Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
sein und auch ihrem Baby das Beste geben kann!«
Sie rief mich an, um mir mitzuteilen, die Gazette werde ihr ein astronomisch hohes Honorar dafür bezahlen, dass sie eine Kolumne über aufregende Mamas schreibt. Habe ein paar reinigende Atemübungen gemacht, um das in mir aufsteigende seltsame Neidgefühl zu unterdrücken. War aber vergeblich. Vielleicht wirken sie ja nur bei Multimillionärinnen mit eigenem Privatflugzeug, wie Oprah eine ist. Nach dem Telefonat eine ganze Packung Jaffa Cakes verschlungen. Wahrscheinlich ist mir durch meine geheimnisvolle Erkrankung der Blutzuckerspiegel abgesackt. Könnte auch sein, dass ich wegen des neuen Starruhms meiner besten Freundin eine klinische Depression entwickle.
PS: Heute Unmengen von Rechnungen in der Post. Habe sie fürs Erste hinter den Brotkasten gestopft, bis mir einfällt, wie wir elektrischen Strom und Müllabfuhr bezahlen sollen. Bedaure inzwischen, keine Komposttonne angeschafft zu haben. Wäre praktisch gewesen, um die Beweise auf umweltfreundliche Weise zu vernichten.
11. April
Mrs H. bis zur Unkenntlichkeit verändert. Heute war sie in ein T-Shirt mit der Aufschrift » Stolze Schwulenmama« gehüllt. Außerdem hat sie sich angewöhnt, Flaschen voller Quellwasser mit sich herumzuschleppen, und trägt eine Gürteltasche, die Broschüren der Schwulenbewegung enthält.
» Warum hast du dieses T-Shirt an, Oma?«, fragte Katie und betastete es ehrfürchtig.
» Weil es wichtig ist, für seine Rechte einzutreten, mein Kind. Das darfst du nie vergessen«, erwiderte Mrs H.
» Okay«, meinte Katie zweifelnd. » Kannst du mir auch so ein T-Shirt besorgen?«
Anruf von David. » Ich glaube, Mum dreht allmählich durch«, sagte er.
» Warum?«, erkundigte ich mich. Dabei überlegt, ob der Zeitpunkt geeignet war, um ihn darauf anzusprechen, dass Joe und ich ihm in London bald einen Kurzbesuch abstatten wollen.
» Ständig ruft sie an, um zu beteuern, dass sie mich unterstützt«, erwiderte er. » Wenn ich mir noch eine Tirade über die Scheinheiligkeit der Kirche anhören muss, lege ich mir eine Geheimnummer zu.«
» Sie will dir doch nur helfen«, erklärte ich ihm. » Ihr Verhalten an Weihnachten tut ihr aufrichtig leid.«
» Inzwischen ist es mir fast lieber als das, was sie jetzt veranstaltet«, schimpfte er. » Diese Lobeshymnen sind mir unheimlich. Mit ihren Litaneien und Vorurteilen komme ich besser klar. Da weiß ich wenigstens, woran ich bin.«
12. April
Louises erste Kolumne heute in der Gazette erschienen. Ihr Foto füllte fast die halbe Seite. » Ist das die aufregendste Mama Irlands?«, lautete die Schlagzeile. Der Artikel erläuterte, wie man auch mit einem Neugeborenen glamourös und gepflegt aussehen kann.
Sie sollte vorsichtiger sein. Dass sie kurz nach Dargans Geburt schon so schlank und sexy ist, könnte sich negativ auf ihren wirtschaftlichen Erfolg auswirken. Werde das vielleicht bei unserem nächsten Gespräch erwähnen.
PS: Überlege, ob wir uns eine Solaranlage anschaffen sollen. Wahrscheinlich würden unsere Energierechnungen dadurch sinken, denn zu meinem Entsetzen scheint alle fünf Minuten eine neue einzutreffen.
13. April
Den Tag damit verbracht, den Kindern einzubläuen, was sie Mum und Dad während ihres Aufenthalts erzählen dürfen und was nicht. Meine Eltern sollen auf gar keinen Fall von unserer derzeitigen unsicheren Lage und der Krise erfahren. Habe eine Liste der unter allen Umständen zu vermeidenden Themen angefertigt und an die Pinnwand gehängt. (Wäre vermutlich wirksamer, wenn Katie und Jack schon lesen könnten, aber ich glaube, sie haben das Prinzip verstanden.)
Liste der unter allen Umständen zu vermeidenden Themen:
Joes derzeitige Lieblingsbeschäftigung, selbst gemachte Tagliatelle zu rollen.
Joes unablässige Versuche, die perfekte crème brûlée hinzukriegen.
Joes merkwürdige Heldenverehrung des Promi-Kochs Heston Blumenthal.
Überhaupt alles, was mit Joes abstruser Idee zu tun hat, eine erfolgreiche Karriere hinzuwerfen, seinen Träumen zu folgen und absurderweise nach dem Sinn des Lebens zu suchen.
Bin nicht sicher, ob es klappen wird, denn Joe verweigert die Mitarbeit. » Ich finde, wir sollten ihnen reinen Wein einschenken, Susie«, sagte er. » Ich habe keinen Grund, mich zu schämen. Koch ist ein ehrenwerter Beruf.«
Habe ihm nicht geantwortet, dass es ein ehrenwerter Beruf sein mag, wenn man ein kulturelles Phänomen ist und in Werbespots für Sainsbury’s auftritt. Bei einem Amateur in
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