Peacemaker
geben, dass sie sich in der Mitte treffen sollten. Sie arbeiteten sich langsam von zwei Seiten zur Mitte der Verbindungsstelle vor.
Als sie sich schließlich wieder trafen, schüttelte Gideon den Kopf und zuckte mit den Schultern.
»Verdammt«, sagte Kate.
»Was gibt es für ein Problem?«, wollte Timken wissen.
»Wir kratzen die Algen ab, um schweißen zu können«, erklärte Gideon. »Ich habe sie mit einem Werkzeug erwischt.«
Gideon sah sich um. Was er soeben gesagt hatte, rief eine Erinnerung bei ihm wach. Algen abkratzen. Ihm war aufgefallen, dass die Algen am ersten Stützpfeiler an einer Stelle den Eindruck erweckt hatten, als habe sich jemand vor kurzem an ihnen zu schaffen gemacht. Er signalisierte Kate, dass sie ihm folgen solle, und sie kehrten so schnell wie möglich zum ersten Stützpfeiler zurück.
»Okay«, sagte Big Al. »Chun, Sie werden bald in der richtigen Tiefe ankommen.«
»Ich kann überhaupt nichts sehen«, entgegnete Chun.
Kate und Gideon wussten, dass Chun von der Strömung abgetrieben worden war und schwimmen musste, um zur Aufnahmevorrichtung zu gelangen. Sagen würden sie ihm das allerdings nicht. Sie brauchten so viel Zeit für sich allein wie möglich.
Der erste Stützpfeiler tauchte abermals vor ihnen auf. Diesmal fiel Gideon auf, dass die Algen auf der ihnen zugewandten Seite an verschiedenen Stellen abgekratzt waren, als habe ein Taucher sie mit den Füßen weggetreten, während er an irgendetwas auf der anderen Seite des Stützpfeilers gearbeitet hatte. Gideon schwamm zur Rückseite des Pfeilers, wo er fand, wonach er gesucht hatte. An dem Pfeiler war ein Strang weißer Kabel befestigt, die nach unten führten, bis sie in der Dunkelheit verschwanden.
Kate zog eine Grimasse, während sie auf ihre Tafel schrieb: ICH HABE MICH GETÄUSCHT. SIE HABEN DIE SPRENGLADUNGEN DORT ANGEBRACHT, WO DIE VERSTREBUNG AM PFEILER BEFESTIGT IST, NICHT AN DER VERBINDUNG ZWISCHEN VERSTREBUNG UND AUFNAHME.
Gideon schrieb zurück: WIE WEIT UNTEN ?
DREISSIG METER TIEFER.
ABER TIMKEN KENNT UNSERE TIEFE , kritzelte Gideon. WENN WIR TIEFER TAUCHEN …
Gideon schüttelte den Kopf. Es war unglaublich frustrierend, nicht miteinander sprechen zu können. Doch Kate und er hatten offenbar denselben Gedanken. Da Timken genau wusste, wo die Sprengladungen angebracht waren – dreißig Meter weiter unten –, hatte er keine Bedenken gehabt, sie in diese Tiefe zu schicken. Dreißig Meter tiefer war zu viel, als dass sie hätten schummeln und sagen können, sie bräuchten etwas mehr Nabelschnur. Sie hatten keine Chance, die Bombe zu erreichen, ohne Timken zu alarmieren. Außerdem würde das Luftgemisch in dieser Tiefe zu einem Problem werden. Sie würden eine Stickstoffnarkose riskieren und mit Tiefenrausch-Symptomen zu kämpfen haben. Gideon war sich darüber im Klaren, dass die Anbringung der Sprengladungen viel schwieriger gewesen war, als er und Kate ursprünglich angenommen hatten. Timken musste weit vor dem Überfall auf die Bohrinsel ein Team von Tauchern mit einem Tauchfahrzeug engagiert haben – was auch erklärte, warum sich keine Taucher unter Timkens Männern befanden.
»Wie sieht es mit dem Schweißgerät aus?«, erkundigte sich Kate.
»Ich befestige es gerade am Seil«, sagte Big Al. »Und die Stahlplatte ist fertig zugeschnitten. Sobald das Schweißgerät an der Aufnahmevorrichtung angekommen ist, lassen wir die Stahlplatte ab.«
»Verstanden«, entgegnete Kate. Ihre Stimme klang zuversichtlich und beherrscht und stand in starkem Kontrast zu der Panik in ihrem Gesicht. Und diese Panik steigerte sich noch, als Gideon auf die dunkle Gestalt deutete, die im trüben Wasser auftauchte. Chun kam auf sie zu.
Kate wischte mit einer behandschuhten Hand ihre Tafel ab und schwamm um den Stützpfeiler zur Aufnahmevorrichtung zurück. Gideon folgte ihr. Als Chun bei der Aufnahmevorrichtung ankam, waren sie bereits wieder damit beschäftigt, in dem Bereich, in dem Kate die große Stahlplatte anschweißen wollte, die Algen abzukratzen.
»Ich bin jetzt bei ihnen, Sir«, sagte Chun.
»Was machen sie?«, erkundigte sich Timken.
»Sie kratzen grünes Zeug von der Aufnahmevorrichtung.«
»Sie dürfen gerne mithelfen«, sagte Kate und sah Chun an.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen Abstand halten, Chun«, sagte Timken. »Beobachten Sie sie nur. Ich möchte nicht, dass Sie einen Unfall haben.«
Chun wich ein Stück zurück und stellte sich mit verschränkten Armen auf die Aufnahmevorrichtung,
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