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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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immerhin war heil geblieben. Außerdem könnte er ihn bei dieser Gelegenheit noch ein bisschen aushorchen, denn wenn sich einer auskannte mit dem Leben im Knoblauchsland und den Befindlichkeiten seiner Bewohner, dann war es Deuerlein.
    Er steuerte seinen Renault über die holprigen Wege, wich einem Traktor aus, auf dessen zwei Anhängern sich Heuballen stapelten und zu beiden Seiten überhingen, kurbelte die Scheibe hoch, um eine Abkühlung durch eine Bewässerungsanlage zu vermeiden, und verringerte das Tempo, um eine Gruppe Landarbeiterinnen passieren zu lassen, die wohl gerade mit der Ernte von Salat, Rettich oder einem anderen Vitaminlieferanten fertig geworden war.
    Er wollte gerade wieder Fahrt aufnehmen, als er abermals bremsen und rechts ranfahren musste. Denn im Rückspiegel sah er ein Motorrad heranrasen, dessen Fahrer ihm per Lichthupe zu verstehen gab, dass er überholen wollte.
    Als das Motorrad vorbeischoss, glaubte Paul nicht richtig zu sehen: Geländemaschine, schwarzer Biker- Anzug - konnte es sein, dass es derselbe Kerl war? Der Brutalo und Feuerteufel? Die rasante Fahrweise sprach für diese Vermutung!
    Paul hielt sich nicht mit langen Abwägungen auf, sondern trat aufs Gaspedal. Damit nötigte er seinem untermotorisierten Kleinwagen allerdings bloß ein blechernes Jaulen ab und gewann nur langsam an Fahrt. Doch auch der Biker kam auf dem gewundenen und schlaglochübersäten Weg lediglich mit gedrosseltem Tempo voran.
    Tatsächlich gelang es Paul, an dem Motorrad dranzubleiben, und obwohl sich die Distanz vergrößerte, verlor er die Maschine nicht aus den Augen. Das hatte er hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, dass die Felder nur mit niedrig wachsendem Gemüse bepflanzt waren statt mit Getreide oder Mais wie andernorts, sodass sein Blick auch in den Kurven und bei Abzweigungen unbehindert blieb.
    Die Verfolgung endete schon nach fünf Minuten, als das Motorrad in ein Gehöft einbog. Paul fuhr hinterher und trommelte dabei mit seinen Fingern auf das Lenkrad, denn soeben hatte er eine neue Denksportaufgabe zugeteilt bekommen: Der Hof, vor dem er sein Auto abstellte und mit sehr gemischten Gefühlen ausstieg, war der von Wilhelm Bruns.
    Paul brauchte nur durch die Toreinfahrt zu gehen und um die Ecke des Haupthauses zu biegen, um beobachten zu können, wie der Biker seine Enduro abstellte und in aller Ruhe den Helm abnahm.
    Der Kopf eines jungen Mannes kam zum Vorschein, der so gar nichts mit dem teigigen Gesicht und verschlagenen Ausdruck von Axel Bär gemein hatte. Als gleich darauf Wilhelm Bruns persönlich aus dem Haus trat und den Biker mit vertrautem Klaps auf die Schulter begrüßte, hatte Paul die Identität des Fahrers längst erkannt: Tobias, Bruns’ Sohn und Friedas Bruder.
    Eine drückende Atmosphäre herrschte in der Diele des Bauernhauses, die gepflegt und sauber war, jedoch die persönliche Note und Anwesenheit einer Hausfrau vermissen ließ. Tobias Bruns stand verloren neben einer hüfthohen Vase mit Kunstblumen, den Helm noch immer unter den Arm geklemmt. Neben ihm sein Vater, mit breiten Beinen und vor der Brust verschränkten Armen.
    Paul, der seinen Zorn auf den Motorradrüpel unterdrücken konnte, schlug einen versöhnlichen Ton an, als er sagte: »Ich habe Sie wiedererkannt, da besteht kein Zweifel. Sie waren es, der mich in die Jauchegrube geschubst hat. Und Sie haben auch die Spiritusflasche auf den Gemüsestand am Hauptmarkt geworfen. Was mich brennend interessieren würde: warum? Warum zum Teufel haben Sie das getan, Tobias?«
    Der junge Mann, ein gutaussehender Bursche mit sympathischen Zügen und sehr viel Ähnlichkeit mit seiner Schwester, sah zunächst seinen Vater an, der verächtlich und ratlos zugleich die Schultern hob. Dann rang er sich eine Erklärung ab: »Das Jauchebad habe ich Ihnen verpasst, weil Sie für Deuerlein arbeiten. Weil Sie sein Spitzel sind.«
    Paul sah ihn erstaunt an. »Ich soll Deuerleins Spitzel sein? Wie kommen Sie denn auf solche absurden Ideen?«
    Tobias Miene verfinsterte sich, als er nachfragte: »Arbeiten Sie für ihn? Ja oder nein?«
    »Nein, warum sollte ich?«, stellte Paul klar, machte dann aber das Zugeständnis: »Nun, Sie mögen in gewisser Weise recht haben, weil mich Deuerlein für einige Werbefotos engagiert hat.«
    Tobias trat mit seinem rechten Motorradstiefel auf die Fliesen. »Da haben wir’s! Sie sind einer von Deuerleins Lakaien! Sie erledigen für ihn die Drecksarbeit.«
    »Aber, aber!« Paul hob die Hände. »Ich

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