Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
zu Manchester United überlaufen.
» Es liegt an der Kocherei, Susie.« Sie schnupperte an ihrem fettfreien Milchkaffee. » Früher hat er nie gekocht.«
» Na und?«, erwiderte ich und tunkte ein KitKat in meinen Cappuccino. Mich gefragt, worauf sie nur hinauswollte. » Das ist doch spitze, vorausgesetzt dass er es jemals richtig hinkriegt.«
» Aber es gehört sich nicht, dass Männer kochen!«, rief sie aus. » Es ist ein Zeichen. Und zwar dafür, dass jemand S-C-H-W-U-L ist. Unser David hat auch immer gern gekocht. Ich glaube, Joe könnte schwul sein.«
Wäre fast erstickt. » Mrs H., Joe ist nicht schwul«, stammelte ich. » Er hat einfach nur ein neues Hobby gefunden, das ihm Spaß macht. Wir sollten ihn darin bestärken.«
Sie hörte mir gar nicht zu. » Wenn meine Bingo-Freundinnen rauskriegen, dass meine Söhne alle beide schwul sind, muss ich wohl ans Auswandern denken.« Heftiger Weinkrampf.
» Mach dich nicht lächerlich, Mrs H.«, protestierte ich. » Joe ist nicht schwul. Er hat einfach nur seine Leidenschaft für die italienische Küche entdeckt.«
» Nun, früher hatte er nie eine Leidenschaft.« Sie schluckte. » Was macht dich so sicher, dass er nicht dabei ist, homosexuell zu werden?«
» Ich bin es eben«, erwiderte ich.
» Wann habt ihr das letzte Mal… na… du weißt schon…« Sie sah mich verzweifelt an. Habe erkannt, dass sie gerade wissen wollte, wann Joe und ich zuletzt Sex gehabt hatten.
» Mrs H.!« War empört. » Darauf antworte ich nicht.«
» Mr H. und ich haben es jeden Freitagabend gemacht, man konnte die Uhr danach stellen.« Sie starrte ins Leere. » Wir haben nie darauf verzichtet, nur einmal, als ich Probleme mit einem entzündeten Fußballen hatte. Damals hatte er dann eine Affäre mit diesem billigen Flittchen.« Wieder fing sie an zu weinen. » Habe ich nicht genug gelitten?«, schluchzte sie. » Peggy Gorman drückt sich immer vor den Novenen, und trotzdem sind ihre beiden Söhne die größten Casanovas in der Stadt, die nichts anbrennen lassen. Und mein David hat all die Jahre lang ein Doppelleben geführt… Jetzt auch noch Joe. Ich ertrage es nicht mehr. Warum können sie keine Frauenhelden sein wie alle anderen?«
Zum Trost ein KitKat über den Tisch geschoben.
PS: Habe beschlossen, Joe zu bitten, mit der Kocherei aufzuhören. Eine weitere Heularie von Mrs H. halte ich nicht aus. Zum Glück geschafft, ein Verhör zu dem Thema, wie weit Davids » Bekehrung« gediehen ist, zu vermeiden. Lag jedoch nur an ihrem geschwächten Zustand. Beim nächsten Mal komme ich nicht so leicht davon.
25. Februar
Gestern Abend versucht, ausführliches Gespräch mit Joe zu führen. Leider weigerte er sich, sich lange genug von Forever Summer von Nigella zu trennen, damit ich ihm Vernunft beibringen konnte. Habe ihn stattdessen mehrere Male dabei ertappt, wie er träumerisch das Kochbuch streichelte.
» Deine Mutter macht sich Sorgen, Joe«, sagte ich und knabberte an einem winzigen Plätzchen, das er zuvor gebacken hatte. » Sie befürchtet, dass du auf einem schmalen Grat zwischen Heterosexualität und Teufelswerk wandeln könntest.«
» Da fällt mir etwas ein!«, rief Joe mit wildem Blick. » Teufelssauce sollte ich mal ausprobieren.«
Frage mich, ob es für Joes Zustand einen medizinischen Fachbegriff gibt. Muss im Internet recherchieren.
David eine E-Mail geschickt und ihn um Rat gebeten.
Hältst Du es für möglich, dass Joe schwul ist? Eure Mutter bildet es sich wenigstens ein, und ich bekomme allmählich auch Zweifel. Ist es normal, dass ein Hetero-Mann so gerne den Schneebesen schwingt?
Schon im nächsten Moment eine Antwort bekommen:
Ein Mann, der ausgewaschene Chinos mit geradem Bein für angesagt hält, ist ganz eindeutig nicht schwul. Aber er könnte metrosexuell werden. Benutzt er seit kurzem Deine Feuchtigkeitscreme?
Glaube, David könnte da an etwas dran sein. Mein Beauty Flash Balm wird in letzter Zeit in schwindelerregendem Tempo weniger.
26. Februar
War bei Louise, um mit ihr darüber zu sprechen, wie wahrscheinlich es ist, dass alle beiden Söhne von Mrs H. homosexuell sind. » Ich werde ihn bitten, mit dem Kochen aufzuhören«, teilte ich ihr mit, während sie mit einem Auge den Oscar-Countdown verfolgte.
» Wirklich?«
» Ja. Es ergreift Besitz von seinem Leben. Seit Wochen hat er mich und die Kinder nicht mehr beachtet.« Wurde plötzlich von Selbstmitleid ergriffen. » Vielleicht hat Mrs H. ja recht, und er ist wirklich schwul.«
» Das
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