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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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verheddern und ertrinken.
    Gideon sank ohne weitere Zwischenfälle in die Tiefe – vom Wasserdruck abgesehen, der seine Trommelfelle traf wie zwei Eispickel. Er gähnte, um seine Ohren zu entlasten. Währenddessen richtete er den Blick unentwegt auf die Wasseroberfläche und hielt nach Kate Ausschau. Er konnte trübe Lichtpunkte ausmachen, die von den Scheinwerfern der Bohrinsel stammten. Sie leuchteten auf und verblassten wieder, leuchteten auf und verblassten wieder, als die turmhohen Wellen langsam über ihn hinwegrollten. Abgesehen davon herrschte völlige Finsternis. Nach ein paar Sekunden sah er etwas Schwarzes im Wasser – nur für einen Augenblick, dann war es wieder verschwunden. Kurz darauf erkannte er, dass es sich um einen Menschen handelte: eine dunkle Gestalt, die Arme und Beine leicht gespreizt hatte wie eine übergroße Puppe und sich als Silhouette vor den Scheinwerfern der Bohrinsel abzeichnete. Kate hatte es geschafft. Seine Erleichterung war groß. Ihm wurde bewusst, dass er sich um sie seltsamerweise mehr Sorgen gemacht hatte als um sich selbst.
    Nachdem er eine Tiefe von etwa zwölf Metern erreicht hatte, schien sich seine Abwärtsbewegung zu verlangsamen – oder die von Kate zu beschleunigen. In der verwirrenden Dunkelheit war das schwer zu beurteilen. Als er Kates Stirnlampe sah, erinnerte er sich daran, dass sich an seinem Helm ebenfalls eine Lampe befand. Er schaltete sie ein und freute sich über den blauweißen Lichtkegel vor ihm, der Kate erleuchtete, als sie in die Tiefe zu ihm hinuntersank.
    Gemeinsam tauchten sie langsam weiter ab. Sobald sie die Dämpfer-Aufnahmevorrichtung erreichten, würden sie schnell arbeiten müssen und Glück brauchen. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass Timken Chun nach unten schicken würde, damit dieser sie beobachtete. Sobald sie die Sprengladungen ausfindig gemacht hatten, würde Gideon möglichst viele von ihnen nacheinander entschärfen, ehe Chun sie erreichte. Kate würde sich etwas einfallen lassen müssen, um Chun so lange abzulenken, bis Gideon mit seinem Job fertig war. Auch wenn es ihm nicht gelang, alle Sprengladungen zu entschärfen, konnte er hoffentlich wenigstens den Schaden begrenzen, den die aufeinanderfolgenden Detonationen anrichten würden.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie. »Ich dachte allerdings schon, du würdest in Schwierigkeiten stecken.«
    »Nicht der Rede wert«, erwiderte er.
    Anschließend sanken sie schweigend durch das immer dunklere Wasser weiter in die Tiefe.
    Im Gegensatz zu den klaren Gewässern, in denen Gideon in der Vergangenheit zwischen von Sonnenstrahlen gesprenkelten Riffen getaucht war und in denen es von farbenfrohen Fischen gewimmelt hatte, war dieses Meer dunkel, kalt und aufgewühlt. Eine erbarmungslose Hölle. Hier und da waren in der veränderlichen Dunkelheit Plankton- und Schmutzflecken zu erkennen, die im grünschwarzen Wasser hingen. Das einzige Geräusch war das unablässige Donnern der Wellen, die über ihm hinwegrollten und gegen die Bohrinsel prallten. Als Kate und er weiter in die Tiefe sanken, wurde das Donnern leiser, hörte aber nicht auf und erinnerte sie ständig an die gewaltigen zerstörerischen Kräfte über ihnen. Das wenige Licht, das jetzt noch zu ihnen vordrang, krümmte und wand sich, als sei es gezwungen gewesen, irgendeine Art von Folter zu ertragen, um in die Tiefe vordringen zu können.
    Gideons Puls hämmerte in seinen Schläfen. Das war nicht nur die Folge des zunehmenden Drucks. Es war Angst. Gideon war kein ängstlicher Typ, aber in der schwarzen Finsternis fühlte er sich klein und zerbrechlich, fühlte sich den Mächten, denen der menschliche Körper nicht gewachsen war, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    »Ihr solltet bald eure endgültige Tiefe erreichen.« Big Als Stimme ertönte in den Ohrhörern. »Zwölf Meter. Fünfzehn Meter.«
    Gideon konnte nur drei bis vier Meter weit sehen, dann verlor sich der Lichtkegel seiner Stirnlampe in der Dunkelheit, die ihn umgab.
    Rums!
    Obwohl Gideon wusste, dass die Bohrinsel nicht in Gefahr war einzustürzen, klang das gewaltige dumpfe Dröhnen des Vierhundert-Tonnen-Gewichts wie das Jüngste Gericht, als es gegen die Aufnahmevorrichtung rammte. Die Erschütterung vibrierte in seiner Brust. »Mann, das klingt wirklich übel«, sagte er.
    »Ja«, erwiderte Kate knapp. »Machen wir uns an die Arbeit. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Sie schwebten in der Finsternis. Weder die Stützpfeiler noch das

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