Paxson, Diana L.
Schild hatte, auf den ein schwarzer Eber gemalt war, und sowohl ein Schwert als auch einen Speer. Er trug ein Kettenhemd aus gepunzten und genieteten Eisenringen, und sein Helm beschirmte sein Gesicht, so daß wir davon nicht viel anderes als hin und wieder seine blitzenden Augen zu sehen vermochten. Doch trotz seiner Rüstung war er offenbar kein großer Mann. Er bewegte sich geschickt«, fügte Donal unsicher hinzu, als könne er immer noch nicht verstehen, wie es ihm gelungen war, seinen Herrn zu besiegen.
»Eine kurze Weile standen sie einander gegenüber und tauschten Herausforderungen aus«, erzählte er weiter. »Dann begann der Kampf, und das Krachen von Stahl auf Bronze oder Leder hallte über das Wasser. Es war fast unbegreiflich, daß einer solchen Hieben widerstehen konnte, wie die beiden sie wechselten. Der Morholt trieb den britischen Kämpfer rückwärts über die Insel, und ich sah ihn stolpern, als dem Morholt ein Schlag vorbei an seinem Schild gelang, doch er fiel nicht.«
»Da wich der Morholt ein wenig zurück, um ihn zu reizen«, warf Fergus ein. »Und den anderen packte der Heldenwahn. Irgendwie schöpfte er neue Kraft und warf sich auf ihn. Seine Klinge blitzte, doch war sie zu schnell, als daß wir deutlich hätten sehen können.« Seine Stimme brach, und er schluckte. Donal faßte ihn am Arm, um ihn zu beruhigen, und fuhr fort.
»Wir sahen, wie des Morholts Schwert durch die Luft wirbelte, seine Hand umklammerte noch den Griff, und dann rollte sein Helm über den Sand. Der Brite zerrte sein Schwert aus des Morholts Kopf zurück und hielt es hiebbereit. Doch statt ihn anzugreifen, schwankte der Morholt wie ein fast gefällter Baum, und dann stürzte er.«
Fergus schlug die Hände vors Gesicht, und sein Kopf sackte auf den Tisch. Lautloses Schluchzen schüttelte ihn. Donal blickte auf ihn hinab, dann zurück zur Königin.
»War das britische Schwein verwundet?« Ihr rauhes Flüstern ließ mich erschauern. »Blutete er auch ein bißchen?«
»Das konnten wir nicht sehen«, antwortete Donal schwer. »Sein Rücken war uns zugewandt, als er seinen Schild ablegte und sein Schwert mit beiden Händen faßte und mit einem Schlag des Morholts Haupt vom Rumpf trennte. Dann stieg er in des Morholts Boot und ruderte auf uns zu, bis er in Hörweite war. Eine Botschaft rief er, mein König«, er wandte sich an Diarmait, »von seinem König an Euch.«
»Wie lautet sie?« Des Ard-Righs Stimme klang wie Eisen, das über Stein scharrt.
Donal räusperte sich, und als er wieder sprach, hatten seine Worte einen fremden Klang, als rede wahrhaftig ein anderer.
»›Krieger, der Tribut, den einzufordern ihr gekommen seid, wartet auf der Insel auf euch. Sagt eurem König, daß der Herrscher und das Volk von Dumnonia ihm dieses Geschenk senden, und falls er weitere Boten schickt, um hier Tribut zu fordern, werden sie auf gleiche Weise zurückkehren, was immer es uns auch kosten mag!‹«
Anhaltendes Schweigen setzte ein, und ich spürte, wie sich Gänsehaut auf meinen Armen bildete. Ich fühlte, daß Esseilte zitterte, so drückte ich sie an mich und tätschelte sie in stummem Trost, denn in diesem Augenblick hätte ich keinen Ton hervorgebracht. Doch auch wenn es dem Rest erging wie mir, hatte die Königin ihre Sprache durchaus nicht verloren. Sie tat einen Schritt vorwärts und richtete beide Arme auf den König.
»Ard-Righ, Ard-Righ! Ich verlange Gerechtigkeit! Ich verlange Gerechtigkeit und Vergeltung! Der Morholt verließ das Land auf Euer Geheiß. Gebt mir für diesen Verlust den Ehrenpreis, König von Erin!«
Langes Schweigen setzte ein, während der Erzpoet in des Königs Ohr flüsterte. Schließlich antwortete Diarmait ihr.
»Ich darf ihn Euch nicht geben, Königin von Erin. Der Morholt brach das Gesetz des Großen Festes, und seine Verbannung war gerecht. Sein Geschick lastet nicht auf mir.«
Da dachte ich, die Königin würde aufbegehren, doch Mairenn nickte nur, als hätte sie es nicht anders erwartet.
»Dann fordere ich den Blutpreis für seinen Mörder!« rief sie. »Schickt Eure Krieger nach Kernow. Überschwemmt das Land der Briten mit dem Blut seiner Krieger! Mögen ihre Frauen weinen, wie ich es heute tat! Bringt mir den Kopf des Recken, damit ich ihn auf des Morholts Grabhügel setze!«
Eifriges Beifallsgemurmel hob sich aus den Reihen der Krieger. Zweifellos hatten sie genau das erwartet. Doch aufs neue schüttelte der König den Kopf.
»Des Morholts eigenes Wort verbietet es«,
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