Paxson, Diana L.
dieser König March von Kernow?« fragte Diarmait da. »Fließt Artus' Blut unverdünnt in seinen Adern?«
»Mein König, das weiß ich nicht.« Fergus hatte seine Fassung zurückgewonnen, und berichtete nun weiter. »Ich hörte, daß der Hochkönig wie ein Bär in seinem Grimm gewesen war, doch dieser Herr der Domnonier ist ein eher hagerer, dunkler Mann, gut genug mit einem Schwert in der Hand, doch besser am Verhandlungstisch denn auf dem Schlachtfeld. Er sagte zum Morholt, falls wir uns als stärker erwiesen, würde er sich nicht lebend ergeben, doch um sowohl seine als auch unsere Männer zu schonen, erklärte er sich bereit, die Sache durch einen Zweikampf zwischen Recken entscheiden zu lassen.«
»Und mein Bruder war damit einverstanden?« fragte die Königin.
»Er war der Morholt«, antwortete Fergus, als erkläre das alles. »Glaubt Ihr, er hätte sich weigern können?«
Sie schüttelte bedächtig den Kopf, und ich erinnerte mich, was er in der Nacht vor seiner Abreise zu ihr gesagt hatte. Nein – der Morholt hätte sich nie eine Chance entgehen lassen, zu weiterem Ruhm zu kommen und sein Recht auf den Titel des Recken vor ihnen allen zu beweisen!
»Sie entschieden, daß der Kampf in drei Tagen stattfinden solle, und zwar auf einer niedrigen Insel in der Mündung, wo die Recken ungestört, doch von der Küste aus gut zu sehen, kämpfen konnten. Ich fragte mich, ob ihr König uns zu überlisten beabsichtigte, doch der Morholt lachte und sagte, wenn der König keine besseren Krieger habe als jene, gegen die wir gekämpft hatten, sei es kein Wunder, daß er Zeit brauche, um einen neuen Streiter zu suchen. So kehrten wir auf unsere Schiffe zurück, um zu warten.« Fergus schaute sich um, doch niemand dachte daran, ihn jetzt zu unterbrechen.
»Als der Tag des Kampfes gekommen war, segelten wir so weit in die Mündung, wie wir es wagen konnten, und der Morholt ruderte mit einem Beiboot zu der Insel. Ich glaube, die Briten waren überrascht, als sie erkannten, wie wenige wir waren, doch das Wort ihres Königs band sie, so wie unser eigenes uns band, daß keiner, weder von ihnen noch von uns, seinem Recken zu Hilfe komme dürfe und daß wir Kernows Tribut bekämen, wenn der Morholt siegte, doch falls er fiel, nach Hause zurückkehren würden und alles abgeben müßten, was wir uns geholt hatten.«
»Wie zog der Morholt in den Kampf? Welchen Eindruck machte er?« erkundigten sich die Krieger.
»Er rüstete sich sorgfältig für den Kampf«, antwortete Fergus. »Jedes einzelne Haar seines Hauptes und Bartes schimmerte wie rotes Gold unter dem Bronzehelm mit den Stahlbändern. Über der Haut trug er sein gutes Hemd aus weißer Seide und darüber eine rote Tunika mit goldener Borte und einen Harnisch aus drei Schichten gehärteten Leders mit Bronzenieten. Sein Umhang war aus Fäden in vielen Farben gewoben, so daß er in der Morgensonne wie der Regenbogen schillerte, und zusammen hielt er ihn mit zwei Broschen aus gehämmertem Gold…«
Seine Zuhörer nickten beifällig, denn er berichtete nun auf Erzählerart; als könne es den Schmerz lindern, machte er es den Poeten nach, wenn sie Helden vergangener Tage beschrieben.
»Welche Waffen trug er?« erkundigte sich die Königin. Seine Kleidung kannte sie sehr wohl, denn sie selbst und ihre Damen hatten diese rote Tunika bestickt und die Wolle seines Umhangs gesponnen.
Nun ergiff Donal das Wort. »Er hielt seinen eschenen Rundschild mit dem Bronzeüberzug und der Eiseneinfassung in der Linken und in der Rechten seinen festen Speer mit der langen Klingenspitze, und das Schwert des Recken hing an seiner Seite, daß der goldene Griff in der Sonne blitzte.«
»Als der Morholt die Insel erreicht hatte«, fuhr nunmehr Fergus fort, »zog er sein Boot auf den Sand. Und auch von Lan Wedenek kam ein Boot über das Wasser. Doch als der andere ausgestiegen war, drehte er sich um und schob das Boot zurück, daß es davontrieb. Der Morholt lachte, aber wir konnten nicht hören, was der andere sagte.«
Ich fand, daß das auch nicht nötig war. Die Bedeutung war unmißverständlich – sowohl der Morholt wie der britische Recke wußten, daß nur einer von ihnen zurückrudern würde.
»Wer war dieser Krieger, der es wagte, sich unserem Recken zu stellen?« erkundigte sich der König.
»Wir hielten uns von den Briten fern, während wir auf den Kampf warteten, und so konnte uns niemand seinen Namen nennen«, antwortete Donal. »Wir sahen nur, daß der Recke von Kernow einen
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