Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Könnte es nicht erstunken und erlogen sein? Paparazzi denken sich schließlich alles Mögliche aus, um die Seiten vollzukriegen. Die arme Katie Holmes haben sie schließlich auch in den Wahnsinn getrieben.« Wollte nicht vom Schlimmsten ausgehen.
    » Vielleicht«, meinte sie, klang allerdings nicht sehr überzeugt. » Jedenfalls ist da irgendetwas faul. Sonst hätte sie dich sicher angerufen.«
    Ratlos aufgelegt. Es muss einfach eine Erklärung geben. Bin sicher, dass ein völlig einleuchtender Grund dahintersteckt, warum es auf dem Foto so aussieht, als stecke Angelica ihrem Trainer die Zunge in den Hals. Sie braucht mich nur anzurufen, um es mir zu erzählen.
    PS: Für alle Fälle die Zeitung vor Joe versteckt. Bin sicher, dass er den verwilderten Garten als unseren erkennen würde, was zu den verschiedensten Problemen führen könnte. Zum Beispiel zu der Frage an mich, was die beiden überhaupt dort zu suchen hatten.
    PPS: Ein neuer Gedanke: Möglicherweise ist ja schon eine pikante Bettszene mit Angelica und ihrem Liebhaber im Internet. Dann wird unser Haus berühmt-berüchtigt. Ob sich sein Wert dadurch wohl über Nacht verdreifacht?

24. April
    War wieder in der Arbeit. Elaine hat den ganzen Tag damit verbracht, mich über die Trennwand hinweg hämisch anzugrinsen und leise Bemerkungen darüber fallen zu lassen, dass billige Flittchen immer zusammenhalten.
    Anruf von Louise. » Irgendwelche Neuigkeiten?«, erkundigte sie sich. » Hat die Schlampe sich schon bei dir gemeldet?«
    » Äh, noch nicht«, erwiderte ich bewusst ausweichend, nur für den Fall, dass Elaine mich belauschte. » Aber sie wird es sicher bald tun.«
    » Ja, davon bin ich überzeugt. Ach, und ich brauche ein Model für meinen Katalog mit Stillmode«, fuhr sie fort. » Hättest du vielleicht Lust dazu?«
    » Ich stille nicht, Louise«, antwortete ich. Mich dabei gefragt, ob sie nicht mehr richtig tickt, weil die Wahl zur aufregendsten Karrieremutter des Jahres sie um den Verstand gebracht hat.
    » Das macht nichts«, entgegnete sie. » Wir legen dir einfach ein Baby in den Arm. Dein Busen ist groß genug, um damit durchzukommen.«
    War stolz, da sie mich so attraktiv findet, dass ich mich zum Katalogmodel eigne (und sie hat recht: Mein Busen ist inzwischen wieder recht straff). Habe mir schon einen gewaltigen Honorarscheck vorgestellt, als sie meinem ohnehin schon kaum noch vorhandenen Selbstbewusstsein ungewollt den Todesstoß versetzte.
    » Natürlich kann ich es mir nicht leisten, dir etwas dafür zu bezahlen. Doch du bekommst ein paar Klamotten von mir. Ach, und übrigens fotografieren wir dich von der Seite. Du brauchst dir also wegen deines Gesichts keine Gedanken zu machen. Okay?«

25. April
    Habe unter der Fußmatte einen Brief von der Bibliothek gefunden. Nehme an, dass er schon eine Weile dort liegt (laut Poststempel mindestens einen Monat). Darin steht, dass sie mich verklagen werden, wenn ich das Postbote-Pat- Buch, das Jack sich vor einem Vierteljahr ausgeliehen hat, nicht sofort zurückgebe. Eine Stunde damit verbracht, das Buch überall zu suchen– sogar in der Mangel, wo Jack gerne seine Sachen versteckt. Aber vergeblich. Habe mich damit abgefunden, für eine Weile hinter Gitter zu müssen. Andererseits habe ich vielleicht Anspruch auf Prozesskostenhilfe.
    Eine willkürlich aus den Gelben Seiten ausgewählte Anwaltskanzlei angerufen, um mich zu erkundigen, ob ich zuerst Privatinsolvenz anmelden muss, um Prozesskostenhilfe zu bekommen. Ein schrecklich arroganter Kerl teilte mir mit, ich solle aufhören, seine Zeit zu vergeuden. Er würde nur richtige Fälle übernehmen, mit denen er ordentlich Geld verdient.
    » Heißt das, dass ich erst Opfer eines schweren und grausamen Verbrechens werden muss, damit Sie mich vertreten?«, empörte ich mich.
    » Genau«, entgegnete der Anwalt. » Oder Sie erleiden einen Unfall mit bleibenden Folgen. Melden Sie sich wieder, wenn Sie bei der Arbeit von einer Leiter stürzen.«
    Habe beschlossen, einen tragischen Arbeitsunfall herbeizuführen. Etwas, das mich vorübergehend an der Bewegungsfreiheit hindert, wäre optimal.
    Versuche, die Dinge positiv zu sehen: Zumindest kann es nicht mehr schlimmer kommen.

26. April
    Die Sonntagszeitungen strotzen von anrüchigen Behauptungen über Angelicas persönlichen Fitnesstrainer. In der Gazette behandelten die Seiten 22–26 ausschließlich seine unersättliche sexuelle Begierde und seine Angewohnheit, sich im Schlafzimmer als Zorro zu verkleiden.