Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
innehalten ließ. Die eindringlichen Augen, die mir da entgegenstarrten, waren unverkennbar. Es war der einsame Vater, das Kinn in die Hand gestützt und mit Schlafzimmerblick. Die Pose sofort erkannt. Habe ihn letztes Jahr in der Krabbelgruppe so oft deshalb angehimmelt.
» Pikantes Erstlingswerk erobert die Welt der Bücher im Sturm!«, verkündete die Schlagzeile. » Dieses sensationelle Debüt wird sicher ein Bestseller«, hieß es weiter in dem Artikel. » Die Geschichte handelt von einer leidenschaftlichen und heimlichen Affäre zwischen der Hauptfigur, einem verheiratetem Mann, und seiner Geliebten, einer unscheinbaren Hausfrau mit ungeahntem Sexappeal, und basiert auf wahren Ereignissen. Seien Sie gewarnt– die eindeutigen Erotikszenen sind Dynamit!«
Den Artikel rasch in den Mülleimer geworfen, bevor Joe ihn findet. Sterbe vor Angst. Er meint doch hoffentlich nicht mich?
22. April
Bin schon wieder von einer geheimnisvollen Krankheit niedergestreckt worden. Habe den Verdacht, es könnte mit dem schweren Schock zusammenhängen, den ich erlitten habe, als ich den einsamen Vater und seinen Schlafzimmerblick in der Zeitung sah. Mich heute Vormittag in der Arbeit elend und vergrippt gefühlt und die Dutzenden von Briefen durchgeackert, die Elaine mir alle fünf Minuten über die Trennwand hinweg zuwarf. Glaube allmählich, dass sie an die Öffentlichkeit appelliert, mir doch bitte zu schreiben. Vielleicht verfasst sie die meisten dieser Briefe ja sogar selbst – manchmal ähneln sich die Handschriften auf unheimliche Weise.
Mich erschöpft nach Hause geschleppt. Joe saß mit einigen Lehrbüchern am Küchentisch, während Danni und die Kinder im Wohnzimmer MTV glotzten. Ihm Vorhaltungen gemacht, weil er Katie und Jack zusehen ließ, wie halbnackte Mädchen über den Bildschirm tänzelten. Aber er nickte nur und achtete nicht weiter auf mich. Er ist so glücklich mit seinem Kochlehrgang, dass er inzwischen in einer anderen Welt lebt. Vermutlich das Beste so. Bin nicht sicher, ob unsere Ehe es überstehen würde, wenn er wüsste, dass die als Roman getarnte Enthüllungsautobiographie des einsamen Vaters in allen Buchhandlungen ausliegt.
23. April
Mich heute morgen flau und schwindelig gefühlt. Glaube, der Stress, meine Flunkereien vor Joe geheim zu halten, wird mir allmählich zu viel. Vielleicht beginne ich ja bald, an grausigen Panikattacken zu leiden (offenbar geht es vielen Promis so, also wäre ich in guter Gesellschaft). Elaine angerufen und ihr mitgeteilt, ich läge praktisch im Sterben und würde nicht zur Arbeit kommen.
» Kann mir schon denken, dass Sie krank sind«, höhnte sie. » Es hat nicht zufällig etwas mit Ihrer lieben Freundin Angelica zu tun, oder?«
» Wovon reden Sie?«, fragte ich.
» Riskieren Sie mal einen Blick auf die Titelseite der Gazette, dumme Kuh«, zischte sie und knallte den Hörer auf.
Nach unten getaumelt, um die Zeitung zu holen. Auf der Titelseite ein verschwommenes Schwarzweißfoto von Angelica gesehen. Sie hatte die Arme um einen Mann gelegt, der ihrem Filmstar-Gatten in keinster Weise ähnelte.
» Amüsiert Angelica sich außer Haus?«, lautete die Schlagzeile. In dem Artikel hieß es weiter, sie habe sich mit ihrem heimlichen Geliebten angeblich in einem Landhaus getroffen. Der mysteriöse Mann sei vermutlich ihr persönlicher Fitnesstrainer. » James und Angelica hatten ihre Krisen«, wurde eine enge Freundin zitiert, » aber das ist vielleicht der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. James ist so aufbrausend. Er könnte sie aus dem Haus werfen und einen Sorgerechtsprozess um ihr einziges Kind, Brandon (5), vom Zaun brechen.«
Ein winziges Foto zeigte Brandon, das Gesicht unkenntlich gemacht, wie er gerade aus der Schule kam.
Zurück ins Bett gestolpert, um alles zu verdauen: Angelica hat unser Landhaus also nicht dazu benutzt, um die Beziehung mit ihrem Mann zu kitten, sondern um sich mit dem Adonis, der ihr Trainer ist, und weiß Gott mit sonst wem zu verlustieren. Monatelang hat sie mich angelogen. Sie sofort angerufen, um sie zu fragen, was hier gespielt wurde. Da keiner ranging, Louises Nummer gewählt.
» Ich fand sie noch nie sympathisch«, sagte sie.
» Du kennst sie doch gar nicht«, wandte ich ein.
» Richtig, aber ich habe für solche Dinge einen Riecher. Ich hatte immer den Eindruck, dass sie dich ausnützt. Und nun stellt sich heraus, dass sie ihre schäbigen Affären in deinem Landhaus ausgetobt hat. Wirklich geschmacklos.«
»
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