Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
beichten, dass wir tausend Euro für eine Wohltätigkeitsauktion in Abendgarderobe hinblättern müssen (obwohl der erste Preis ein Maserati ist). Mich heute Abend dabei ertappt, wie ich an meinen Haaren kaute. Könnte jederzeit eine Zwangsstörung entwickeln.
19. November
Bin empört. Habe drei Ballettschulen angerufen, um mich nach den Anmeldevoraussetzungen für Katie zu erkundigen. Alle wollten wissen, ob sie bereits Erfahrung hat.
» Nun, sie ist erst fünf«, antwortete ich beim ersten Mal. War ein wenig erschrocken, weil man weiterreichende Kenntnisse von ihr erwartet, als zur DVD von High School Musical herumzuhopsen.
Die zweite Schule war bereit, sie auf eine Warteliste zu setzen, nachdem ich beteuert hatte, dass sie Unmengen von Naturtalent und Charme besitzt.
Die dritte– Veras Ballett- und Schauspielschule– erklärte sich widerstrebend zu einem Vorstellungstermin bereit. Musste allerdings zuerst davon schwärmen, dass Katie aussieht wie eine Miniaturversion von Hannah Montana, sich aber viel besser bewegt.
» Kommen Sie zur nächsten Stunde«, sagte die Lehrerin knapp und geschäftsmäßig. Sie schien nicht im Mindesten davon beeindruckt, dass sie vielleicht den nächsten Bühnen- und Leinwandstar unter ihre Fittiche nehmen darf. » Wir haben noch einen Platz frei, falls sie Talent hat.«
Beschlossen, mir in der Videothek Flashdance zu besorgen, damit Katie an ihrer Technik arbeiten kann. Vorbereitung ist alles.
PS: Anruf von Louise, als ich mir gerade die Stelle anschaute, in der die zur Sexbombe mutierte Schweißerin vor dem Prüfungskomitee wie eine Wahnsinnige herumspringt. » Ich glaube, meine Fruchtblase ist geplatzt, Susie«, lallte sie mit seltsam hoher Stimme.
Habe ihr empfohlen, sich zu entspannen. Als ob jetzt schon ihre Fruchtblase platzen könnte! Das Baby kommt doch erst in zwei Wochen.
20. November
Im Schockzustand. Habe um sechs Uhr morgens Louises Baby in der Familienkutsche auf dem Parkplatz des Krankenhauses entbunden. Dargan (fünf Kilo, zwanzig Gramm) geht es gut. Allerdings ist der Beifahrersitz der Familienkutsche kein erfreulicher Anblick. Befürchte, dass die Versicherung in so einem Fall nicht zahlt.
21. November
Meine heldenhafte Parkplatzentbindung hat es in die landesweiten Nachrichten geschafft! Joe meinte, heute sei vermutlich nicht viel los gewesen. Fand das ziemlich gemein von ihm.
Den Tag im Krankenhaus verbracht, wo ich von TV7 zu meiner Rolle in dem Drama interviewt wurde. Zum Glück hatte ich davor Gelegenheit, kurz nach Hause zu fahren und meine schmeichelhafteste Kombination aus schwarzem Polohemd und Stiefeljeans anzuziehen.
» Haben Sie befürchtet, dass es zu Komplikationen kommen könnte?«, fragte die Reporterin, nachdem sie mir den Tipp gegeben hatte, für die Zuschauer würde es interessanter sein, wenn ich von Todesangst sprach.
» Ja, ich hatte die schlimmsten Befürchtungen«, erwiderte ich. Mir auf die Lippe gebissen wie Tony Blair, wenn er unter Druck stand, um aufrichtiger zu wirken. » Aber ich habe mich zusammengenommen. Das Wichtigste war, dass Dargan wohlbehalten zur Welt kommt. Also habe ich meine Panik unterdrückt und die Ärmel hochgekrempelt.«
» Und war es eine sehr schwere Entbindung?«, hakte die Reporterin nach, wie wir es geprobt hatten.
» Ja, das war es«, entgegnete ich. Konnte sogar die wegen des dramatischen Effekts verlangten Tränen hervorquetschen. » Doch ich habe Louise bei ihren Atemübungen geholfen, und so haben wir es gemeinsam geschafft.«
Ich hielt es für überflüssig zu erwähnen, dass mir als Letztes die Atemübungen in den Sinn gekommen wären, als Louise während der gesamten Geburt aus voller Kehle schrie und mich, ihren Ex und die Lamaze-Kursleiterin verfluchte.
» Sicher sind Sie jetzt erschöpft«, meinte die Reporterin und setzte eine besorgte Miene auf. Hatte gesehen, wie sie sie eingeübt hatte, bevor die Kamera lief.
» Ja«, antwortete ich bescheiden. » Allerdings bin ich auch froh, dass ich da war und helfen konnte.«
Schüchtern in die Kamera gelächelt, um zu zeigen, wie tapfer ich gewesen bin.
Anschließend machte das Filmteam ein paar Aufnahmen von Dargan in seiner Wiege und einer müde lächelnden Louise im Krankenhausbett.
Der Beitrag kam in den Abendnachrichten, und zwar um die Zeit, in der normalerweise über Themen wie Entenküken beim Überqueren einer Straße berichtet wird. War ziemlich zufrieden mit meinem Auftritt, auch wenn ich beim nächsten Mal vielleicht ein
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