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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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heftigen Ruck zur Seite sprang, daß er seinen Reiter fast aus dem Sattel warf. Ich bemerkte, daß sich die Aufmerksamkeit fast aller auf der Königstribüne plötzlich auf die beiden richtete, einschließlich Diarmaits, des Königs.
    »Wenn Ihr Euer Pferd nicht besser in der Hand habt, solltet Ihr vielleicht lieber am Wettlauf der Knaben teilnehmen!« knurrte der Morholt.
    Curnan lachte und warf sein Haar zurück, dessen dunklen Glanz noch kein Silberfaden verfälschte. »Zumindest hat er Feuer – vielleicht wäre es besser, Euch alte Männer auf Wallache oder Maultiere zu setzen!«
    Der Fuchs schüttelte bei dem plötzlichen Ruck seines Zügels erbost den Kopf. Ich sah, daß die Armmuskeln des Morholts zitterten, und das verräterische Zucken eines Gesichtsmuskels, aber er hielt seinen Grimm in Schach.
    Curnan lachte immer noch. Er war einer der Geiseln des Königs und wußte sehr wohl, daß er nichts von irgend jemandem zu befürchten hatte, solange sein Vater Diarmait treu ergeben blieb. Obwohl des Königs Gesicht unter dem goldenen Stirnreifen unbewegt blieb, dachte auch er daran. Selbst wenn dies nicht die Zeit des Großen Festes gewesen wäre, zu der ein Bruch des Königsfriedens mit dem Tod geächtet wurde, war er doch für die Sicherheit seiner Geiseln verantwortlich.
    Crimthan MacFergus ritt seinen Rotschimmel dicht an des Morholts Seite. Ich vernahm ein leises, empörtes Murmeln, doch nicht, was er sagte. Der Morholt schüttelte den Kopf, ohne den Blick vom König zu nehmen, der dem Waffenträger den langen Speer mit der Goldverzierung abgenommen hatte, um ihn über die Bahn zu strecken. Mir deuchte, daß Diarmait ungewohnt schnell vorging – offenbar wollte er, daß die Reiter starteten und ihren Zorn am Rennen ausließen statt aneinander.
    Nun galt des Morholts Aufmerksamkeit ganz seinem Pferd. Er beugte sich tief über den glänzenden Hals und flüsterte in das zuckende Ohr des Hengstes. Sogar Curnan kümmerte sich endlich um seine eigenen Angelegenheiten; der aufgeregte Graue warf den Kopf zurück und stieg vorne hoch. Fluchend bändigte ihn der Prinz soweit, daß er die Vorderhufe wieder aufsetzte. Einen Atemzug lang waren Pferde und Reiter in einem Augenblick unglaublicher Stille gebannt, einem Habicht gleich, der mitten im Sturzflug anhält.
    Dann schwang der Speer wie aufblitzender Sonnenschein hinab, und die Pferde schossen wie Pfeile los, ihrem fernen Ziel entgegen. Donnernde Hufe spritzten Schlamm in alle Richtungen. Ich blieb verschont, doch ich hörte Kreischen von beiden Seiten. Ein Blick über die Schulter zeigte mir Eithne, die sich Morast von der Wange wischte, und es fiel mir schwer, ein Kichern zu unterdrücken. Esseilte war aufgesprungen und starrte den verschwindenden Reitern nach, ohne auf den Trubel ringsum zu achten.
    Ich wandte mich wieder der Strecke zu. Indem ich mich ans Geländer lehnte, konnte ich zumindest so weit sehen wie Esseilte, doch inzwischen rasten die Pferde so schnell, daß es schwierig war, ihre Farben zu erkennen. Mir schien, daß ein dunkles Pferd in Führung war und Curnans Grauer dicht dahinter, doch ich hätte nicht zu sagen vermocht, ob dieses Tier an der Spitze der Rappe, ein Brauner oder ein Fuchs war. Ihr Hufschlag klang nun gedämpfter, wie fernes Donnergrollen.
    Dieser Wettkampf erforderte die volle Aufmerksamkeit der Teilnehmer. Das Langstreckenrennen stellte nicht nur die Geschwindigkeit des Pferdes auf die Probe, sondern sein Durchhaltevermögen ebenso wie die Geschicklichkeit seines Reiters. Der Morholt war ein zu kräftiger Mann, als daß ein Flieger ihn zu tragen vermocht hätte. Sein Rennen war immer das über lange Strecken gewesen, und hier mußte Curnan ihn herausfordern.
    Ich versuchte, Mags Hügel zu sehen, wo sich der erste Streckenposten befand, der jeden Reiter eintrug, wenn er um den Hügel bog. Von dort aus führte die Strecke nach Süden zur Furt, dann zurück nach Westen durchs Haselnußgehölz und nordostwärts durch eine Reihe von Hindernissen, bis der Berg Temair umrundet war und die Reiter den Start wieder erreicht hatten.
    Die Frauen um mich ließen sich zurück auf ihre Bänke fallen und fingen wieder zu plaudern an. Wetten, die zuvor abgeschlossen worden waren, wurden nun geändert, und neue kamen dazu. Die Diskussionen über den Wortwechsel zwischen Curnan und dem Morholt verliehen der Unterhaltung Würze. Als die Frauen sich die möglichen Folgen ausmalten, wenn man den Gefahren der Strecke auch noch menschliche Bosheit

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