Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
ist albern!« Louise lachte. » Ihr beide tut es doch sicher morgens, mittags und abends. Du brauchst dir bestimmt keine Sorgen zu machen. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich bin praktisch wieder Jungfrau, so lange ist es schon her, dass das letzte Mal etwas gelaufen ist.« Sie seufzte traurig auf.
Habe geschwiegen. Sah keinen Sinn darin, ihr zu erzählen, dass Joe und ich kein erwähnenswertes Liebesleben mehr haben– insbesondere seit er seinen neuen Mixer von Krups offenbar meiner Person vorzieht.
PS: Kann dieses Oscar-Getue überall nicht mehr ertragen. Die Klatschzeitschriften überbieten sich in Sachen nutzloser Tipps, wie man sich in zehn einfachen Schritten optisch für den roten Teppich qualifiziert. Werde vielleicht an die Chefredakteurin von OK! schreiben und ihr mitteilen, dass es mein geringstes Problem ist, das Aussehen eines Filmsternchens zu erreichen. Ich brauche eher Ratschläge, um möglichst gepflegt, professionell und tüchtig zu wirken. Allerdings enthält die Ausgabe von dieser Woche wundervolle Fotos von Promis in nicht besonders schmeichelhaften Posen. Solange selbst echte, von Kopf bis Fuß durchgestylte Stars Rote-Teppich-Qualitäten vermissen lassen, weiß ich, dass es noch Hoffnung für mich gibt.
27. Februar
Joe weigert sich, das Kochen aufzugeben. Außerdem haben sich die Ereignisse dramatisch gewendet. Er überlegt nämlich ernsthaft, seine Stelle zu kündigen, um sich selbst zu finden. Er spielt mit dem Gedanken, diesen Wunsch zu verwirklichen, indem er Meisterkoch wird.
» Hast du den Verstand verloren?«, rief ich aus, als er meinte, er habe lange und angestrengt darüber nachgegrübelt, in welche Richtung sich sein Leben entwickelt habe, und sei mit dem Ergebnis nicht glücklich. » Wo nehmen wir das Geld her?«
» Du könntest doch eine Weile die Familie ernähren«, erwiderte er mit seidenweicher Stimme, während er wieder einmal in einer Tupperware-Schüssel voller Teig herumrührte. » Viele moderne Paare tun das.«
» Tun was?«, stammelte ich. Eine eiskalte Hand ums Herz gespürt.
» Eine Zeitlang die Rollen tauschen.« Er hielt inne. » Dass ich ein Mann bin, ist kein Hinderungsgrund, meine kreative Seite zu entdecken, Susie. Du hast dir jahrelang einen interessanten Beruf gewünscht, und jetzt hast du ihn. Zu unserem Glück ist die Stelle auch noch gut bezahlt. Wo also liegt das Problem? Ich könnte mir eine kleine Auszeit gönnen und einen anderen Weg einschlagen. Nicht wenige Leute nutzen diese Chance. Außerdem werde ich wahrscheinlich sowieso im Nu eine eigene Kochschule haben und Millionen scheffeln. Nicht, dass es mir aufs Geld ankäme.«
War wie vor den Kopf geschlagen. Begreift Joe denn nicht, dass es nur aufs Geld ankommt, insbesondere dann, wenn man nicht viel davon hat? Dennoch beschlossen, bis auf Weiteres zu schweigen. Offenbar macht er gerade eine psychische Krise durch, die sicher bald vorbei ist. Bin trotzdem besorgt wegen seiner seltsamen Rollentauschpläne. Finde wirklich, dass Joe bei dem bleiben sollte, was er kann, anstatt unberechenbare neue Wege zu gehen. Selbst wenn sein Glück dabei auf dem Spiel steht.
PS: Habe beschlossen, die Gazette nicht mehr zu kaufen. Die Artikel über alternative Lebensweisen in der Wochenendausgabe setzen Joe alle möglichen Flausen in den Kopf. Es mag ja der neueste Trend sein, dass Männer ihren Beruf hinwerfen und zur Natur zurückkehren. Aber das heißt nicht, dass Joe sie sich zum Beispiel nehmen soll.
PPS: Überdies bemerkt, dass fast der ganze Sherry verschwunden ist. Vermute einen Zusammenhang zwischen dieser Tatsache und Joes Persönlichkeitsstörung. Er könnte allerdings auch zu viel Alkohol für seine italienischen Bisquitaufläufe benutzt haben.
28. Februar
Louise findet, dass ich mir die Suppe selbst eingebrockt habe und sie deshalb auch auslöffeln muss. » Du wolltest unbedingt berufstätig sein, Susie«, meinte sie sachlich, als ich sie anrief, um mich ihr anzuvertrauen. » Und das hat eben Konsequenzen. Alle berufstätigen Mütter müssen Job und Familie miteinander vereinbaren. Das ist kein Zuckerschlecken.«
Hätte sie am liebsten mit ihrem Still-BH erdrosselt.
» Aber die Konsequenzen sind doch nicht in allen Fällen so dramatisch«, flüsterte ich, damit Elaine nichts mitbekam. » Ich bin nicht in der Lage, meine ganze Familie zu ernähren. Schließlich gehe ich erst seit ein paar Wochen wieder arbeiten.«
» Dann solltest du dafür sorgen, dass du einen guten Eindruck machst«, erwiderte
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