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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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das Büschel fallen. Dann nahm ich mir das zweite vor und das nächste, und kam allmählich richtig in Schwung. Es war anstrengende Arbeit und ich bald schweißüberströmt, denn trotz der Wolken war es ein warmer, schwüler Tag. Lange, ehe ich das Ende der Reihe erreichte, beschwerten sich meine Rückenmuskeln, aber ich hieß den Schmerz willkommen.
    Die Binder folgten uns. Sie sammelten die losen Halme zu Garben, und kleinere Kinder hinter ihnen lasen die kürzeren auf, während Dewi und die größeren Jungen die Garben zu den älteren Männern trugen, die normalerweise jeweils fünfzehn Garben zu Mandeln aufstellten. Heute jedoch machten sie Feimen, um den Weizen gegen das bevorstehende Wetter zu schützen, und zwar schichteten sie die Garben mit den grannigen Ähren nach innen und den abgeschnittenen Enden nach außen zu mannshohen Kegeln auf und schlossen sie ab mit ein oder zwei gefächerten Garben, deren Ährenenden sie an die Feimenseite banden.
    »Man sagt, der König kommt zur Burg zurück«, wandte einer der Binder sich an seinen Nachbarn. Ich verfehlte einen Schnitt und blieb kurz stehen, um besser zu hören.
    »Wird er denn lange bleiben?« fragte der Mann neben ihm. Sie legten ihre Garben ab und gingen weiter. Ich bückte mich und schnitt langsamer, um in gleicher Höhe mit ihnen zu bleiben.
    »Keine Ahnung. Mein Schwager hat gesagt, daß ein Kurier da war, der hat gesagt, daß man ein Abendessen richten soll.«
    »Sieht nicht gut aus, wenn sie bloß kommen, um mehr Männer für des Königs Krieg zu suchen!«
    Der erste brummte zustimmend, dann arbeiteten sie schweigend weiter. Mein Herz hämmerte so ungleichmäßig, daß mir das Atmen schwerfiel.
    Drustan hatte seine Abreise von Tag zu Tag verschoben, als wolle er seine Entdeckung herausfordern. Würde March hierherkommen und ihn finden? Und wenn wir uns wiedersehen, würde March dann bemerken, was mit mir geschehen war? Ich hatte um Marchs Heimkehr gebetet, doch nun war ich voll Angst.
    Die anderen Frauen riefen mir zu, mich zu beeilen. So beugte ich mich wieder über meine Arbeit, schnitt durch Halmbüschel, ließ sie zur Seite fallen, und mein Grimm und meine Verwirrung verliehen meinem Arm neue Kraft.
    Am Vormittag machten wir eine Pause, um uns mit Most und Fuggan, dem süßen Gebäck, das zur Erntezeit gebacken wurde, zu stärken. Mittags brachte uns Wyns Weib Senara Fleischpasteten. Als es nachmittags wieder eine Mostpause gab, legte ich mich auf den Rücken und war so dankbar für diese kurze Ruhe, daß ich nichts Böses ahnte.
    Da drückte eine Hand meine Brust. Ich hatte die Sichel herumgewirbelt, und die Schneide war bereits dicht an Keihirdyns Handgelenk, ehe es mir bewußt wurde. Er hielt sich ganz still, bis ich sie zurückzog.
    »Nicht hier!« flüsterte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Nicht jetzt. Mein ganzer Körper ist gefühllos außer dem Rücken, und der besteht scheinbar nur aus Schmerz!« Das war die reine Wahrheit, und das wußte er. Er rieb seine Hände und blickte mich an.
    »Auch ich habe geschuftet. Haben wir nicht schon genug getan?«
    »Ich versprach zu bleiben. Und schau, es ist nur noch eine Ecke übrig. Du möchtest dir doch die Feier danach nicht entgehen lassen…«
    Die Pause wurde vorzeitig abgebrochen, denn die Wolken im Westen ballten sich zu dunklen, regenschweren Haufen. Die Luft war bereits so still und drückend wie gewöhnlich vor einem Gewitter. Doch alle waren guter Dinge, als wir an die Arbeit zurückeilten. Ich warf einen Blick den Pfad zum Bauernhaus hoch und sah als einzige, daß zwei Gestalten unter den Bäumen hervorgetreten waren. Esseiltes blonder Kopf war nicht zu verkennen, und ich wußte, daß die zerlumpte Gestalt neben ihr der wieder als wandernder Barde verkleidete Drustan war. Aus dieser Entfernung genügte die Verkleidung. Doch wenn er so töricht sein sollte näherzukommen und wenn einer der Männer ihn erkannte, gab es nichts, was ich tun konnte. Und im Augenblick war es mir auch gleichgültig.
    Die letzten Reihen waren schnell geschafft. Und dann stand nur noch ein Büschel Ähren wie der einzige Überlebende auf einem schrecklichen Schlachtfeld. Senara griff danach und schwang ihre Sichel. Der Rest der Frauen bildete einen Kreis um sie, während die Männer sich in drei Gruppen aufteilten. Ich sah Wyns Sohn Cuby in der Gruppe, in der Keihirdyn geendet hatte, und faßte ihn am Arm.
    »Laßt den Fremden für eure Gruppe binden.«
    Cuby lächelte mich verschwörerisch an, und ich

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