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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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wobei er in der Strömung leicht schwankte.
    »Okay, Leute, das Schweißgerät wird jetzt abgelassen«, sagte Big Al. »Jesus, Maria und Joseph, das Ding schaukelt bei diesem Wind wie verrückt hin und her. Es … Vorsicht!«
    Big Al hatte seine Warnung kaum ausgesprochen, als Kate von ihrer Nabelschnur nach oben gerissen wurde. Sie schoss etwa acht Meter nach oben, bis sie sich beinahe auf Höhe der Wellentäler befand, dann stoppte die Aufwärtsbewegung.
    »Kate? Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Big Al. Die Besorgnis in seiner Stimme verwandelte sich schnell in Panik, als sie nicht antwortete. »Das Schweißgerät hat sich in Kates Nabelschnur verhakt.« Big Al wiederholte: »Kate?«
    Noch immer keine Antwort.
    Gideon konnte sie im dunklen, aufgewühlten Wasser kaum sehen. Er drehte am Ventil seiner Tarierweste und schwamm zu ihr nach oben. Als er sich ihr näherte, trieb sie seitlich ab. Sie bewegte sich nicht, und ihre Arme schwebten im Wasser. Offenbar hatte sie bei ihrem abrupten Aufstieg das Bewusstsein verloren.
    »Was ist da unten los, Chun?«, schrie Timken.
    »Sie hat sich irgendwo verhakt«, entgegnete Chun.
    »Ich kappe das Seil«, sagte Big Al.
    Gideon schwamm auf Kate zu. Ihr Körper wurde abermals wie eine Marionette nach oben gerissen. Dieses Mal allerdings nur ein kleines Stück. Er sah, dass aus ihrem Helm keine Luftblasen aufstiegen. Erst dann wurde ihm mit Entsetzen bewusst, dass ihre Nabelschnur vollständig durchtrennt war. Das Aluminiumtragseil hatte sich aus der Öse an ihrem Nylon-Tragesystem gelöst, und nachdem die schwächeren Schläuche und Kabel den gesamten Zug hatten aufnehmen müssen, waren diese ebenfalls gerissen.
    Kate sank jetzt wieder nach unten und trieb dabei seitlich ab. Gideon sah, dass nicht nur ihre Nabelschnur durchtrennt war, sondern dass sich ein Riss im Auftriebskörper ihrer Tarierweste befand. Die Tarierweste funktionierte, indem man den Auftriebskörper über den Luftschlauch füllte oder entleerte, je nachdem, ob man auf- oder abtauchen wollte. Kate wurde von ihrem Bleigürtel nach unten gezogen. Wenn sie das Bewusstsein nicht wiedererlangte, würde sie langsam zum Meeresgrund sinken, der sich zweihundert Meter unter ihnen befand. Da ihr Helm über Rückschlagventile verfügte, damit nicht die gesamte Luft entweichen konnte, wenn der Schlauch versagte, würde sie nicht sofort ertrinken. Doch letzten Endes würde der Sauerstoff zur Neige gehen, und sie würde ersticken. Gideon ließ sofort Luft aus seiner eigenen Tarierweste ab und schwamm ihr in die Tiefe hinterher, so schnell er konnte.
    Als er sie am Arm packen wollte, spürte er einen Ruck. Er hatte das Ende seiner Nabelschnur erreicht. Unter ihm verschwand Kate in der Finsternis, als befände sie sich in einem unsichtbaren Aufzug.
    SIEBENUNDDREISSIGSTES KAPITEL
    »Lassen Sie mich ab!«, schrie Gideon. »Lassen Sie mich sofort ab!«
    »In welche Tiefe?«, fragte Big Al.
    »Bis ich ›Stopp‹ sage!«, schrie Gideon. »Kates Nabelschnur ist gerissen, und sie sinkt wie ein Stein.«
    Timkens Stimme ertönte: »Chun?«
    »Wie er sagt, Sir«, entgegnete Chun. »Lassen Sie ihn besser runter, sonst ist sie weg.«
    Gideon spürte, wie seine Nabelschnur nachgab, als Big Al die Winde in Bewegung setzte.
    Zuvor hatte er geglaubt, er befände sich bereits in völliger Finsternis, doch als er tiefer sank, wurde aus der Finsternis eine undurchdringliche Schwärze. Er tauchte so schnell er konnte.
    »Gideon, Sie sind bereits in fünfzig Metern Tiefe«, sagte Big Al. »Ich werde Ihre Luft bald gegen Heliox tauschen müssen. Sie müssen langsamer tauchen, damit ich …«
    Gideon fiel ihm ins Wort: »Lassen Sie einfach mehr Nabelschnur nach.«
    »Sechzig Meter. Siebzig.«
    Der Druck auf Gideons Trommelfellen war beinahe unerträglich. Er versuchte, sie freizubekommen, schaffte es aber nicht, einen Druckausgleich durchzuführen. So tief war er noch nie in seinem Leben getaucht.
    »Achtzig Meter. Gideon! Sind Sie sicher …?«
    »Machen Sie weiter, verdammt!«
    Die Welt war völlig schwarz geworden. Inzwischen konnte Gideon nicht einmal mehr den kleinsten grauen Schleier über sich erkennen. Und das Wasser war kalt, schrecklich kalt. Als er sich umblickte, bohrte sich der matte Lichtkegel seiner Stirnlampe schwach in die Dunkelheit. Kate war nirgendwo zu sehen.
    Aus irgendeinem Grund beunruhigte ihn das allerdings nicht. Er hörte, wie ein Lied gesummt wurde, irgendeine halb vergessene Melodie, die er nicht erkannte. Summte er

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