Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paul sucht eine Frau

Paul sucht eine Frau

Titel: Paul sucht eine Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Morawek
Vom Netzwerk:
bilden ein weißbraunes Mosaik auf dem Boden. Lara hat sofort einen Lappen zur Hand.
    »Oh, Paul. Du Armer.«
    »Geht schon wieder.«
    »Und was wolltest du mir erzählen?«, fragt sie, als sie in die Hocke geht, um die Scherben zusammenzukehren.
    »Äh. Ach. Ist nicht so wichtig. Mit deiner Neuigkeit kann ich nicht mithalten.«
    Lara erhebt sich und umarmt Paul.
    »Ich freue mich so!«

10
     
    Die zwei Kameraakkus sind geladen. Das Aufsteckmikro ist bereit. Die SD-Karten zur Aufnahme sind geleert. Lara sortiert ihre Filmausrüstung in der großen Tragetasche. Heute Abend wird sie die Kamera zum ersten Mal zum Rugby-Training mitnehmen.
    Nur Paul wirkte nicht sehr begeistert, als sie ihn gestern gefragt hat, ob das für ihn okay ist. Eingewilligt hat er trotzdem. Vielleicht liegt das an seiner Schüchternheit und er traut sich nicht, ihr seine Meinung zu sagen. Aber was soll so schlimm daran sein, wenn sie ihn beim Training filmt?
    Paul ist sowieso sonderbar in den letzten Tagen. In den ersten zwei Wochen, die sie bei ihm war, verhielt er sich ihr gegenüber regelrecht pampig. Doch auf einmal ist er wie ausgewechselt. Jetzt wuselt er ständig um sie herum und will sich mit ihr unterhalten.
    Mit dem Job und ihren Aufgaben bei ihm hat Lara sich mittlerweile abgefunden. Anfangs dachte sie, sie müsse ihm auch beim Stuhlgang assistieren, aber das bekommt Paul alleine hin. Wie genau er das macht, davon hat sie immer noch keine Ahnung. Irgendwann muss sie ihn dazu ausfragen, nur wie? Stuhlgang ist da, wo sie herkommt, kein typisches Thema für Tischkonversation.
    Sie ist also ebenfalls ein wenig schüchtern, muss sie sich eingestehen. Zumindest wenn es um intime, medizinische Fragen geht. Lara hatte in ihrem ganzen Leben noch keinen Kontakt zu Behinderten. Mal abgesehen von ihrem Klassenkamerad Marco, der schon in der Grundschule ein Hörgerät tragen musste. Aber das ist doch etwas ganz anderes.
    Bei ihren ersten Begegnungen mit Paul ist sie schnell ins Schwitzen geraten. Wie gibt man einem Rollstuhlfahrer die Hand? Es ist ihr mittlerweile ein bisschen peinlich, aber als Paul ihr das erste Mal die Hand hingestreckt hat, traute sie sich nicht seinen Handschlag zu erwidern. Die Finger hingen schlaff herab und sie wusste nicht, ob sie ihm nicht wehtut, wenn sie seine Hand drückt. Das ist natürlich Unsinn, wie sie jetzt weiß. Paul ist genauso stabil, wie jeder andere Mensch. Nur, dass seine Handflächen taub sind. Sie hätte also so fest zudrücken können wie ein Nussknacker.
    Eine andere große Herausforderung für sie war zu erkennen, wann ein Rollstuhlfahrer ihre Hilfe benötigt und wann er eine Sache alleine erledigen kann. Lara ist schnell aufgefallen, dass Paul in dieser Beziehung gereizt reagiert. Seither wartet sie, bis er sie bittet, etwas für ihn zu erledigen. Das entspannt die Situation. Und als sie neulich einer Radfahrerin, die darüber richten wollte, ob Paul allein über die Straße gehen kann oder dafür Hilfe benötigt, spontan einen Spruch gedrückt hat, da hatte sie den Eindruck, dass sie in Pauls Gunst ein kleines Stück gestiegen ist. Das ist gut. Schließlich hat sie den Job nicht nur wegen des Geldes angenommen. Was sie nicht aus den Augen verlieren darf, ist ihr Filmprojekt. Und dafür ist sie auf Pauls Wohlwollen angewiesen.
    Immerhin hat sie einen Unterstützer für ihren Film gefunden. Nachdem Lara klar geworden war, dass sie Geld brauchen würde, um eine professionelle Tonmischung von einem Profi erstellen zu lassen und um den Film später als digitale Kinokopie umwandeln zu lassen, die auf allen digitalen Kinoprojektoren abgespielt werden kann, hat sie sich lange Gedanken gemacht, wer Interesse haben könnte, ihr Projekt zu unterstützen.
    Zufällig erhielt sie eine Postsendung ihrer Krankenkasse. Diese lud zu einer Kinoveranstaltung im Capitol in Mannheim ein. Gezeigt wurde ein Dokumentarfilm über psychische Probleme. Begleitet von einem Rahmenprogramm mit einem Kurzvortrag einer Psychotherapeutin und einer anschließenden Diskussionsrunde mit Selbsthilfegruppen.
    Lara rief bei der Krankenkasse an. Dort hieß es, die Filmvorführung sei auf den Vorschlag eines filmbegeisterten MDK-Mitarbeiters zustande gekommen. Ein gewisser Herr Richter. Als Lara mit ihm telefonierte, fand sie schnell heraus, dass dieser auch für die Überprüfung von Paul verantwortlich war.
    Herr Richter war begeistert von ihrem Filmkonzept, als sie ihn in seinem Büro besucht hat. Er hat ihr versprochen, die Idee bei

Weitere Kostenlose Bücher