Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Umweltminister tritt gern mal in die Pedale, tut dies aber am liebsten heimlich.« Nun drückte Blohfeld seinen Finger auf den fünften Absatz des Berichts. Dort stand zu lesen:
»... legt Staatssekretär Rode gern mal seine Amtswürden ab. ›Wenn ich auf dem Rad unterwegs bin, möchte ich nicht als Politiker erkannt werden‹, so Rode gegenüber unserer Zeitung. Er ziehe es vor, inkognito durch seine Stadt zu radeln, um unverfälschte Eindrücke sammeln zu können und nicht auf Schritt und Tritt von Beobachtern verfolgt zu werden. Besonders gern ist Rode in der Nürnberger Peripherie unterwegs, zum Beispiel am Schmausenbuck, in den Pegnitzauen und im Knoblauchsland...«
Katinka schnappte nach Luft: »Sie glauben nicht ernsthaft, dass Sie sich damit aus der Affäre ziehen können?«, fragte sie aufgebracht und starrte den Reporter immer noch böse an.
»Doch«, sagte dieser unverfroren und fand zu gewohnter Stärke zurück. »Ich glaube sogar, dass dieser Archivtext den entscheidenden Hinweis liefert.«
Katinka griff sich das Papier und wedelte damit vor der Nase des Reporters. »Dieser Wisch besagt gar nichts. Nichts ist damit bewiesen!«
Blohfeld bewahrte die Ruhe. »Mag sein, mag auch nicht sein. Ich an Ihrer Stelle würde die Reifenabdrücke, die am Tatort gesichert worden sind, mit denen von Martin Rodes Rennrad vergleichen. Oder ihn eben gleich zum Gentest antreten lassen. Aber das trauen Sie sich ja sowieso nicht.«
Katinka, noch immer glutrot, fuhr ihn an: »Ich lasse mir von Ihnen nicht vorschreiben, was ich zu tun oder zu lassen habe. Ganz bestimmt nicht!«
Paul erkannte Katinkas Furcht vor einer entsprechenden Instruktion an die Kripo. Denn Rode verfügte zweifelsohne über einen heißen Draht nach ganz oben und würde ihr bei einem falschen Verdacht schwer zu schaffen machen, wenn nicht sogar ihre Karriere zerstören.
Trotzdem entschied er sich dazu, ihr Mut zu machen, dem Hinweis nachzugehen - und damit Blohfeld zwangsläufig den Rücken zu stärken.
16
Fürth, Gustavstraße: Das gemütlich einladende Flair der Kneipen-Meile passte so gar nicht zu der Umgebung, die Paul als adäquaten Wohnsitz für Axel Bär ausgesucht hätte. Doch sein momentanes Hassobjekt Nummer eins besaß offenbar genügend Stilgefühl, um eine schnuckelige Wohnung im Dachgeschoss eines der alten Fachwerkhäuser sein Eigen zu nennen.
Als Paul von seinem grimmig und vor allem argwöhnisch dreinschauenden Kollegen eingelassen wurde, relativierte sich Pauls positiver Eindruck sehr schnell wieder. Zwar war die Einrichtung relativ geschmackvoll, die vielen Poster an den Wänden aber umso geschmackloser.
»Hoppla!«, rief Paul aus, als er sich umsah. »Bei dir ist der Eintritt wohl erst ab 18 erlaubt, was?«
Bär, dessen rundlicher Körper in einer ausgewaschenen Jeans und einem zu engen T-Shirt steckte, das den Blick auf einen schmalen Streifen seines käsigen Bauchs freigab, stellte sich demonstrativ vor eines der offenbar von ihm selbst geschossenen Bilder. »Ich mache eben keine Lillifee-Bildchen für Verklemmte wie du es tust, Flemming. Wenn meine Models Probleme damit haben, sich zu zeigen, wie Mutter Natur sie schuf, dann haben sie ihren Job falsch verstanden und fliegen bei mir raus. Zackbumm!« Bär machte keine Anstalten, Paul einen Sitzplatz anzubieten, sondern fragte: »Was willst du von mir? Warum bist du überhaupt hergekommen? Ich mag keinen Besuch ohne Anmeldung.«
»Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schau einfach mal rein«, log Paul, der zwar auf gut Glück, aber keineswegs ungeplant nach Fürth gefahren war. Er wollte endlich für Klarheit sorgen und herausfinden, ob es sich bei Bär um den randalierenden Motorradfahrer handelte oder eben nicht.
»Ach, jetzt dämmert’s mir«, kam Bär schnell selbst auf die Antwort. »Du warst es, der mir die Bullen an den Hals gehetzt hat! Du bist dir nicht zu blöd, um mich für diesen Brandanschlag am Hauptmarkt verantwortlich zu machen!«
»Und für mein Jauchebad«, ergänzte Paul.
»Das wird ja immer schöner.« Bär ballte die Hände. »Ich habe keine Ahnung, von was du redest, aber wenn du so scharf darauf bist, dich mit mir anzulegen, kannst du das haben! Komm nur her!« Er schwang seine Fäuste.
Paul hob die Hände, allerdings mit gespreizten Fingern. »Ich will mich nicht mit dir prügeln, Axel. Alles, was ich möchte, ist ein klärendes Gespräch. Zweimal ist mir von einem Mann in Biker-Kombi übel mitgespielt worden. Du bist der einzige
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