payback: thriller (German Edition)
finden.«
Mace vermochte keinen Unterschied herauszuschmecken. Warum sollte er sich die Mühe machen? Das Zeug war so oder so wirklich gut.
»Was ich schwer verstehen kann«, meinte Kiambu und machte den Speyburn auf, »ist, dass es Leute gibt, die mich töten wollen. Warum, weiß ich nicht. Ich meine, warum ich diese Schwierigkeit habe, es zu verstehen. Mein ganzes Leben lang haben Leute auf mich geschossen, um mich zu töten. Das ist so im Krieg. Doch dann ist der Krieg vorbei, und die Leute hören immer noch nicht auf, mich töten zu wollen.« Er goss ihnen wieder jeweils einen Finger breit ein. »Der ist süßer. Sie werden es bemerken. Wie Honig. Auch sehr, sehr gut, aber nicht ganz mein Geschmack.«
Mace gefiel die Süße. Er fand, dass ihm dieser Whisky am meisten entsprach, und trank nur aus Höflichkeit auch noch den Laphroaig.
»Bitte, Gentlemen. Lassen Sie mich raten, welchen Sie bevorzugen. Mr. Buso ist zweifelsohne ein Glenmorangie-Mann. Ja?« Pylon nickte. »Und Mr. Bishop, würde ich sagen, ist ein Speyburn.«
Mace grinste. »Woher wissen Sie das?«
»Das war leicht. Bei den ersten beiden gab es ein leichtes Zusammenziehen Ihrer Lippen. Ebenso beim Laphroiag. Bei Speyburn nichts. Habe ich recht?«
»Haargenau.«
»Dann …« Kiambu goss ihnen drei Finger breit ihrer Favoriten ein.
Mace fragte: »Vielleicht etwas Eis?«
»Ah, Mr. Bishop …« Er schüttelte den Kopf. »Sie sind kein Malt-Trinker. Eis hält den Geschmack davon ab, sich zu entfalten.«
Mace zuckte mit den Achseln.
»Aber Sie sind mein Gast, das will ich gerne berücksichtigen.« Er holte einen Eiswürfelbehälter aus dem Eisfach der Bar. »Bitte, bedienen Sie sich.«
Während Mace das tat, holte Kiambu drei in Zellophan verpackte Montecristos heraus.
»Ich denke, was ich nach diesem Nachmittag schwer verstehen kann, ist mein Freund John Webster. Zehn Jahre lang haben wir Geschäfte gemacht, ich darf sagen, er war wirklich ein Freund. Wir sind beide Fußballfans. Er hat in meinem Haus geschlafen. Er hat mich in sein prächtiges Haus in Schottland eingeladen. Gemeinsam haben wir die Destillerien besucht. Wir hatten wunderbare Zeiten, er und ich.«
Mace wickelte die Zigarre aus und ließ sie unter seiner Nase hin und her wandern.
»Noch heute Nachmittag beim Lunch hat er mich gefragt, ob ich diesen Sommer wiederkommen würde, um in seinem Fluss Forellen zu fischen. Ich sagte: Ja, warum nicht. Ich habe mich gefreut. Die Vorstellung hat mich glücklich gemacht. Aber er wollte mich töten. Er konnte hier sitzen und mich anschauen und wissen, dass ich am Abend tot sein würde. Pah! Was für ein Mensch ist das, frage ich.«
Dr. Kiambu betrachtete seine Zigarre, schnitt ihr Ende ab und gab den Anschneider an Pylon weiter.
»Ich finde es unvorstellbar.« Er schüttelte den Kopf. »Was wollte er gewinnen? Die Waffen. Die Diamanten. Mein Kopfgeld. Was ist das wert? Ein Tropfen. Über die Jahre wäre es viel mehr geworden. Ich war für ihn ein guter Kontakt. Hier in diesem Land, aber auch außerhalb. John Webster kannte nicht jeden.«
Kiambu entzündete ein schweres Goldfeuerzeug und sog so lange an der Zigarre, bis sie brannte. Er blies den Rauch in die Luft. Wartete, bis Mace und Pylon es ihm nachgetan hatten. »Sollen wir sitzen?«
Die tiefen Sessel waren aus Leder und hätten auch in das Foyer eines Fünf-Sterne-Hotels gepasst.
»Manchmal denke ich, dass wir so wenig wissen, was vor sich geht. Wir marschieren in die Pläne eines anderen, und Dinge passieren, die keinen Sinn ergeben. Für die anderen ist das alles natürlich und logisch – dieses Spiel, das sie treiben. Auf uns kann es seltsam wirken, es kann gefährlich sein. Es kann tödlich sein.« Er nippte an seinem Whisky. »Ich persönlich habe das von meinem Freund John Webster nicht für möglich gehalten.«
Er sog an seiner Zigarre und paffte den Rauch zu dem Kronleuchter an der Decke.
»Und Sie beide, Gentlemen. Fremde bis heute Nachmittag. Man kann sagen, auch jetzt noch Fremde, denn was weiß ich darüber, wie Sie Ihr Leben verbringen. Aber Sie haben mir dennoch das Leben gerettet.«
Stille breitete sich aus. Mace rauchte und ließ den Whisky in seinem Mund kreisen. Er fragte sich, ob er Isabella kontaktieren sollte. Fragte sich, was sie wohl über John Webster wusste.
Dr. Kiambu unterbrach seinen Gedankengang. » Bom . Bitte, Gentlemen. Vielleicht sollen wir für heute Schluss machen.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. » Sim , ja. Es ist bereits
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