Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Mum am Telefon. » Dad hat die Flüge gestern Abend im Internet gebucht. Ist das nicht wunderbar? Wir können uns ein paar schöne Tage machen.«
Todesangst. Habe Mum nämlich noch nicht gebeichtet, dass Joe schrullig geworden ist und uns nicht mehr ernähren will. Hoffe, dass ich den Eindruck einer glücklichen Familie vermitteln kann, damit sie keinen Verdacht schöpfen. Allerdings wird ihnen das viele Selbstgebackene sicher auffallen– und sie wissen, dass Kochen nicht meine Stärke ist.
PS: Auf dem Treppenabsatz stinkt es wegen der übergelaufenen Toilette gottserbärmlich. Eine Ewigkeit auf Händen und Knien verbracht, um die nassen Stellen mit dem Reiseföhn zu trocknen. Absolut zwecklos. Rede nicht mehr mit Joe. Morgen fängt sein alberner ganztägiger Kochlehrgang an. Bin fest entschlossen, die lächerliche Posse zu ignorieren.
8. April
Heute Morgen beim Aufbruch wirkte Joe so glücklich wie seit Jahren nicht mehr. Muss zugeben, dass die Kochmütze tatsächlich niedlich aussieht und sein Haar sehr hübsch darunter hervorlugt. Habe es ihm natürlich nicht verraten. Muss ihn unter allen Umständen daran hindern, diesen idiotischen Traum weiterzuverfolgen. Habe ihm auch nicht an der Tür nachgewinkt, aber gehört, wie Danni ihn in ihrem gebrochenen Englisch ermutigt hat.
Tag entwickelte sich noch entsetzlicher, als Louise mich im Sender anrief, um mir mitzuteilen, sie habe einen völlig schwachsinnigen Preis gewonnen: » Aufregendste Karrieremutter des Jahres«.
» Wer hat dich denn vorgeschlagen?«, erkundigte ich mich. Habe mich so flau gefühlt, dass ich das zweite Wurstbrötchen nicht mehr heruntergebracht habe.
» Ich selbst natürlich«, begeisterte sie sich. » Das ist eine großartige Werbemaßnahme für meine neue Firma. In ein paar Tagen will die Gazette einen ganzseitigen Artikel über Dargan und mich bringen. Der perfekte Start.«
Muss mich fragen, ob zwischen Louise und mir vielleicht eine dieser zerstörerischen Beziehungen besteht, von denen Oprah immer redet. Sie scheint sich an meinen Unsicherheiten zu weiden, während ich sie stets in ihren Zielen und Absichten unterstütze. Außerdem liegt ihr offenbar viel daran, mich zu überflügeln. Es kann kein Zufall sein, dass sie plötzlich diese tolle Geschäftsidee hat, wenn ich endlich beruflich erfolgreich bin (so einigermaßen wenigstens).
PS: Joe kam sehr zufrieden mit sich nach Hause. Er trug eine gestreifte Schürze mit der riesigen Aufschrift » Der geborene Koch«. Ihm die kalte Schulter gezeigt.
PPS: Kalkuliert, dass mein Monatsgehalt etwa ein Fünftel unserer Fixkosten deckt. Hoffe auf einen schweren mathematischen Fehler. Joes riesiger Hightech-Rechner ist wirklich sehr schwierig zu bedienen.
9. April
Danni ermutigt Joe in seinen abenteuerlichen Plänen, ein Meisterkoch zu werden. » Dieses pain au chocolat ist ein Gedicht, Joe!«, jubelte sie, als er die jüngsten Kostproben aus dem Kochlehrgang mit nach Hause brachte. » Probier mal, Susie.« Sie hielt mir das butterweiche (und ziemlich lecker aussehende) pain hin.
» Nein danke«, zischte ich. Finster das Gesicht verzogen, damit sie merkt, dass man Joe unbedingt aufhalten muss.
» Aber, Susie. Joe hat Talent!« Leidenschaftlich fuchtelte sie mit den Händen. » Er ist ein maestro. Hochbegabt!«
Schlechtes Gewissen wegen meiner Schwindeleien gehabt, als Joe errötete. Wenn er von der Kocherei nicht so abgelenkt wäre, wäre er mir schon vor Wochen auf die Schliche gekommen. Zum ersten Mal kontrolliert er nicht allwöchentlich das Scheckbuch. Außerdem hat er keine Ahnung, wie dramatisch unser Kontostand abgesackt ist.
Mein einziger Trost sind zwei Richtige im Mittwochslotto. Muss ernsthaft in Lottoscheine investieren, für den Fall, dass eine Glückssträhne unmittelbar bevorsteht.
10. April
Riesenbericht über Louise und Dargan im Lifestyle-Teil der Gazette. Habe den Verdacht, dass sie die Pose für das Foto im Vorfeld geübt hat– in ihrem knappen Top und den Jeans von Seven sieht sie aus wie Paris Hilton. Dargan sitzt grinsend auf ihrer Hüfte. » Die aufregendste Karrieremutter des Jahres«, lautet die Überschrift. In dem Artikel steht, dass Louise plant, die Umstands- und Stillmode in der westlichen Welt zu revolutionieren. » Frauen sollen in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht unattraktiv sein oder sich hässlich fühlen«, heißt es in dem affektiert wirkenden Text. » Meine neue Kollektion ist modisch und bezahlbar, damit jede Frau eine aufregende Mama
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