Peacemaker
Dämpfergehäuse waren zu sehen. Überhaupt nichts.
»Bist du sicher, dass wir uns in der richtigen Tiefe befinden?«, fragte Gideon.
Kate tippte auf den Tiefenmesser an ihrem Handgelenk. »Die Strömung und die Wellen ziehen uns von der Bohrinsel weg. Wir müssen schwimmen, um zur Aufnahmevorrichtung zu kommen. Achte darauf, wie sich die Luftblasen bewegen, und schwimm in die entgegengesetzte Richtung.«
Gideon folgte ihr unbeholfen, als sie langsam durchs Wasser schwamm. Er besaß zwar viel Erfahrung beim Tauchen, doch das war etwas anderes. Zum einen hatte er keine Schwimmflossen an, zum anderen zog er das Gewicht und den Widerstand von sechzig Metern Kabeln und Schläuchen hinter sich her. Er hoffte nur, Kate wusste, wohin sie schwamm.
Nach kurzer Zeit tauchte etwas aus der Dunkelheit auf. »Da ist der Dämpfer«, sagte Kate. Er sah aus wie eine fliegende Untertasse aus einem alten Sciencefictionfilm, und seine Oberfläche war mit moosgrünen Algen bedeckt.
Taucher kommunizieren unter Wasser auf zwei verschiedene Arten. Wenn sie einen Helm mit Kopfhörern tragen, können sie sich über Mikrofone unterhalten. Ist Sprechen jedoch aus irgendeinem Grund nicht möglich, kommunizieren sie, indem sie auf Tafeln schreiben – auf kleine rechteckige Schrifttafeln, die wie altmodische Schultafeln funktionieren. Selbst Helmtaucher tragen sicherheitshalber welche bei sich, falls ihre Elektronik versagt. Wegen Timken sprach Kate über die bevorstehenden Schweißarbeiten, während sie die Tafel aus ihrem Gürtel zog und schrieb: WIR MÜSSEN DIE SPRENGLADUNGEN FINDEN, BEVOR CHUN RUNTERKOMMT .
Gideon nickte.
Kate wischte die Tafel ab, dann schrieb sie: ICH SCHWIMME NACH LINKS, DU NACH RECHTS. SUCHE NACH DEN DETONATIONSKABELN, DIE AUS DEM LEITUNGSROHR HERAUSKOMMEN .
Gideon gab ihr ein »Daumen nach oben«-Zeichen.
Sie schwammen in entgegengesetzte Richtungen. Binnen Sekunden verschwand Kate in der Finsternis. Gideon suchte nach der Stelle, wo die Aufnahmevorrichtung an einem der drei riesigen Stützpfeiler der Bohrinsel befestigt war. Er ging am Rand entlang, was sich anfühlte, als würde er an einem Kliff entlangmarschieren, das in eine bodenlose Schlucht abfiel.
»Big Al«, sagte Kate. »Was macht die Stahlplatte?«
»Donnie Rawls arbeitet mit dem Plasmaschneider daran«, entgegnete Big Al. »Er müsste in fünf Minuten fertig sein.«
»Gut. Und die Schweißausrüstung?«
»Wir richten sie gerade her. Das Schweißgerät kann jeden Moment abgelassen werden.«
Der Strahl von Gideons Stirnlampe schwenkte auf der Oberfläche der Aufnahmevorrichtung hin und her. Außer Algen war nichts zu entdecken. Keine Bomben, keine Kabel, keine Minen, keine Sprengladungen.
»Negativ«, erwiderte Big Al. »Timken möchte, dass ich zuerst seinen Mann ablasse.«
»Je früher wir die Ausrüstung haben, desto schneller können wir die Bohrinsel reparieren«, sagte Kate.
»Kommen Sie mir bloß nicht blöd.« Timkens Stimme ertönte laut in ihren Kopfhörern. »Ich lasse Sie da unten nicht rumpfuschen, ohne dass jemand ein Auge auf Sie hat.«
Gideon sah ein großes schwarzes Gebilde vor sich auftauchen. Der erste Stützpfeiler. Er untersuchte die Verbindungsstelle sorgfältig. Der Stützpfeiler war von einer massiven Stahlmanschette umgeben, an der mit zwölf Schrauben, die alle so dick waren wie sein Handgelenk, die Aufnahmevorrichtung befestigt war. Er inspizierte die gesamte Verbindung gewissenhaft, fand jedoch keine Kabel, keine Sprengladungen, keine Bombe.
»An dieser Verbindung ist keine Beschädigung zu sehen«, sagte Gideon in der Hoffnung, dass Kate verstand, was er eigentlich meinte.
»Hier scheint auch alles in Ordnung zu sein«, sagte Kate.
»Test, Test«, sagte eine vierte Stimme. »Hier spricht Chun, können Sie mich hören?«
»Alles okay«, sagte Big Al. Es folgte eine kurze Pause, dann war Big Als Stimme erneut zu hören. »Taucher wird abgelassen.«
Gideon folgte dem Rand der Aufnahmevorrichtung. Er beeilte sich, da er die Sprengladungen unbedingt finden wollte, bevor Chun zu ihnen stieß. Doch er kam nur langsam voran. Die Algen waren rutschig und die Wellen über ihnen so hoch, dass sie die Strömung selbst in dieser Tiefe beschleunigten und verlangsamten, wodurch der ohnehin rutschige Untergrund noch unberechenbarer wurde.
Kate und Gideon erreichten den dritten Stützpfeiler fast gleichzeitig. Kate deutete auf die Reihe großer Schrauben und hielt zwei Fingerspitzen zusammen, um Gideon zu verstehen zu
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