Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
sie trotz all der durchtanzten Stunden welche hatte.)
» Keine Mütter erlaubt«, zischte ihre Assistentin, als ich Katie in den Saal begleiten wollte. » Das lenkt die Kinder ab. Sie können da drüben warten.« Sie wies auf einen staubigen Flur, wo Dutzende von weiteren nervösen Müttern standen.
Zum Glück marschierte Katie, ihre Bratz-Tasche über die Schulter gehängt, selbstbewusst los und warf ihr Haar zurück.
» Bis später, Mum«, rief sie und schenkte mir ein betörendes Lächeln.
» Schüchtern ist sie wohl nicht«, meinte eine Mutter zu mir.
» Nein«, erwiderte ich begeistert. War plötzlich stolz auf meine erzieherischen Fähigkeiten.
» Vera wird es ihr rasch austreiben«, sagte eine andere Mutter mit einem wissenden Nicken.
» Was soll das heißen?«, fragte ich besorgt.
» Erst runterputzen, dann wieder aufbauen. So lautet Veras Motto, meine Liebe«, erklärte die erste Mutter und bot mir einen Streifen Kaugummi an. » Es funktioniert wirklich. Meine Beyoncé tanzt inzwischen wie ein Profi. Sie schafft fünfzig Pirouetten am Stück.«
» Stimmt«, pflichtete die zweite Mutter ihr bei. » Sie hat in Veras nächster Inszenierung eine tragende Rolle bekommen– Be-bop on Broadway.«
» Fliegen sie tatsächlich nach New York?«, hauchte ich. War außer mir vor Freude, weil ich so eine angesehene Schule für Katie ausgesucht hatte.
Die anderen Mütter wechselten ungläubige Blicke.
» Nein, die Aufführung findet in der Volkshochschule statt«, prustete die zweite Mutter. » Allerdings handelt es sich um die wichtigste Ballettschulinszenierung in der Stadt.«
Die nächste Stunde damit verbracht zu beobachten, wie alle Mütter das Ohr an die Tür hielten, um den Verlauf der Stunde zu verfolgen. Irgendwann selbst einen Versuch unternommen, konnte aber nichts hören. Habe den Verdacht, dass der Saal schallisoliert ist, um Lauscher zu vergraulen. War jedoch erschrocken über das Verhalten der anderen Mütter. Kinder sollten die Möglichkeit bekommen, sich in ihrem eigenen Tempo zu entwickeln, ohne dass übertrieben ehrgeizige Eltern ihnen etwas überstülpen, das ihnen nicht entspricht. Habe zum Glück letztes Jahr Stage School Moms and Dads im Fernsehen gesehen und deshalb einen Riecher für Eltern, die es mit dem Ehrgeiz zu weit treiben.
Zu Hause David eine E-Mail geschrieben und ihn um Tipps gebeten, wie Katie eine Hauptrolle in Be-bop on Broadway ergattern kann. Seine Antwort:
Im Showbusiness wird mit harten Bandagen gekämpft, Schätzchen. Versuch es mit einer Maniküre, und wenn alles nichts nützt, sprüh sie von Kopf bis Fuß mit Bräunungslotion ein– dann fällt sie wenigstens auf. David xoxo.
26. November
Louise angerufen, um mich nach Dargan zu erkundigen.
» Es geht ihm prima«, flüsterte sie. » Er hat nur ein bisschen Schwierigkeiten beim Stillen.«
» Du sollst nicht flüstern, Lou«, wies ich sie zurecht. Habe mich wie eine Expertin und ein wenig selbstzufrieden gefühlt, da ich qualifizierte Ratschläge in Sachen Kindererziehung erteilen konnte (auch wenn mir das Thema Stillen nicht ganz geheuer ist). » Das Baby muss sich an Geräusche gewöhnen.«
» Ich tue es nicht seinetwegen«, flüsterte sie wieder, » sondern weil ich meine Mutter nicht wecken will. Wenn sie mir noch eine Klamotte vorführt und mich fragt, wie ihr Po darin zur Geltung kommt, erwürge ich sie mit dem Kabel vom Babyfon.«
» Weißt du schon das Neueste?«, meinte ich, um sie abzulenken. » Angelica hat versprochen, mich mit einem Produzenten bekannt zu machen. Vielleicht vermittelt sie mir sogar einen Job beim Fernsehen.«
Schweigen.
» Das ist doch wohl nicht dein Ernst«, erwiderte Louise schließlich.
» Aber ja«, fuhr ich fort. » Sie findet, dass ich ein Naturtalent bin. Offenbar habe ich Ausstrahlung vor der Kamera.«
» Die Frau führt etwas im Schilde«, knurrte Louise. » Ich traue ihr nicht.«
» Mach dich nicht lächerlich«, protestierte ich. » Sie ist sehr sympathisch. Du bist nur ein wenig niedergeschlagen. Das ist nach einer Geburt ganz natürlich. Wahrscheinlich hast du eine Wochenbettdepression.«
Im nächsten Moment fing Louise bitterlich an zu weinen.
» Siehst du? Hab ich’s nicht gleich gesagt«, flötete ich. » Keine Sorge, das geht vorbei. Und wenn nicht, gibt es Medikamente dagegen. Ich habe gehört, dass sie wirklich helfen.«
Daraufhin schluchzte Louise noch lauter. » Wenn meine Mutter noch einmal behauptet, dass mein Busen nie wieder sein wird wie
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