie endlich einmal zusammen ausprobieren wollten, kamen dann auf Pauls Umzugspläne zu sprechen und am Ende unweigerlich auf die Tote im Knoblauchsland.
    »Ich werde sie beerdigen«, berichtete Fink. »Die Familie hat mich darum gebeten, die Trauerrede zu halten, denn ihr alter Familienpfarrer ist im Ruhestand und hat mich als Ersatz empfohlen, wenn man das so sagen kann.« Fink erwähnte, dass er zur Vorbereitung der Trauerrede bereits für ein erstes kurzes Gespräch auf den Bruns’schen Hof gefahren war. »Solche Besuche sind nie angenehm, aber es ist ja Bestandteil meines Berufes, Trost zu spenden und den Menschen beizustehen, wenn sie mit dem Schicksal hadern.« Er kniff die Augen zusammen und blinzelte in die Sonne. »Aber diesmal hatte ich ein besonders ungutes Gefühl bei der Sache.«
    Paul wurde sofort hellhörig und fragte: »Wie meinst du das? Was hat dich stutzig gemacht?«
    »Stutzig gemacht - das ist nicht der richtige Ausdruck. Ich bin einfach das Gefühl nicht losgeworden, dass bei Wilhelm Bruns und seinem Sohn Tobias nicht nur Trauer und Wut im Spiel sind. Ich hatte den Eindruck, dass noch ganz andere Emotionen mitmischen.«
    »Was für welche denn? Und wie hat sich das geäußert?«, wollte Paul wissen.
    »Tobias - er ist 21, studiert in Erlangen, wohnt aber zu Hause - hat sich mir gegenüber überaus verschlossen gegeben, beinahe störrisch. Auch sein Vater war zurückhaltend, abwartend und distanziert, ja, er wirkte auf mich beinahe misstrauisch. Ich musste die ganze Zeit über denken, dass die beiden etwas vor mir verheimlichen wollten.«
    »Meinst du etwa, Bruns hat etwas mit dem Tod der eigenen Tochter zu tun?«, fragte Paul befremdet und verwarf diesen sehr radikalen Gedanken sogleich wieder.
    Auch Fink schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, aber er und sein Sohn ahnen oder wissen etwas, das sie unter keinen Umständen preisgeben wollen.« Er sah Paul aus seinen großen, braunen Augen ernst an. »Bruns fürchtet sich vor etwas oder jemandem. Seine Angst ist größer als seine Trauer.«
    Das waren starke Worte, die Paul gern untermauert haben wollte. Aber dafür benötigte er Fakten. »Woran machst du diese Vermutung fest, außer an deinem Gefühl?«
    Der Pfarrer trat näher an ihn heran und sagte leise: »Beim Gehen habe ich noch den Anfang eines Gesprächs zwischen Vater und Sohn mitbekommen. Es begann mit einer Streitfrage: Wilhelm Bruns möchte, dass Tobias sein Studium in Erlangen beendet und es in einer anderen Stadt fortsetzt. Möglichst weit weg von Nürnberg.«
    Paul begriff. »Daraus schließt du, dass er sich Sorgen um den Sohn macht?«
    »Ja.« Fink nickte nachdrücklich. »Er will ihn fortschicken. Der einzige triftige Grund, der mir dafür einfällt, ist, ihn zu schützen. Andernfalls müsste er nach dem Verlust der Tochter doch genau entgegengesetzt handeln und den Sohn noch fester an sich binden als bisher.«
    Paul ließ die Worte auf sich wirken und meinte: »Das hört sich dramatisch an. Solltest du das nicht der Polizei sagen?«
    Fink lehnte den Vorschlag ab. Denn erstens würde das seine seelsorgerischen Grundsätze verletzen, die er für seinen Freund Paul ohnehin viel zu oft breche, und zweitens müsste jeder halbwegs begabte Kriminalbeamte nach einem Gespräch mit den Hinterbliebenen die gleichen Rückschlüsse ziehen wie er.
    Paul dachte an Kommissar Schnelleisen und hatte da seine Zweifel. Deshalb würde er sich das Recht herausnehmen, Finks im Vertrauen gesprochene Worte an Katinka weiterzugeben. Selbstverständlich ohne Quellenangabe.
    Er hatte sich schon verabschiedet und seine Täten aufgehoben, als ihm noch etwas einfiel: »Sag mal, Hannes: Hat Bruns bei eurem Gespräch den Freund

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