Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Notaufnahme. Sie klang ziemlich aufgeregt.
12.15: Joe angerufen, der meinte, ich solle mich beruhigen und keine unnötige Panik verbreiten.
12.20: Zum Auto zurückgekehrt.
12.21: Festgestellt, dass herzlose Politesse einen Strafzettel hinter die Windschutzscheibe geklemmt hatte.
13.00: Heftiger Streit mit herzloser Politesse wegen schwerer Diskriminierung, da ich mich schließlich um mein lebensbedrohlich erkranktes Kind hätte kümmern müssen.
Antwort der Politesse: » Es scheint ihr doch nichts mehr zu fehlen. Sie hätten eben nicht auf der gelben Doppellinie parken dürfen.« Katie verspeiste eine Tüte Chips mit Käse-Zwiebel-Geschmack, die ich im Krankenhauskiosk hatte kaufen müssen, weil sie plötzlich großen Hunger hatte.
13.03: Autotüren aufgerissen, Katie ins Auto verfrachtet, der Politesse mit der Faust gedroht.
13.05: Elaine angerufen und ihr gesagt, ich müsste ein paar Tage freinehmen, um meine schwerkranke Tochter zu betreuen. Elaine mit verächtlichem Schnauben aufgelegt.
13.15: Nach Hause gefahren. Jack war stinksauer, da er das ganze Abenteuer verpasst hat, und griff Katie mit seinem Ice Age -Becher an. Katie schwenkte als Rache triumphierend die leere Chipstüte vor seiner Nase (vermutlich nicht so wichtig).
2. März
Zu Hause geblieben, um Katie zu pflegen. Danni sagte zwar, sie würde auch gut allein zurechtkommen, habe ihr aber ein paar Tage freigegeben. War sicher, dass es Katie lieber ist, von mir, ihrer wirklichen Mutter, versorgt zu werden, obwohl sie ständig nach Danni fragt und » Ich-sehe-was-das-du-nicht-siehst« auf Italienisch spielen will.
Mrs H. rief an, um mir zu raten, ich solle Katies Verletzung einmal pro Stunde mit einer Lösung aus Epsom-Salz behandeln, damit sie keinen Wundbrand bekommt. » Wenn sich die Verletzung entzündet, kann alles Mögliche passieren«, meinte sie mit Grabesstimme. » Vielleicht geraten ja Keime in die Blutbahn. Dann landet sie auf der Intensivstation und wird an lebenserhaltende Geräte angeschlossen. Ich habe mal von so einem Fall gehört.«
Joe tat die Einwände seiner Mutter ab, als ich ihn hysterisch weinend anrief. » Das ist auch eine der Legenden, die sie ständig wiederholt«, erklärte er mir beruhigend. » Glaube mir, es ist nie geschehen. Sie erfindet gerne solche Schauermärchen.«
PS: Katie besteht darauf, dass ihr ganzes Essen püriert und ihr in einem Bratz-Becher gereicht wird. Endlich kommt der Standmixer zum Einsatz.
3. März
Mrs H. erschien im Morgengrauen, bewaffnet mit einem Zeitungsausschnitt. Das Foto zeigte ein kleines Kind, an verschiedenen Schläuchen und Geräten hängend und in einem Krankenhausbett liegend.
» Kleine Verletzung mit tragischen Folgen«, lautete die Schlagzeile.
» Hier ist er!« Triumphierend schwenkte sie den Zeitungsausschnitt. » Ich wusste, dass er irgendwo sein musste. Informationen wie diese hebe ich immer auf. Sie könnten schließlich irgendwann nützlich sein.«
» Was ist das?«, fragte Katie und schlürfte dabei aus dem Mundwinkel ihren dritten Smoothie an diesem Vormittag. (Kann sein, dass sie ein wenig übertreibt. Habe sie nämlich dabei erwischt, wie sie eine Tüte Chips mit Salz-Essig-Geschmack verputzt hat, als sie sich unbeobachtet glaubte.)
» Das, Kindchen, ist, was dir passieren könnte, wenn Mummy und Daddy sich nicht ganz genau an meine Anweisungen halten«, erwiderte Mrs H.
Katie erbleichte und stellte den Smoothie auf den Tisch, wo Mrs H. ihn sofort an sich riss. » Ich trinke ihn für dich aus, Kind. Zu viel Obst ist schlecht für die Verdauung.«
PS: Inzwischen verweigert auch Jack feste Nahrung und fordert Smoothies wie seine Schwester. Zum Glück hält der Mixer der Dauerbelastung auf bewundernswerte Weise stand.
4. März
Anruf von Angelica. War gerade dabei, Katie zu erklären, dass Schokolinsen nicht als nährstoffreiche Mahlzeit zählen. » Oh, mein Gott, Susie!«, entsetzte sich Angelica. » Ich habe von dem Unfall gehört. Ist Katie okay?«
» Danke, Angelica«, erwiderte ich. War gerührt, dass sie daran gedacht und sich trotz ihres hektischen Alltags die Zeit genommen hat anzurufen. Schließlich ist sie ständig unterwegs und muss außerdem dabei noch gut aussehen und Wohltätigkeitsveranstaltungen organisieren. » Zum Glück ist sie auf dem Weg der Besserung.«
» Werden Sie eine Klage einreichen?«
» Eine Klage?« Wusste nicht, was sie damit meinte.
» Klar, gegen die Schule. Finden Sie nicht, dass man dort besser auf sie hätte aufpassen
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