Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
sie. » Es hört sich nämlich ganz danach an, als hätte Joe sich bereits entschieden.«
Danni findet Joes abstrusen Plan, aus einer albernen Laune heraus eine erfolgreiche Karriere zu beenden, einfach großartig. » Joe hat Talent, Susie«, sagte sie, als ich ihr mitteilte, wir sollten besser aufhören, seine Backkünste zu loben, da er sonst Gefahr liefe durchzudrehen. » Das müssen wir feiern, richtig? Mit ein bisschen Übung könnte er kochen wie ein Italiener.«
Klang verlockend. Durfte ihr natürlich nicht gestehen, dass Joe sich nicht einmal mehr die Zutaten für das perfekte hartgekochte Ei leisten können wird, wenn er seinen Beruf aufgibt.
PS: Mich dabei ertappt, dass ich mich nach den goldenen Zeiten zurücksehnte, an denen ich mich, in der Hoffnung, Angelica zu treffen, am Schultor herumgedrückt habe. Das Leben war um so vieles leichter, als es noch meine einzige Sorge war, wie ich mich am besten an eine Promi-Mutter heranmache.
1. März
Gerade aus der Notaufnahme zurück. Katie ist heute auf dem Schulhof gestürzt und hat sich die Unterlippe verletzt. Winde mich in Schuldgefühlen. Wenn ich zu Hause gewesen wäre, anstatt mich an meinem neuen Arbeitsplatz selbst zu verwirklichen, wäre es nie so weit gekommen.
Die Ereignisse spielten sich im Einzelnen wie folgt ab:
11.16: Schulleiterin rief an, um mir zu melden, meine Tochter habe einen schweren Unfall gehabt, der ihr Leben womöglich für immer verändern werde.
Ihre genauen Worte lauteten: » Mrs Hunt, Katie hatte einen kleinen Unfall« oder so ähnlich. Allerdings klang sie eindeutig nervös und ziemlich zittrig, als versuche sie, die Angelegenheit zu beschönigen.
11.17: Beinahe Zusammenbruch erlitten. War vor Angst um das Schicksal meiner Tochter außer mir. Herzschlag besorgniserregend beschleunigt. Glaube, dass ich » Unfall?« geschrien habe. Dachte dabei an abgetrennte Finger und Zehen. » Was für einen Unfall?«
Antwort der Schulleiterin: » Sie ist auf dem Pausenhof gestürzt und hat sich die Lippe verletzt. Wir glauben, dass die Wunde genäht werden muss.« Sie räusperte sich. Habe das als Hinweis darauf gedeutet, dass sie log.
11.18: Der Schulleiterin mitgeteilt, ich würde sofort kommen.
11.19: Mich so schwach gefühlt, dass ich, den Kopf zwischen den Knien, dasitzen musste, während Elaine lachend über die Trennwand schaute.
11.20: Mich gezwungen, stark zu sein und zuerst an meine Tochter zu denken. Im Höllentempo zur Schule gefahren– wahrscheinlich unterwegs einige rote Ampeln übersehen und die Höchstgeschwindigkeit überschritten. Werde den Behörden die mildernden Umstände erklären, falls demnächst ein Strafzettel ins Haus flattert. Will schließlich nicht aus den falschen Gründen auf die Titelseiten der Zeitungen kommen.
11.25: Schule erreicht. Kinderhorden berichteten mir, Katie liege drinnen » im Sterben«.
11.30: Katie, umringt von besorgten Lehrerinnen und tatsächlich liegend, im Lehrerzimmer angetroffen. Sie weinte bitterlich und wirkte sehr verängstigt. Offenbar stritten die Lehrerinnen über den Unfallhergang. Jemand erwähnte das Klettergerüst. Bei meinem Anblick verstummten sie.
12.00: Nach schrecklicher Fahrt in der Notaufnahme eingetroffen. Unterwegs versucht, die weinende Katie zu beruhigen, die den ganzen Rücksitz und ihre Schultasche mit Bratz-Motiv vollblutete.
12.01: Gefordert, sofort drangenommen zu werden.
12.02: Heftiger Streit mit dahergelaufenem Assistenzarzt, der andeutete, Katies entstellende Verletzung könnte nur oberflächlicher Natur sein.
12.03: Verlangt, den Chefarzt zu sehen.
12.05: Chefarzt entpuppte sich als derselbe, der das Töpfchen von Jacks Kopf entfernt und Dads Knöchel behandelt hat, als er letztes Jahr über ein Teletubby gestolpert ist.
12.06: Verlangt, einen anderen Chefarzt zu sehen.
12.07: Freundliche Krankenschwester machte mir eine Tasse Tee und schenkte Katie einen Lutscher, den sie zu verspeisen versuchte, während ihr das Blut aus dem Mund lief. Freundliche Krankenschwester erklärte mir, dass Verletzungen an der Lippe oft schlimmer aussähen, als sie wirklich seien. Habe freundliche Krankenschwester gefragt, ob Katie später vielleicht eine Schönheitsoperation brauchen wird. Sie schwieg, konnte mir aber nicht in die Augen sehen.
12.10: Danni angerufen und ihr alles erzählt. Sie fing zu weinen an und stieß einen italienischen Wortschwall hervor.
12.12: Mrs H. angerufen und ihr mitgeteilt, ihre Enkelin befände sich zur Beobachtung in der
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