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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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bestickt.
    Wieder schaute ich mich suchend um, doch Esseilte war nirgendwo zu sehen. Ich glaubte plötzlich ersticken zu müssen unter dem Druck so vieler weiblicher Körper, dem Geruch von feuchter Wolle und schwitzenden Leibern und dem würzigen Duft von Ambra. Das Speerwerfen war beendet, und der Sieger kam herbei, um seinen Preis aus der Hand der Königin zu empfangen. Als die Frauen zu Seite wichen, sah ich Esseilte hinter der Königin.
    Die Luft erzitterte unter einem langen Hörnerklang. Ich spürte, wie sich die Härchen auf meinem Arm aufstellten, als der Herold das geschwungene Kuhhorn aufs neue an die Lippen setzte. Noch lauter hallte es diesmal, und die Sklaven rannten hinaus, um rasch die Strohpuppen zurückzuzerren, denn schon erdröhnte Hufschlag. Das erwartungsvolle Murmeln aus der Menge schwoll an, als die Reiter um die Kurve bogen. Dann verstummte es und ließ Schweigen wie eine Leere zurück.
    Die Prinzessinnen, mit glitzerndem Gold um Hals und Stirn, ließen sich auf ihren Bänken nieder, und Esseilte setzte sich zur Rechten ihrer Mutter. Also hatte die Königin doch einen Platz für sie freigehalten – nicht, daß mich das verwundern sollte. Wenn es irgend jemanden gab, der den Morholt mehr liebte als Esseilte, dann seine Schwester, die Königin. Und er war Esseiltes Oheim – da war es doch nur recht und billig, daß…
    Und er ist dein Vater – welches Recht gibt das dir? fragte eine tückische Stimme in mir. Nach einem Moment wurde mir jedoch bewußt, daß nicht das der Grund meiner plötzlichen Tränen war, die ich hastig wegblinzelte. Es war mir im Grunde genommen egal, ob mein Vater das Rennen gewann oder nicht. Doch nachdem Esseilte mich in solcher Hast den Berg hinunterzerrte, hatte sie es nicht einmal für nötig gehalten, mir zu sagen, daß ihre Mutter einen Platz für sie freihielt; sie hatte ihn einfach genommen, ohne an mich zu denken, ohne ein Wort der Entschuldigung. Ich hatte angenommen, daß wir nebeneinander sitzen würden – wir saßen immer beisammen; seit wir gehen konnten, war ich immer einen Schritt hinter Esseilte.
    Und welches Recht gibt dir das? fragte ich mich erneut, während ich mich durch die Frauen nach vorn zwängte, ohne auf ihre Proteste zu achten. Durch einen Tränenschleier sah ich Pferde zum Start kurbetieren: Graue Pferde wie Schwäne, schwarze und braune wie ungeduldige Hunde, ein Durcheinander von glänzenden Flanken, hochgeworfenen Mähnen und rollenden Augen. Da blies das Horn aufs neue, und das Durcheinander löste sich zu einer zitternden Reihe ungeduldiger Pferde und angespannter Männer auf, deren Gesichter wie Münzen von gleicher Entschlossenheit geprägt waren.
    Curnan von Connachta saß auf seinem langen Grauen, als wären sie miteinander verwachsen, und der Blick seiner dunklen Augen wanderte über die Frauen. Ich bemerkte, wie Eithne errötete und sogleich erbleichte, doch es war schwer zu sagen, nach welchem Antlitz er Ausschau hielt. Rote und blaue Bänder waren in Mähne und Schweif des Hengstes geflochten, und Gold glitzerte ebenso auf seinem Stirnband wie auf dem Stirnreifen des jungen Prinzen.
    Fergus MacGabran schloß neben ihm auf. Er war rot wie ein Fuchs und behäbig, und er saß mit ruhiger Selbstsicherheit auf seinem kaum minder roten Pferd, als glaube er, Vetter des Hochkönigs zu sein, würde ihm beim Rennen irgendwie Nutzen bringen. Neben ihm hatte sich Firtai Iugalach aus Damchluain in Connachta auf seinem stämmigen Braunen aufgestellt. Er nahm zum erstenmal an einem solchen Fest teil, und der erste Bartflaum wagte sich zaghaft durch die Haut.
    Mein Vater näherte sich Curnans anderer Seite, prächtig, wie ich mich seit frühester Kindheit an ihn erinnerte – eine Erscheinung in goldenem Strahlenkranz, als die Sonne plötzlich durch die Wolken brach und die Ebene mit ihrem Schein überflutete. Des Morholts Haar, auf dem Oberkopf zum Knoten gebunden, damit es ihm nicht in die Stirn falle, war wie ein goldener Helm. Das Sonnenlicht glitzerte auf seinem nackten Oberkörper, als hätte er die Muskelstränge auf Schultern und Brust eingeölt, spiegelte sich auf den Metallbeschlägen seines breiten Ledergürtels, ja schien sogar auf den Fäden seines engen karierten Beinkleides zu schimmern. Das kupferfarbene Fell seines Pferdes glühte wie Feuer.
    Curnan zügelte seinen Grauen zurück, bis er sich unmittelbar neben dem Morholt befand, und grinste boshaft, als sein Pferd seitwärts nach dem Fuchs schlug, der daraufhin mit einem so

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