Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
strikt verboten!«, herrschte sie ihn an.
»Was blieb mir denn anderes übrig?«, murrte Blohfeld mit nach unten gerichtetem Blick. »Ich habe zwar meine Quellen im Präsidium und im Gericht, aber die beste war bisher ein gewisser Fotograf. Doch seit Sie beide geheiratet haben, ist aus Flemming ja kein Wort mehr herauszubekommen. Da musste ich mir irgendwie helfen.«
»Aber doch nicht, indem Sie illegale Abhörtechnik einsetzen!«
Blohfeld betrachtete seine eigene Errungenschaft sorgfältig, bevor er erwiderte: »So ein Gerät können Sie bei jedem Elektronikhändler kaufen. Ich habe meines im Internet ersteigert. Für schlappe 20 Euro.«
»Trotzdem sind Wanzen verboten!«, beharrte Katinka.
»Da muss ich Sie korrigieren, Verehrteste. Man darf in Deutschland Abhörgeräte aller Art käuflich erwerben. Vom Babyfon bis zum Richtmikrofon - alles ist im freien Handel zu haben.«
Katinka bekam rote Backen. »Aber Sie dürfen diese Geräte nicht gegen den Willen anderer Leute einsetzen. Und das wissen Sie genau, Herr Blohfeld!«
Paul, dem siedend heiß bewusst wurde, dass der Reporter höchstwahrscheinlich nicht nur fallbezogene, sondern auch private Gespräche belauscht hatte, fragte: »Was haben Sie noch alles mitgeschnitten? Was steht morgen in der Zeitung über den Mord - und womöglich über das Privatleben einer gewissen Oberstaatsanwältin?«
Blohfeld verscheuchte eine anzügliche Grimasse aus seinem Gesicht, kaum dass sie sich gebildet hatte: »Nichts. Kein Sterbenswörtchen. Sowas wäre unter meinem Niveau.«
»Ach, es gibt noch eine Ebene unter Ihrem Niveau?«, fragte Katinka bissig. »Ich dachte, das wäre bereits ganz tief im Keller.«
»Was mich noch interessieren würde«, knüpfte Paul an, »sind wir denn nur hier in meiner Wohnung von Ihnen abgehört worden? Es gab doch einen Artikel über das am Tatort gefundene Haar. Wenn ich mich recht entsinne, haben Katinka und ich uns darüber im Goldenen Ritter unterhalten und nicht bei mir daheim - erinnerst du dich, Kati?«
Blohfeld rieb sich ertappt das Kinn. Dann ging er zielstrebig zur Garderobe und fingerte an Pauls Trenchcoat herum. Zurück kam er mit einem erbsengroßen Gebilde, das er auf seiner Handfläche präsentierte. »Die haben Sie bei Ihrer Suche wohl übersehen.«
»Das ist ja wohl die Höhe!«, rief Katinka mit schriller Stimme. »Sogar unsere Kleider sind verwanzt! Damit haben Sie endgültig verspielt, Blohfeld!«
Sie machte Anstalten, ihr Handy zu zücken, und murmelte etwas von »die Polizei verständigen«. Paul jedoch wollte eine übereilte Reaktion verhindern. Er legte Katinka sanft die Hand auf den Arm, als er sich zu einem Kompromissvorschlag aufraffte. »Sehen wir es doch mal so: Blohfeld hat mich oder uns abgehört. Das ist eine Schweinerei, egal, ob erlaubt oder unerlaubt. Aber mir kommt es nicht darauf an, irgendwelche juristischen Schritte einzuleiten. Dafür kennen wir uns einfach viel zu gut. Andererseits: Irgendeine Art der Abbitte muss er leisten, finde ich.«
Katinka hingegen wollte sich damit nicht zufrieden geben, hielt ihr Handy fest in der Hand und rechnete laut alle möglichen Höchststrafen gegen den Reporter zusammen.
Blohfeld selbst entschärfte die Situation, indem er ein zerknülltes Stück Papier aus seiner Hosentasche zog. »Lady and Gentleman«, sagte er und breitete das Papier auf dem Tisch aus. »Ist es okay, wenn ich dieses Dokument in den Ring werfe, um mich freizukaufen?«
Katinka starrte erst Blohfeld und Paul an, dann das Papier. Es handelte sich um die Kopie eines Zeitungsartikels.
»Wie ihr seht, geht es hier um Martin Rode«, holte Blohfeld aus. »Das habe ich aus dem Archiv gefischt. Eine Personality-Story, gute drei Jahre alt. Da hat sich der Staatssekretär mal von seiner privaten, persönlichen Seite gezeigt.« Er tippte mit dem Daumen auf eines der abgedruckten Fotos. »Hier ist er mit seiner Familie zu sehen. Ein netter Papi, oder?« Er zeigte auf ein anderes Bild: »Da sitzt er an seinem Schreibtisch in München, Staatskanzlei.« Seine Hand strich über den Papierbogen und schwebte über einem dritten Bild. »Schaut mal, was er hier macht!«
Paul sah genau hin, denn Rode war auf dieser Aufnahme kaum zu erkennen, da sein Kopf zur Hälfte von einem Helm verborgen wurde. »Er fahrt Rad«, stellte er fest, ohne sich im ersten Moment der Tragweite seiner Aussage bewusst zu werden.
Blohfeld nickte eifrig. »Genau! Rode fährt Rad!« Er sah sich nach Lob heischend um. »Der künftige
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