Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Titel: Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh Greene
Vom Netzwerk:
die Abreise gepackt. » Vergiss nicht, dass die Fingernägel ein Hinweis darauf sind, wie sehr ein Mensch auf sein Äußeres achtet, Katie«, meinte er mit Tränen in den Augen. » Das hat meine Mutter immer gesagt.«
    » Okay, Onkel David«, hauchte Katie, während er ihre Nägel feilte und ihre Nagelhäute zurückschob. Habe meine eigenen, abgebrochenen und rissigen Nägel betrachtet. » Ich werde es mir merken.«
    » Wirst du sie anrufen, David?«, fragte ich später, während ich zusah, wie er geschickt getönte Feuchtigkeitscreme auf seinem Gesicht verteilte.
    » Nein«, erwiderte er und überprüfte, ob am Kiefer ein Streifen zurückgeblieben war. » Ich dachte immer, dass Mum mich versteht. Aber das war ein Irrtum. Wenn sie mich nicht so nehmen kann, wie ich bin, baut unser Verhältnis auf einer Lüge auf.«
    » Ist das nicht ein bisschen drastisch?«, meinte ich. » Du musst ihr die Chance geben, sich an die Vorstellung zu gewöhnen. Sicher beruhigt sie sich wieder.«
    » Das bezweifle ich«, entgegnete er und ließ seinen Schminkbeutel von Jo Malone zuschnappen. » Sie ist so festgefahren, dass sie sich sogar noch immer das Gesicht mit Seife wäscht, obwohl jeder weiß, wie sehr das der Haut schadet.«
    PS: Habe sehr seltsam vom einsamen Vater geträumt. Er lehnte lässig an einer Wetterkarte und sagte Dinge wie » sonnig und böig« und » vom Atlantik ziehen starke Westwinde heran«. Im nächsten Moment entkleidete er sich bis auf eine Unterhose mit Hawaiimuster, fing an, » hot, hot, hot« zu singen, und wackelte dabei mit den Hüften. Schweißgebadet und verwirrt aufgewacht.

31. Dezember: Silvester
    Mrs H. spricht nicht mehr mit mir, weil ich » gottlosen Sündern Obdach gewährt« und » unmoralischem Verhalten Vorschub geleistet« habe. Vermute, dass sie insgeheim sauer ist, da wir ohne sie beim Westlife-Konzert waren.
    » Ich fasse es nicht, dass du ein derartiges Treiben unter deinem Dach duldest, Susie«, schimpfte sie, als ich sie besuchte, um sie zu unserer Silvesterfeier (Champagner und Nusssortiment um Mitternacht im Wohnzimmer) einzuladen. » Was haben sich Katie und Jack wohl dabei gedacht?«
    » Worüber?«, fragte Katie.
    » Nichts«, antworteten wir im Chor.
    » Aber wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Mrs H.«, flüsterte ich verlegen. » Schwul zu sein ist heutzutage keine große Sache mehr. Hast du dir denn nie Will and Grace angeschaut?«
    » Ganz gewiss nicht«, entgegnete sie spitz. » Ich beschränke mich auf Bildungssendungen.«
    Einen Blick in die Fernsehzeitung auf dem Beistelltisch geworfen, wo Dinge wie die Autosendung Pimp My Ride mit gelbem Leuchtstift markiert waren. Trotzdem geschwiegen.
    » Oma, bist du sauer, weil Onkel David und Max ineinander verliebt sind?«, erkundigte sich Katie.
    Mrs H. erbleichte und musste sich am Stuhl festhalten, um nicht umzukippen.
    » Wovon redest du, Katie?«, meinte ich. Gehofft, dass sie nicht Zeugin einer eindeutigen Situation unter dem Mistelzweig oder sonst irgendwo geworden ist.
    » Ich habe gehört, wie Onkel David zu Max gesagt hat, dass er ihn anbetet und für immer mit ihm zusammen sein will.«
    Sie sprachlos angestarrt.
    » Mummy, darf ich bei ihrer Hochzeit Blumenmädchen sein?«, fuhr sie fort. » Ich wünsche mir ein Prinzessinnenkleid und Blumen in den Haaren.«
    Als wir gingen, saß Mrs H., den Rosenkranz fest in der schweißnassen Hand, am Küchentisch und trank einen Brandy.
    PS: Bin froh, dass ich ihr nicht erzählt habe, was in der Beilage der Gazette stand. Angeblich ist man in Primrose Hill unten durch, wenn man es noch nie mit einer anderen Frau ausprobiert hat. Wahrscheinlich hätte sie einen Zusammenbruch erlitten.

1.Januar: Neujahrstag
    Habe beschlossen, in diesem Jahr keine guten Vorsätze zu fassen. Es handelt sich dabei nämlich um reine Zeitvergeudung mit dem einzigen Ergebnis, dass man sich selbst und seinen schlaffen, von Schwangerschaftsstreifen zerfurchten Körper noch schrecklicher findet, als man es ohnehin schon tut. Bin zum Glück geistig voll und ganz damit beschäftigt, mich darauf zu konzentrieren, nicht den gesamten Inhalt der letzten Pralinenschachtel zu verputzen.
    PS: Zwischen den Seiten des dicken Kreuzworträtselbuchs, das ich Joe zu Weihnachten geschenkt habe, einen Zettel gefunden, auf dem jede Menge dummes Zeug stand. Zum Beispiel:
Mich selbst finden.
Mich in den Himalaja zurückziehen?
Bio-Kochkurs?
    Er hat sicher nur ausprobiert, ob die Wörter in die Kästchen passen. Zettel ins

Weitere Kostenlose Bücher