Paula geht
in einem Nebensatz erwähnt.“
„Hubert, na der war ja schon immer bekannt für seine extraordinären Ideen. Von denen du einige ausbaden musstest, wenn ich dich erinnern darf.“
Da hatte ihre Mutter recht. Ihrem Exmann Hubert war es unter anderem zu verdanken, dass sie vor vielen Jahren Privatinsolvenz anmelden mussten, weil dessen Geschäftsidee der personalisierten Fußmatten leider nicht viel taugte. Oder vielleicht taugte auch der Geschäftsmann nicht so viel. Zumindest wusste sie seitdem, dass sie richtig sparsam leben konnte, wenn sie wollte. Das Telefonat mit ihrer Mutter hatte Paula nur darin bestärkt, dass sie jetzt mal dran war mit den sonderbaren Ideen.
Kapitel 4
Paula stieg aus dem Bus und ließ ihren Blick erschöpft über die weiten Ebenen der mecklenburgischen Seenplatte schweifen. Die Hydrauliktüren hinter ihr zischten und schon stand sie allein auf weiter Flur. Alte Gaslaternen konnten die trübe Dorfstraße nur mäßig erhellen und Paula fröstelte. Sie zog ihre dick gefütterte Strickjacke enger über der Brust zusammen. Sie liebte diese Jacke, aber leider sah sie darin aus wie ein Sack Kartoffeln auf zwei Beinen. Aber hier musste sie definitiv keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. Die Häuser duckten sich hinter kleinen Vorgärten, vom Renovierungsschub in den neuen Bundesländern war hier nichts zu merken.
Paula kramte den Zettel mit der Adresse der kleinen Pension aus ihrer Tasche. Nur dass hier weit und breit niemand zu sehen war, den sie fragen konnte. Sie war so müde wie schon lange nicht mehr. Bist halt nichts mehr gewöhnt, dachte sie, so als Arbeitslose, die ein bisschen auf anderer Leute Häuser aufpasst, kommst du schnell an deine Grenzen. Kurzerhand klingelte sie bei einem der grauen Häuschen, das eine Willkommens-Fußmatte vor der Tür liegen hatte. Hundegebell ertönte, dann schwere Schritte und ein strubbeliger grauer Schopf streckte sich durch den Türspalt, während der Rest des Mannes versuchte, einen aggressiv sabbernden Riesenhund zurückzuhalten.
„Was gibt’s?“, fragte er mäßig freundlich.
„Bitte, können Sie mir sagen, wo ich die Pension Weinbrenner finde?“
„Straße runter, zweite links.“ Und bevor Paula sich bedanken konnte, hatte er schon die Tür zugeknallt.
Netter Empfang hier, ganz herzliche Gegend scheint das zu sein, grummelte Paula, während sie ihre schwere Tasche die Straße hinunterschleppte. Die Häuschen ließen sich wirklich kaum voneinander unterscheiden, das hätte sie hier so nicht vermutet. Sie hatte immer gedacht, hier wäre alles voller alter, idyllischer Bausubstanz, die nur darauf wartete, reanimiert zu werden.
Auf ihrem Zimmer angekommen, ließ sie sich auf das Bett fallen und musterte ihre Bleibe für drei Tage. Es war immerhin warm und fast anheimelnd im gelben Licht der alten Deckenlampe. Vermutlich würde es morgen ganz anders aussehen. Aber schließlich wollte sie ja nicht hier einziehen. Kaum hatte sie sich noch zu einer Katzenwäsche aufgerafft, da sank sie schon in einen traumlosen Schlaf, der jäh von ihrem Handywecker beendet wurde.
Im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie war. Die Sonne blinzelte durch blitzblanke Einfachglasscheiben, bei deren Fassung verschiedene Farbschichten um die Wette abblätterten. Nach dem kurzen Duschtest, bei dem ihr lediglich eine braune Brühe entgegentröpfelte, zog sie sich warm an und machte sich auf den Weg in das Frühstückszimmer.
Die Zimmerwirtin begann in einem nahezu unverständlichen Dialekt auf sie einzureden, als hätte sie schon jahrelang mit niemandem mehr gesprochen. Paula nickte freundlich zwischen zwei Bissen Brötchen mit hausgemachter Marmelade, deren Früchte sie leider weder durch Geschmack noch durch die Farbe identifizieren konnte. Dabei seufzte sie ab und zu und lächelte immer wieder. Das hatte sie sich von einer Putzfrau in der Klinik abgeschaut. Und sie fand, damit war das Spektrum der menschlichen Kommunikation umfassend abgedeckt. Allerdings sah Frau Weinbrenner sie an und schien auf eine Antwort zu warten.
Paula wagte einen Versuch. „Ich komme aus Frankfurt, das war eine Weltreise gestern durch ganz Deutschland.“ Das schien zu genügen, denn Frau Weinbrenner redete weiter und weiter, während sie ihre Zimmerpflanzen versorgte. Diese übernahmen langsam die Herrschaft und krochen mit ihren Aus- und Ablegern in jeden verfügbaren Raum, selbst um Paulas Stuhl hatten sich bereits grüne Tentakel gewunden. Paula erinnerte das verdächtig an
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