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Pausensnack

Pausensnack

Titel: Pausensnack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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vom Herausschießen eines schmierigen Stöpsels. Und dann ist es vorbei.
    Mit einem Kleenex über den Bildschirm, über seinen Hals, er seufzt. Was für eine schöne Belohnung für die ganze harte Arbeit.
    Er drückt eine Taste und sein Spiegelbild wird durch die weiterlaufenden Zeilen von Mackem157 und den anderen ersetzt. Sie sind wieder da und komplett am Durchdrehen; er freut sich für sie. Auf eine gewisse Art finden sie alle toll, was hier passiert. Ihre schlimmsten Befürchtungen werden wahr; für Verschwörungstheoretiker ist das wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.
    Die ganze Sache ist wirklich der Hammer gewesen, ein richtiges Highlight. Der Auftrag: die Einrichtung eines Online-Chatforums. Nicht irgendein Chatroom, sondern einer, der die besten und klügsten und paranoidesten VT-Freaks anzieht. Xanthro wollte die Leute im Blick behalten, die den Konzern im Blick behielten. Dieses Denken hat ihn beeindruckt. Zu viele große Organisationen wollen einfach nicht wahrhaben, welche Macht die Freaks und Geeks in den Kellern weltweit darstellen. Also hat er dieses Forum eingerichtet. Die Website sollte einen Underground-Touch haben, aber nicht so eigenbaumäßig, dass sie amateurhaft aussieht, denn die Besucher, auf die er abzielt, sind Profis wie er. An dem Forum darf nichts auf die dahinter stehende Macht hindeuten, weil die User es zwangsläufig überprüfen und den Brotkrumen so weit folgen würden, wie sie können. Es geht nie einfach bloß darum, die eigene Spur zu verwischen. Man muss die Fährte gerade kniffelig genug machen, dass alle daran scheitern, nur die Besten nicht, und die dürfen nur finden, was sie finden sollen. Was diesen Aspekt des Projekts betrifft, hat er sich selbst übertroffen. Es ist richtig gute Arbeit gewesen. Glatt einen Bonus wert. Oder einen Orden.
    Nicht dass ihn Geld oder Krieg interessieren. Auch Ruhm nicht – und das ist entscheidend. Viele seiner Konkurrenten wollen gefürchtet sein, aber als Xanthro ihn vor vier Jahren ausfindig gemacht hat, hat man ihn sehr sorgfältig darauf abgeklopft, dass er nicht das Scheinwerferlicht sucht. Persönlichkeitstests, familiärer Hintergrund, psychologische Untersuchungen – er hat sich in dem einen Moment darüber amüsiert und im nächsten Angst um sein Leben gehabt. Aber man hat ihm ein Angebot gemacht, das er buchstäblich nicht ausschlagen konnte. Er hatte Xanthro und seine diversen Subunternehmen schon seit mehreren Jahren gehackt. Aus Faszination natürlich, aber auch in dem sicheren Wissen, dass er von allem, was er erfuhr, profitieren konnte. Er hat sich vorgestellt, das eine oder andere Firmengeheimnis an die Konkurrenz zu verschachern; entsprechend verblüfft ist er gewesen, als man ihn ansprach. Vor allem, weil er doch so gut darin ist, seine Spuren zu verwischen – wie hatten sie ihn aufgespürt?
    Wie sich herausstellte, gab es in einem Chatroom einen Spion und eines Tages ist ihm ein bisschen was rausgerutscht. Als er jetzt wieder daran denkt, muss er lächeln. Lustig, wie sich die Dinge manchmal entwickeln.
    Ihm knurrt der Magen.
    Einen Burrito. Den braucht er jetzt. Einen Burrito und einen Liter Cola und ein Snickers oder vielleicht ein Twix, wobei seltsamerweise alles, was genauso heißt wie zu Hause, hier anders schmeckt. Es hat eine Weile gedauert, in England einen Hersteller aufzutun, dessen Burritos wenigstens annähernd an die herankommen, die man in den Staaten überall bekommt. Und ganz ehrlich, irgendwas fehlt immer noch. Aber das lässt sich aushalten. Dieser Job ist ja schließlich nicht für ewig.
    Er drückt sich in den Stand hoch, zieht seine Unterhose zurecht und schlüpft in seine Pantoffeln, dann watschelt er in die winzige Küche zur Mikrowelle und wirft eine gefrorene Teigrolle hinein, in der irgendwas steckt, das wenigstens ein bisschen Geschmack hat.
    Als Dr. Lindsey darauf bestand, dass er sie nach England begleitete, hat er natürlich protestiert. Ein Wächter braucht ja schließlich nicht an einem bestimmten Ort zu sein. Er hatte eine super Anlage in den Staaten, und solange er seine Server und seine Generatoren und seine Verbindung hatte, konnte er, soweit es Xanthro betraf, ebenso gut auf dem Mond sitzen.
    Von den Burritos abgesehen vermisst er eigentlich kaum etwas an Amerika. Den Himmel vielleicht – was schon komisch ist bei jemandem, der zu neun Zehnteln Höhlenbewohner ist. Aber vielleicht ist es auch total logisch. Wenn man den Großteil seiner Zeit unter der Erde verbringt und

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