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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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hinzufügte, fand ich, daß sie sich wie Krähen anhörten, die auf den Tod eines Kriegers warteten.
    Es war eine wahrhaft schwierige Strecke – Esseilte und ich hatten uns Teile davon auf unseren Ponies angesehen, und den Rest hatte ich an langen Abenden am Feuer in so peinlich genauen Einzelheiten ausgemalt gehört, daß ich sie fast selbst hätte reiten können. Die Biegung um den Hügel war nicht so schlimm, nur daß sie jetzt, nach den Regenfällen der vergangenen Woche, aufgeweicht und der Boden zu beiden Seiten sumpfig war, so daß ein Pferd zu Fall kommen konnte. Dann war da die erste Furt am unteren Nith, wo ein Reiter sein Pferd zügeln mußte, wenn er nicht wollte, daß es sich möglicherweise mit einem Bein in den Hindernissen verfing und sie beide naß wurden, falls es sich nicht gar ein Bein brach. Das Haselnußgehölz war nicht so schlimm – der Reiter mußte nur darauf achten, daß die Zweige ihn nicht vom Pferd warfen; er brauchte nicht zu Fuß hindurchlaufen, ohne daß sein Haar sich verfing, ein morscher Ast knickte oder ein Zweig nachzitterte, worauf die Bewerber für die Fenier hatten achten müssen, wie die alten Geschichten erzählten.
    Sowohl Pferd wie Reiter mußten ein ausgezeichnetes Gefühl für den Boden, die Richtung, ihr eigenes Vermögen und für die Kraft haben, die sie noch für den abschließenden Sprint benötigen würden. Wenn der Fuchs des Morholts auch nur die Hälfte der Tugenden besaß, die sein Reiter ihm zuschrieb, müßte er eine sehr gute Chance haben. Ich zuckte leicht zusammen, als ich mir einbildete, an der Furt Aufregung zu bemerken. Aber ich täuschte mich selbst, wenn ich glaubte, so weit sehen zu können, und wenn mein Platz noch so gut war. Wenn dort wirklich etwas passiert war, mußten andere Sinne mich darauf aufmerksam gemacht haben. Doch jetzt war keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Die Strecke war drei Meilen lang. Es würde noch einige Minuten dauern, ehe wir die ersten sehen konnten; denn kein Pferd vermochte das halsbrecherische Tempo beizubehalten, mit dem es begonnen hatte. Esseilte hatte sich endlich hingesetzt. Ich verlagerte mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, und wünschte mir, ich könnte es ebenfalls, doch bis ich mich im Gras niedergelassen hätte, würden die Pferde sich bereits dem Ziel nähern.
    Jemand schrie von der Bergkuppe herunter. Kamen sie? Das Geländer ächzte unter mir, und ich zwang mich, meine Füße stillzuhalten, ohne den Blick vom Hang zu nehmen.
    Ja – ja! Sie waren bereits auf dem Weg zum Ziel. Einen Augenblick hob sich ein Pferdekopf mit fliegender Mähne gegen den Himmel ab, die Umrisse seines Reiters folgten, dann die anderer, die den Berg hinter ihm herabquollen wie ein Steinfall. Das Pferd an der Spitze war grau!
    »Connachta!« erklang der Ruf aus der Menge, denn Curnan war in Führung. Er schlug mit der Hand auf den Nacken des Pferdes, um auch noch das Letzte aus ihm herauszuholen.
    Doch der Morholt folgte ihm dichtauf. Mir schien, als hielt er seinen Fuchs zurück, um seine Kraft zu sparen. Doch gleich würde er seinen Zug machen müssen – ja, seine Hand strich über den schwitzenden Hals seines Hengstes. Ein Donnern erschallte, als hätte die Erde selbst die Kehle geöffnet, um ihn anzuspornen.
    Näher kamen sie, immer näher. Die Nase des Fuchses war nun voran. Ich sah, wie er die Nüstern aufblähte und vor Erschöpfung die Augen rollte. Durch das Holz der Tribüne spürte ich die Erde wie eine Trommel vibrieren. Später war ich heiser, also mußte wohl auch ich geschrien haben.
    Da verfehlte der Fuchs einen Schritt, dann einen weiteren. Der Graue donnerte an ihm vorbei und über die Ziellinie. Das Brüllen wurde zu dem einen Wort »Cashel!«
    Der Graue galoppierte noch fünf Schritte, ehe sein Reiter ihn anzuhalten vermochte. Dann drehte sein Reiter ihn um und wandte sich lachend der Menge zu, die bereits über die Schranken kletterte und sich um ihn drängte. Der Fuchs hatte ein paar Schritte hinter der Ziellinie stockend angehalten. Als er sich umdrehte, sah ich, daß er entlang der Seite von Flanke bis Schulter mit ockerfarbenem Schlamm bedeckt war. Auch des Morholts linkes Bein und linker Arm waren mit Morast verschmiert – sie waren also gestürzt, und deshalb hatte der Graue gesiegt. Es mußte dem Fuchs hoch angerechnet werden, daß er trotzdem so tapfer weitergerannt war. Er machte noch einen Schritt, ehe er zitternd stehenblieb. Und nun sah ich einen fast leuchtenden Flecken sich

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