Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
bin Fotograf und habe keine Ahnung, was Sie sich unter ›Drecksarbeit‹ vorstellen.«
»Das habe ich doch schon gesagt: Sie spionieren für ihn. Horchen die Leute aus. Bereiten ihm den Weg.«
»Deuerlein den Weg bereiten - wofür denn?«
»Dafür, dass er seine Tentakel weiter ausstrecken und noch mehr Grundbesitz an sich reißen kann!«, rief Tobias aufgebracht.
»Ruhig, Bub«, ermahnte ihn der Vater. »Lass dich nicht reizen.«
»Ich will niemanden reizen«, stellte Paul klar. »Aber ich lasse mich auch nicht zu Unrecht in Misskredit bringen. Reden Sie weiter, Tobias. Was haben Sie mir vorzuwerfen? Und warum haben Sie den Gemüsestand in Brand gesetzt?«
Tobias’ Augen glühten, als er sich rechtfertigte: »Deuerlein und seine Schergen haben es nicht besser verdient! Er macht unserer Familie seit Jahren die Hölle heiß! Tagein, tagaus das gleiche Lied. Deuerlein übte Druck auf uns aus. Er versuchte mit allen Mitteln, uns klein zu kriegen, alles kaputt zu machen.«
»Es geht um Ihr Ackerland, ja?«, erkundigte sich Paul. »Um Ihren Grund und Boden. Den wollte er unbedingt haben, richtig? Ist das der Auslöser dafür, dass Sie zu dermaßen rabiaten Methoden gegriffen haben?«
Tobias zögerte kurz und hob zu einer weiteren Erklärung an. Doch sein Vater kam ihm zuvor, indem er bestätigte: »Deuerlein hat es sich in den Kopf gesetzt, sich unseren Besitz unter den Nagel zu reißen, um noch mehr und noch größere Gewächshäuser für seine Hydrokulturen bauen zu können.«
Tobias legte seinen Arm um die Schulter seines Vaters. »Meine Familie hat unter diesem Druck seit geraumer Zeit gelitten. Selbst nach Friedas Tod wollte Deuerlein keine Ruhe geben, denn er kennt keine Grenzen. Aber ich wollte nicht länger mit ansehen, wie mein Vater leidet und am Ende doch noch einknickt. Ich wollte diesem Bastard einen Denkzettel verpassen. Eine Lektion, die er so bald nicht wieder vergisst.«
Paul, der die offene Beichte des jungen Mannes anerkennenswert fand, vergewisserte sich: »Sie geben also alles zu?«
»Ja, und ich stehe zu meinen Taten. Genauso wie zu den Graffitis und den eingeschmissenen Scheiben an Deuerleins Treibhäusern.«
Welche Graffitis und was für Scheiben, fragte sich Paul. Doch ehe er nachhaken konnte, ging der Vater dazwischen:
»Tobias, jetzt ist Schluss! Du bringst dich in Teufels Küche«, fuhr er seinen Sohn an. Mit ruhiger, beinahe unterwürfiger Stimme wandte er sich danach Paul zu: »Was wollen Sie nun tun, nachdem Sie Bescheid wissen?« Er fasste nach seiner Hosentasche und beförderte ein angegriffenes ledernes Portemonnaie zutage. »Wäre es für Sie damit getan, wenn ich Ihnen als Entschädigung für die Sache mit der Jauchegrube 50 Euro gebe? Nicht? Dann sagen wir 100?«
Paul war nicht verärgert oder empört über diesen plumpen Versuch einer Wiedergutmachung, sondern eher betrübt. Der alte Bauer tat ihm leid. »Nein, Herr Bruns«, sagte er. »Das wird nicht möglich sein. So leicht lässt sich das nicht aus der Welt räumen. Vor allem der Brandanschlag kann nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden, das muss Ihnen doch klar sein.«
»Aber das war doch nicht Ihr Schaden!«, fuhr Bruns ihn an. »Das geht Sie gar nichts an.«
»Das sehe ich anders«, meinte Paul. »Und was die Sachbeschädigung durch Graffiti und Fensterbruch anbelangt, so müssen Sie ...«
»Gar nichts müssen wir!« Bruns wirkte jetzt sehr ungehalten. »Das hat Tobias nicht getan, er ist unschuldig. Das war bloß ein dummer Streich von ...«
Tobias stellte sich zwischen seinen Vater und Paul. »Still, Papa!«, bestimmte er. »Ich weiß, dass du es gut meinst. Aber du machst alles nur schlimmer. Herr Flemming hat recht: Ich muss mich der Polizei stellen und die Verantwortung für das übernehmen, was ich getan habe.«
»Aber, Bub, tu das nicht! Sonst kommst du ins Gefängnis!« Bruns Ausruf war mehr ein Flehen. »Die werden dich nicht weiter studieren lassen. Dein ganzes Leben ist dann verpfuscht. Hör auf mich: Lass das ganze Elend hinter dir, geh weg aus Nürnberg, weit weg!«
Paul wäre am liebsten im Boden versunken, um das persönliche Drama dieser Familie nicht noch weiter anzuheizen. Doch das konnte er nicht. »Das ist keine Lösung«, sagte er schweren Herzens. »Wenn nach Tobias gefahndet wird, dann auch in jeder anderen Stadt. Weglaufen nutzt nichts. Aber ich denke nicht, dass er ins Gefängnis muss. Er ist doch nicht vorbestraft und steht wegen des Todes seiner Schwester unter einer
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