Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
Vom Netzwerk:
fließt sein Blut, und das wird uns helfen. Ich möchte, daß auch du mitkommst.«
    Zitternd folgte ich ihr aus der Kapelle und zum Kräuterhaus. Gewiß war es eine Sünde, doch Esseilte umklammerte meinen Arm, als wäre ihre Hand dort festgefroren, und ich ertrug den Gedanken nicht, es nicht zu wissen – nicht mit ihr dort zu sein…
    ***
    »Branwen, mach Feuer, und Esseilte, geh zur Quelle und fülle den Eimer mit frischem Wasser«, wies die Königin uns an. Sie hatte den Kopf des Morholts noch verhüllt in einer niedrigen Nische in der Wand neben dem Herd abgestellt. Esseilte beeilte sich, ihr zu gehorchen, während ich mich über den Herd beugte und die Königin aus den Augenwinkeln beobachtete.
    Mairenn hatte ihren dunklen Umhang abgelegt. Sie öffnete eine kleine Truhe in der Ecke und holte drei dicke Kerzen heraus, die aus grauem Wachs gemacht zu sein schienen, mehrere kleine Seidenbeutel und eine flache Schale mit mattem Silberrand, die aussah, als wäre sie aus Bein. All das legte sie auf ein Linnentuch über der weißgetünchten Stufe, die neben dem Herd, unter der Nische mit dem verhüllten Kopf des Morholts, aus der Wand ragte.
    »Sind noch glühende Kohlen im Herd?« fragte sie mich. Als ich nickte, griff sie mit der Feuerzange an mir vorbei, hob mehrere Holzkohlen heraus und legte sie in eine breite Steinschüssel. Aus einem Beutel nahm sie eine Handvoll gemischte Kräuter und verteilte sie über die Kohlen. Wenige Augenblicke später kräuselte schwerer Rauch durch den Raum. Meine Nase juckte, als sie mit ihm in Berührung kam, doch ich unterdrückte das Bedürfnis zu niesen. Der aufsteigende Duft war beißend und ein wenig schwer und kribbelte in meiner Nase.
    Das Kien- und Kleinholz, das ich auf die Kohlen gelegt hatte, fing nun Feuer. Behutsam schichtete ich Scheite aus dem Korb darauf und ließ Platz dazwischen, damit die Luft auch an die unteren Schichten herankam. Flammen leckten hoch und verdichteten sich, doch ihr Licht schien die Schatten nur noch zu verstärken, und die Dunkelheit flatterte mit schwarzen Schwingen in den Ecken. Sie warf eine fremde Maske über die harten Züge der Königin, und plötzlich wurde mir bewußt, daß ich mich fürchtete. Da kehrte Esseilte mit dem Eimer voll Quellwasser zurück, und der Feuerschein machte einen Strahlenkranz aus ihrem goldenen Haar, der die Angst in mir in Schach hielt.
    »Schütte das Wasser in den kleinen Kessel, bis er halb voll ist« wies die Königin sie an, »dann zieh den Haken über das Feuer und häng den Kessel daran.« Aus einem Beutel nach dem anderen maß sie Kräuter ab und rebelte sie in den Kessel, dabei sang sie leise:
    Kraut des Unheils, Kraut der Macht, steht mir bei in dieser Nacht!
Eisenhut und Sellerie, in der Not verlaßt mich nie!
Teufelskirsch' und Baldrian, euer Werk sei wohlgetan!
Fingerkraut und Mistelbeer', beugt euch meinem Willen her!
Wermutblatt geb' ich dabei, daß der Trank vollendet sei!
    Nachdem alle Kräuter im Kessel waren, reichte sie Esseilte den Kochlöffel. »Rühre ständig um – die Kräuter müssen gut gemischt werden.« Sorgfältig gab sie die kleinen Beutel in die Truhe zurück.
    Bleich rührte Esseilte im Kessel. Ich blickte furchtsam auf die Königin. Ich hatte so allerlei über einige der Kräuter gehört, die sie in den Kessel gegeben hatte. Beabsichtigte sie, sich selbst zu vergiften oder den König?
    Als hätte sie meine Gedanken gelesen, lächelte die Königin grimmig. »Viele Kräuter können schaden oder heilen – da muß man genau wissen, wie man sie anzuwenden hat und wieviel man davon nehmen darf. Der Trank, den ich uns jetzt braue, wird es uns ermöglichen, zwischen den Welten zu wandeln.«
    Ich erschauerte. Der Rauch aus der Steinschüssel machte mich bereits schwindelig, und es wurde mir bewußt, daß auch das Räucherwerk wirkmächtige Kräuter enthielt.
    »Mutter«, fragte Esseilte mit angstvoll schriller Stimme, »was hast du vor?«
    »Des Morholts Männer erfuhren den Namen seines Mörders nicht. Er kann nicht gerächt werden, ehe es einen Namen gibt, den ich verfluchen kann. Doch Donal sagte, daß die beiden Recken miteinander redeten, dort auf der Insel, ehe mein Bruder fiel. Der Morholt kennt den Namen, den wir suchen, und so müssen wir seinen Geist dazu bringen, zu uns zu sprechen.«
    Die Stimme der Königin war ruhig und klang vernünftig; als handle es sich lediglich darum, vom Berg aus jemandem auf der Ebene zuzurufen. Doch mir schien, als pulsiere Licht in ihren Augen,

Weitere Kostenlose Bücher