Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Feuer geworfen. Bin fest entschlossen, dieses Jahr keinen Krimskrams anzuhäufen. Hoffentlich merkt er es nicht.
2. Januar
Joe hat angekündigt, er wolle der nächste Jamie Oliver werden.
» Was meinst du damit?«, fragte ich. War nicht sicher, ob er vorhatte, sich das Haar wachsen und sich blonde Strähnchen färben zu lassen oder Converse-Turnschuhe und bunte Hemden zu tragen.
» Ich wollte schon immer kochen lernen. Dieses Jahr werde ich es endlich angehen. Ich mache einen Kochkurs«, antwortete er. » Rita sagte, wir sollten etwas tun, das unser Leben bereichert. Vielleicht ist das ja die Lösung.«
Mit diesen Worten reichte er mir eine Broschüre: » Kochen mit Leidenschaft«, ein achtwöchiger Kurs, unterrichtet von Meisterköchen.
» Klingt spitze«, erwiderte ich, um ihn nicht zu entmutigen. Fand aber, dass es sich anhörte wie eine Modeerscheinung. War außerdem sicher, dass er nicht durchhalten würde. » Heißt das, dass du in Zukunft zu Hause den Kochlöffel schwingst?«
» Vielleicht.« Die Zweifel standen ihm ins Gesicht geschrieben. » Aber ich werde sicher mehr darauf achten, dass das Essen das gewisse Etwas hat.«
Habe ihm lieber verschwiegen, dass das mit dem gewissen Etwas ja gut und schön sei. Der Haken daran ist nur, dass Mahlzeiten, die nicht genau nach Katies und Jacks Anweisungen zubereitet wurden, unweigerlich im Mülleimer landen.
3. Januar
Kinder sehr unruhig. Katie hat Jack heute mit ihrer Kinderschere angegriffen. Also beschlossen, mit ihnen zu basteln, um sie abzulenken. Gedacht, dass sie sich mit ein paar Lutschern, Leim und Glitzer stundenlang beschäftigen können. Außerdem würde die Kinderschere dann zu ihrem eigentlichen Zweck eingesetzt werden und nicht dazu, einander die Augen auszustechen.
Deshalb ins Einkaufszentrum gefahren und Unmengen von Bastelmaterial erstanden. Natürlich war trotz Schlussverkaufs im Januar nichts im Sonderangebot. Unfreundliche Verkäuferin nach dem Grund gefragt.
» Basteln hat ganzjährig Saison«, entgegnete sie und beobachtete dabei argwöhnisch Katie und Jack, als habe sie kleine Ladendiebe vor sich. » Wir reduzieren unsere Waren nie.«
Einkäufe nach Hause geschleppt. Die Kinder spielten etwa fünf Minuten lang damit, bis Jack Katie Glitzer über den Kopf schüttete, worauf sie sich mit einem Klebestift auf ihn stürzte und versuchte, ihm das Ding in die Nase zu rammen.
4. Januar
Jack hat tatsächlich im Bastelgeschäft im Einkaufszentrum etwas mitgehen lassen! Habe in der Hosentasche seiner Jeans, die ich gerade in die Waschmaschine stecken wollte, einen Klebestift gefunden. (Mein einziger guter Vorsatz fürs neue Jahr lautet, vor dem Waschen sämtliche Taschen zu kontrollieren. Dass mein Mobiltelefon in die Kochwäsche geraten ist, war eine sehr lehrreiche Erfahrung.)
Bin entsetzt. Nun ist Jack praktisch ein jugendlicher Straftäter. Wer weiß, was als Nächstes kommt? Vielleicht wirft er ja Rentnern Knallfrösche in die Wohnung oder überfällt alte Damen auf der Straße, um sie auszurauben.
Habe Joe erklärt, dass wir unseren einzigen Sohn vielleicht ins Erziehungsheim stecken müssen, um seine kleptomanischen Neigungen im Keim zu ersticken.
» Er ist doch noch viel zu klein, um die Bedeutung von Mein und Dein zu verstehen, Susie«, seufzte er.
Teile diese Auffassung nicht. Habe nämlich außerdem zwei Päckchen bunte Perlen in der Tasche von Jacks Duffelcoat entdeckt, Joe allerdings nichts davon verraten.
5. Januar
Beschlossen, dass Katie und Jack frische Luft brauchen (und zwar nicht nur die, die sie abkriegen, wenn sie während der Fahrt den Kopf aus dem Autofenster stecken). Sie sehen inzwischen, anders als die rotwangigen Kinder auf den Weihnachtskarten aus, nämlich recht fahl. Eine Ewigkeit damit verbracht, sie in Mäntel, Schals, Fäustlinge etc. zu verpacken und sie, strampelnd und schreiend, in die Familienkutsche zu verfrachten, damit wir uns mit Louise und Dargan im Park treffen konnten. Unterwegs versucht, schmollenden Hund zu trösten.
War mir sehr wohl dessen bewusst, dass Katie und Jack keine Designerkleidung trugen, sondern ungewaschene, nicht zusammenpassende und ungebügelte Textilien– ein himmelweiter Unterschied also zu den niedlichen Kindern in den Anzeigen von Benetton. Dargan hingegen war von Kopf bis Fuß in Dior Baby mit gleichfarbigem Lätzchen gehüllt. Eine ebenfalls passende Decke war über den blitzblanken Bugaboo-Kinderwagen gebreitet. Die Leute blieben hordenweise stehen, um den
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