Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Katie und Jack abzuholen.
    » Weil ich Sie bitten wollte, mir Brandon abzunehmen. Ich tue es ja nur ungern, doch sein Kindermädchen hat frei und die Nachmittage sind bei mir immer ein bisschen schwierig…« Ihre Stimme erstarb.
    » In Ordnung.« Ich lächelte sie an. Schließlich hatte sie sich so nett nach meiner Paartherapie erkundigt. » Ich bringe ihn um sechs nach Hause, okay?«
    » Könnten Sie erst um halb sieben kommen, Schätzchen? Wir… ich meine, ich müsste bis dahin fertig sein. Viel Glück am Vormittag. Nicht vergessen, alle tun es, richtig? Es ist kein Weltuntergang.«
    Versucht, ihr zu glauben, aber dennoch Todesängste ausgestanden. Was, wenn Joe wissen will, was zwischen mir und dem einsamen Vater wirklich vorgefallen ist? Die ganze Wahrheit, nicht nur die beschönigende Version, die ich ihm erzählt habe?

16. November
    Vormittag fing nicht gut an. Während Joe rückwärts aus der Ausfahrt rollte, winkte Mrs H. uns nach. » Ich bin sicher, dass eure Ehe noch zu retten ist, Kinder!«, rief sie aufmunternd, während Katie und Jack sich mit ängstlichen Mienen an ihre kräftigen Beine klammerten.
    Schweigend in die Praxis der Therapeutin gefahren. Joe war nervös, was ich daran erkannte, dass er mit den Knöcheln knackte. Unterwegs versucht, mir so viel Psycho-Jargon wie möglich einfallen zu lassen, um die Frau zu beeindrucken. Erstaunlicherweise überschlug sie sich nicht vor Begeisterung, als ich schon in den ersten fünf Minuten auf emotionale Intelligenz und Vertrauensfragen zu sprechen kam. Sie bat mich sogar, still zu sein und einfach nur dazusitzen, während sie Joe befragte.
    » Wo liegt Ihrer Ansicht nach der Kern des Problems, Joe?«, erkundigte sie sich ruhig und gelassen.
    » Ich glaube, es ist das Gefühl, dass Susie denkt, ich genüge ihr nicht«, gab Joe zu. Er blickte zu Boden, und die Röte stieg ihm ins Gesicht. » Sie war mit einem Mann befreundet, und ich vermute, dass sie mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hat.«
    » Stimmt das, Susie?« Rita richtete ihre melancholischen grauen Augen auf mich. » War Ihre Beziehung zu diesem Mann mehr als eine Freundschaft?«
    » Ich finde, dass Joe schwere Vertrauensprobleme hat«, protestierte ich empört. » Ich habe ihn kürzlich dabei ertappt, wie er meine SMS gelesen hat.«
    » Haben Sie ihm denn Grund zu Argwohn gegeben, Susie?«, hakte sie nach und sah mich eindringlich an.
    » Er hat mich im letzten Jahr ziemlich vernachlässigt.« Ich schmollte. » Kein Wunder, dass ich mir anderswo Aufmerksamkeit holen musste.«
    » Sie beantworten meine Fragen nicht, Susie«, erwiderte Rita. » Aber vielleicht sollten Sie vor der Sitzung nächste Woche darüber nachdenken.«
    Habe ihr meinen besten giftigen Blick zugeworfen. Doch sie starrte mich so lange an, bis ich nicht anders konnte, als das Plakat hinter ihr an der Wand anzuschauen. Es zeigte ein glückliches Paar, das zusammen im Park herumtollte und Acrylpullis und Schlaghosen wie in den Siebzigern trug.
    Beschlossen, nächste Woche wahrscheinlich nicht mehr hinzugehen, falls Rita ihren Ansatz nicht grundlegend ändert, indem sie Joe die Schuld an meinem ehebrecherischen Flirt gibt und mich von jeglichem Versagen freispricht.
    Als ich Brandon am Abend nach Hause brachte, umarmte Angelica mich auf der Türschwelle. Habe gewusst, dass sie sich an unsere Unterhaltung über die Paartherapie erinnerte.
    » Hier sind die Karten für die Wohltätigkeitsveranstaltung, von der ich Ihnen erzählt habe«, meinte sie und drückte mir einen Umschlag in die Hand. » Keine Sorge, Sie können mir das Geld auch morgen geben.«
    Musste eine Ewigkeit im Auto sitzen bleiben, nachdem ich den Umschlag geöffnet hatte. Habe aus unerklärlichen Gründen zugestimmt, zwei Eintrittskarten zu einer Wohltätigkeitsauktion zur Rettung der Umwelt im Dezember zu kaufen– und zwar für fünfhundert Euro das Stück.
    PS: Joe wirkt eigenartig selbstzufrieden, ja, sogar gut gelaunt. Glaube nicht, dass dieser Zustand anhalten wird, wenn er erfährt, dass ich mich verpflichtet habe, einen Tausender für ein Sechs-Gänge-Menü auszugeben, obwohl garantiert echte Promis anwesend sein werden.

17. November
    Anruf von Mum, die wissen wollte, wie die erste Therapiesitzung gelaufen ist.
    » Schrecklich«, sagte ich mit einem verzweifelten Schniefen. » Joe verhält sich wirklich unmöglich. Er hat der Therapeutin von meinem harmlosen kleinen Flirt im letzten Jahr erzählt. Ich fand, das war echt ein Schlag unter die