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Pausensnack

Pausensnack

Titel: Pausensnack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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sich ihre kleine Soap-Opera total gern angesehen. Es ist einfach nicht dasselbe, in den Straßen von Edinburgh von einer Ü-Kamera zur anderen zu schalten und dabei zuzusehen, wie sich einzelne Vorfälle zu einem großen Ganzen zusammenfügen, was für sich genommen auch eine tolle Show ist – aber da fehlt das Menschliche. Es ist viel spannender, wenn sich eine feste Gruppe durch ein Schreckenslabyrinth kämpfen muss.
    Entsprechend verblüfft und erfreut ist er, als diese Gestalt die Burgküche betritt, das Gesicht von einer Skimaske bedeckt, aber trotzdem sichtlich nervös, während sie sich in alle Richtungen umsieht und gewandt durch die Türöffnung weiterläuft, die in den Hauptteil des Gebäudes führt.
    Action! Er lässt den Burrito liegen und pflanzt sich wieder in seinen Sessel, aber die Gestalt ist von den Bildschirmen verschwunden. Mist. Komm zurück, Mr X. Beziehungsweise Ms X. Oder vielleicht ist es auch ein Teenie – wirklich schwer zu sagen.
    Seine Geduld wird belohnt, als die Gestalt einige Minuten später im Hof wieder zu sehen ist; er kneift die Augen zusammen und versucht aus der Kleidung schlau zu werden. Definitiv niemand von Xanthro. Aber von welcher Seite dann?
    Und dann ist die Gestalt verschwunden. Er wartet und geht sämtliche Kameras durch, sogar diejenigen, die auf den anderen Geländen installiert sind, weil er sehen will, ob sie dort wieder auftaucht, aber alles bleibt still.
    Schließlich holt er den inzwischen kalten Burrito und lässt sich mit einem Seufzer in seinen Sessel fallen. Er loggt sich ein. Schickt ihnen eine Nachricht. Damit sie ihm sagen, was er jetzt machen soll.
    Und dann wird er angepingt. Eine IM, mit Sonjas Avatar. Wow. Ist eine Weile her, dass er von ihr gehört hat.
    Abschaltanweisung für folgende Mobilfunkstationen: Edinburgh T34Ft, Edinburgh T34Ft4, Edinburgh T34Ft2, Edinburgh T34Fy …
    Mobilfunkmasten im Zentrum von Edinburgh. Die Liste umfasst mindestens hundert Kennungen. Er gleicht sie mit dem Stadtplan ab; wenn er den Schalter umlegt, verstummt die gesamte Innenstadt. Kein Mobilfunkempfang irgendwo innerhalb des Stadtrings.
    Umsetzung sofort
    Oo-kay. Die haben es aber eilig. Wieder macht es ping .
    Abschaltanweisung für folgende schottische Umspannwerke: Belshill, Central, Dewar …
    Ebenfalls eine lange Liste. Wenn er die befolgt, gibt es in der Innenstadt von Edinburgh praktisch keinen Strom mehr.
    Umsetzung sofort
    Und noch mal ping . Diesmal geht es um die Telefonnetze in einem Großteil der Central Lowlands. Himmel. Die breite Masse in Bewegung versetzen. Darum geht es. Ohne Telefon und ohne Strom werden die Leute versuchen die Stadt zu verlassen. Das bedeutet Chaos, Panik, Tote in großem Maßstab. Xanthro zieht jetzt alle Register.
    Er tippt einige Zeilen Code in die Tastatur. Nach wenigen Minuten ist er so weit, dass er Edinburgh abschalten kann. Ist das vielleicht nur eine temporäre Aktion? Aber selbst wenn Strom und Telefon nur für ein paar Stunden ausfallen, wird das definitiv Tote zur Folge haben, zumal die Leute dort ja noch einiges erwartet. Vielleicht bekommt er gleich den Befehl, alles wieder hochzufahren. Und sie wollen das Ganze doch bestimmt überwachen. Wenn er den Strom abschaltet, fallen auch die Kameras überall in der Stadt aus, hat jemand das bedacht? Sein Finger hängt über der Taste, die das Schicksal Tausender Unschuldiger besiegeln würde.
    Er muss das nicht machen. Oder er kann es stückchenweise tun, über die nächsten ein, zwei Tage hinweg, damit die Leute eine Chance haben. Aber dann wäre sein Hals in der Schlinge.
    Vielleicht ist es ja zu ihrem Besten? Lieber ein schneller Tod?
    Er nimmt die Hand von der Tastatur und greift nach dem letzten Stück Burrito, mampft drauflos. Das Zeug ist kalt, der zerlaufene Käse über den Bohnen und dem Formfleisch ist geronnen und bleibt ihm am Gaumen kleben. Das totale Dreckszeug. Er schluckt gerade Dreck.
    Der Wächter haut auf die Taste.
    Erledigt.
    Ein kleiner Monitor weiter rechts geht flackernd an. Sein privater Laptop. Eine Warnung.
    Häh?
    Irgendwas läuft hier.
    Nein. Kann gar nicht sein.
    Er startet eine Diagnose auf dem Hauptterminal. Alles läuft einen winzigen Tick zu langsam. Ihm sackt der Magen durch. Er überprüft den Hauptserver. Kein Zweifel. Er wird gerade gehackt. Riesige Datenvolumen werden nach sonst wohin übertragen. Seine Finger fliegen über die Tastatur, auf der Jagd nach dem Eindringling. Was? Wo?
    Er hat es gewusst. Einfach vom Bauchgefühl her.

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