Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
schläft hinten.« Sam zuckte die Achseln.
» Gut«, meinte ich nervös. » Ich dachte, dass immer ein Produzent dabei wäre.«
» Nur, wenn man eine ganz große Nummer beim Fernsehen ist«, antwortete er. » Nehmen Sie es nicht persönlich.«
» Okay, dann fahren wir ins nächste Einkaufszentrum«, ergriff ich die Initiative. Habe mir Mühe gegeben, so zu klingen, als wüsste ich, was ich tat.
» Sie sind der Boss«, antwortete Sam und ließ den Motor an.
Am Ziel angekommen, eine Ewigkeit herumgefummelt, um mir ein Mikro anzustecken, während Quin und Sam kicherten. Den restlichen Vormittag damit verbracht, abgehetzte Frauen dazu zu überreden, über ihre Lieblingsschriftsteller zu reden. Die meisten behandelten mich wie Luft. Andere sahen mich giftig an oder gaben mir patzige Antworten wie: » Lesen? Glauben Sie, ich hätte Zeit zum Lesen?« Dann rasten sie mit ihren Kinderwagen davon. Hätte ihnen am liebsten nachgerufen, dass ich auch keine Zeit für hochkarätige Literatur hätte und eigentlich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hier sei. Aber es hätte sowieso niemand zugehört.
Schließlich geschafft, eine abgekämpfte Mutter dazu zu bringen, über ihre Lieblingsautoren zu sprechen. Musste sie allerdings zu einer sündhaft überteuerten Tasse Kaffee einladen und ihr Eintrittskarten für die Sendung zusichern. Der Trick funktionierte so gut, dass ich beschloss, ihn weiter anzuwenden. Hatte schließlich ausgezeichnetes Material erster Güte beisammen. Sam sagt, es sei prima. Glaube, er meint es ernst. Auf dem Rückweg teilte er eine Dose Red Bull mit mir und vertraute mir an, er habe eigentlich nicht Kameramann werden wollen, sondern Roadie. Doch seine herrschsüchtige Ehefrau ließe ihn seinen Traum nicht ausleben. Finde, dass sie sich ausgesprochen unvernünftig verhält.
19. Februar
Katie hat mich um sechs Uhr morgens geweckt und mich gefragt, was ich für den Schulbasar gebacken hätte. Offenbar erwartet man von mir eine Auswahl an hausgemachten Spezialitäten, um Spendengelder für neue Sportgeräte zu sammeln.
» Wann wurde das bekannt gegeben?«, rief ich panisch aus. Hatte nicht die geringste Ahnung davon.
» Danni hat den Zettel.« Katie schmollte. » Er wurde schon vor Ewigkeiten verteilt.«
Bin nach unten getaumelt und habe den Zettel, ordentlich festgesteckt, an der Pinnwand entdeckt. In ihrer klaren Handschrift hatte Danni die Anweisungen für mich darauf notiert.
Habe Katie mitgeteilt, wir würden unterwegs am Feinkostladen halten und Kuchen kaufen, um sie zu spenden. Ihre Unterlippe zitterte. » Gekaufter Kuchen gilt nicht, Mummy«, jammerte sie. » Du musst ihn selbst backen. Eigenhändig. Sonst ist es Betrug.« Sie brach in Tränen aus.
Bin sofort weich geworden. Es ist sehr schwer, als berufstätige Mutter kein schlechtes Gewissen zu haben. Nachdem ich sie überzeugt hatte, dass ich daran scheitern würde, eine kunstvolle dreistöckige Riesentorte mit Bratz-Motiven zu backen, und dass Éclairs genügen müssen, weitere Stunde damit verbracht, die nötigen Zutaten zusammenzusuchen. Musste den guten alten Streuzucker durch Sirup ersetzen, klappte jedoch erstaunlich gut. Habe beschlossen, mich heimlich in die Aula zu schleichen, nur für den Fall, dass mein Werk geschmacklich missraten sein sollte.
Plan daran gescheitert, dass Angelica uns, Designersonnenbrille im Haar und Klemmbrett in der Hand, an der Tür erwartete. Sie notierte, was jeder mitgebracht hatte, und verteilte Namensschilder, um sie neben die Backwaren zu stellen.
» Hallo, Susie!«, rief sie. » Was haben Sie denn gebacken?« Sie riss mir die Kuchendose aus der Hand und nahm den Deckel ab, um hineinzuschauen, ehe ich sie daran hindern konnte. » Ach, Éclairs, wie reizend! Die sind doch sicher bio, oder?«
» Äh, eigentlich nicht«, erwiderte ich. Dabei überlegt, wie ich sie beiseitenehmen und ihr von Elaines Behauptungen über sie und Mike, den Produzenten, erzählen sollte, ohne dass die anderen Mütter etwas davon mitbekamen.
» Ach ja?« Sie wirkte schockiert. » Oooookay … Tja, es gibt auch einen Stand für Kuchen, die nicht bio sind. Allerdings sind Sie wahrscheinlich die Erste, die etwas dazu beiträgt. Egal. Nehmen Sie einfach Ihr Namensschild und stellen alles ab.«
Habe mich in den hinteren Teil der Aula getrollt und den Stand gefunden. Ein riesiges Schild mit der Aufschrift » NICHT-BIOLOGISCHE BACKWAREN« baumelte schief vom Baldachin. Bis auf einige Teilchen aus Rice Krispies, die aussahen,
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