payback: thriller (German Edition)
Flughafen abbiegen zu können. »Siehst du die Brücke da?«, fragte er und zeigte auf eine Fußgängerbrücke, die über die Autobahn führte. »Das ist die, bei der man aufpassen muss.«
»Dachte ich mir«, meinte Mace. »Die Frau ist übrigens gestorben. Hab’s in den Nachrichten gehört.«
»Die haben einfach einen verdammten Betonklotz runterfallen lassen. Wenn man mit hundertzwanzig Sachen einen Betonklotz durch die Windschutzscheibe bekommt, hat man wahrscheinlich Glück, wenn man nicht sofort tot ist, sondern erst auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt. Schon ein Ziegel wäre mies. Immer wenn ich da unten durchfahre, schaue ich mich nach Fußgängern um. Nach jemandem, der so aussieht, als wäre er auf der Suche nach irgendeinem sinnlosen Spaß. Denn meistens passiert’s auf genau dieser Brücke. Ich verstehe echt nicht, warum man sie nicht einfach schließt und stattdessen eine Unterführung baut.«
»Dann wird man da ausgeraubt. Oder die Frauen vergewaltigt.«
»Das ist das Problem.«
An der Abzweigung zum Flughafen wurde Pylon langsamer und reihte sich in den Verkehr ein.
»Ich wollte dir schon länger erzählen«, sagte Mace, »dass ich eine Mail von Isabella bekommen habe.«
»Einfach so?« Pylon runzelte die Stirn.
»Einfach so.«
»Wann?«
»Vor etwa einer Woche.«
»Vor einer Woche, und du sagst nichts.«
»Es geht um etwas Geschäftliches. Um die Möglichkeit eines Geschäfts.«
»Deshalb hättest du es auch schon früher erwähnen sollen.«
»Nein, nicht wirklich. Ich wollte erst darüber nachdenken. Über das, was das nach sich ziehen könnte.«
»Und nachdem du jetzt darüber nachgedacht hast, triffst du dich mit ihr.«
»Ja. Zum Lunch.«
»Zu einem netten kleinen Gespräch.«
»Es geht um ein Geschäft, von dem sie annimmt, dass es vielleicht etwas für uns wäre.«
»Verstehe«, sagte Pylon und hupte einen Touristenbus an, der an der Aussteigestelle für internationale Abflüge stand. »Kann ich mir vorstellen.«
9
Mace nahm ein Taxi zum Restaurant. Sagte dem Taxifahrer, Cesca’s, 164 West, Fünfundsiebzigste Straße.
Der Tisch war auf den Namen Isabella Medicis reserviert – ein Tisch am Fenster, so dass er sie beobachten konnte, als sie aus einem Taxi stieg: Die schwarzen kniehohen Stiefel zeigten sich zuerst, ihr Rock war leicht nach oben gewandert, und so sah man Knie und Oberschenkel in einer schwarzen Strumpfhose, während sie diesen ungelenken Moment zwischen dem Herausgleiten aus dem Auto und dem Stehen auf dem Bürgersteig hinter sich brachte. Sobald dieser Moment vorüber war, wirkte sie wieder elegant und anmutig wie immer. Kleidung und Make-up perfekt. Professionelle Choreographie.
Mace gefiel das. Er hatte gerade genügend Zeit, um all das in sich aufzunehmen, ehe es losging und sie auf die Tür zulief – langbeinig, selbstbewusst. Die Art und Weise, wie er sie im Dschungel und in der Wüste erlebt hatte.
Kurz darauf stand sie neben dem Tisch und ließ sich aus dem Mantel helfen. Zehn Jahre waren vergangen, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Die Sache mit Isabella war die: Man konnte die Augen nicht von ihr lassen, wie ihm nun erneut klar wurde. Vielleicht war ihre Schönheit mit den Jahren sogar noch atemberaubender geworden. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
»Ist das nicht gemütlich hier? Vor allem für ein Wiedersehen von alten Freunden?«
Mace zuckte mit den Achseln. »Sehr hübsch.«
Sie nahm die Weinkarte in die Hand. »Wer ist dein Klient?«
»Eine Bankerin.«
Sie sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »Du fliegst den ganzen Weg hierher, um eine Bankerin in den Urlaub zu begleiten?«
»Gehört zum Service.«
»Wen interessiert denn, was mit einer Bankerin passiert?«
»Sie selbst. Ihren Mann und ihre Kinder wahrscheinlich auch.«
Isabella schüttelte den Kopf. »Die Welt ist wahnsinnig paranoid geworden. Lust auf Merlot? Oder auf einen Pinot Noir?«
»Merlot.«
Sie bestellte Pinot Noir und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das ihn schon während ihrer gemeinsamen Waffenhandel-Dschungel-Tage auf die Palme gebracht hatte.
Mace ließ es diesmal kommentarlos durchgehen.
»Erinnerst du dich noch an die ersten Worte«, fragte sie, »die ich zu dir gesagt habe?« Ein Glitzern leuchtete in ihren Augen auf.
»Ich hoffe, du willst Sex.«
Sie lächelte. »Gutes Gedächtnis.«
»Ist ja auch kaum etwas, was man so schnell wieder vergisst.«
Isabella nickte. »Das war damals eine hoffnungslose Situation. Wie du da
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