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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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und klammerte sich daran fest.
    Sie war versucht, ihn anzufeuern, wollte aber nicht die Aufmerksamkeit der Dschihadisten auf sich lenken. Außerdem schien Gideon Davis keine Ermutigung zu brauchen. Nachdem er den Rettungsring gepackt hatte, schob er ihn sich über den Kopf und unter die Arme. Das Wasser wirbelte um ihn herum.
    Kates momentane Freude darüber, den Mann vor dem Abtreiben gerettet zu haben, wurde von neuen Bedenken abgelöst. Sie war gut in Form, aber zwei Zentner totes Gewicht fünfzehn Meter hochheben? Unmöglich.
    Sie zog mit aller Kraft an dem Seil. Dann rutschte sie mit den Füßen auf dem nassen Deck weg und hing halb in der geöffneten Luke. Das Seil, an dem das ganze Gewicht des Mannes hing, zog sie unaufhaltsam nach unten.
    Keine gute Tat bleibt ungestraft, dachte sie. Sie hatte versucht, diesem Typen das Leben zu retten, und jetzt war sie drauf und dran, zu ihm ins Meer gerissen zu werden. Im letzten Moment fand sie jedoch wieder Halt mit den Füßen.
    Wenn sie doch nur irgendeine Vorrichtung gehabt hätte, mit der sie ihn hochziehen konnte. Dann kam ihr eine Idee. Auf der anderen Seite der Plattform befand sich eine hydraulische Winde. Sie brauchte nur das Seil daran zu befestigen und den Mann aus dem Wasser zu ziehen.
    Sie sicherte das Seil an einem Rohr, rannte zu der Winde und wickelte das Seilende dreimal um die Antriebswelle. Das Ganze würde ziemlich lang dauern, aber es war davon auszugehen, dass es funktionieren würde.
    Sie drückte auf den großen grünen Knopf neben der Winde und legte einen Hebel um. Die Welle begann, sich zu drehen und das Seil langsam aufzuwickeln.
    Durch das Stahlgitter unter ihren Füßen sah Kate, wie der Mann langsam in die Luft gehoben wurde. Er schwang in einem langsamen Bogen hin und her, als sei sein Körper das Gewicht am Ende eines Pendels.
    Seine Aufwärtsbewegung war fürchterlich langsam. Mit jeder Umdrehung der Welle wurde er nur ein paar Zentimeter nach oben gezogen.
    Glücklicherweise drückte der Wind Gideon Davis auf den Stützpfeiler zu, sodass er für die Dschihadisten auf der anderen Plattform nicht zu sehen war. Die Dunkelheit und der strömende Regen wirkten sich ebenfalls zu ihren Gunsten aus, da sie die Sicht aller, die sich auf der Bohrinsel aufhielten, stark beeinträchtigten.
    Als Gideon Davis sich der Luke näherte, konnte Kate ihn nicht mehr sehen, was sie zunehmend beunruhigte. Wenn sie ihn zu weit nach oben zog, würde ihn die erbarmungslose Kraft der hydraulischen Winde gegen den Rahmen der Luke pressen. In diesem Fall würde ihn das Seil entzweischneiden.
    »Rufen Sie, wenn Sie oben ankommen«, brüllte sie in der Hoffnung, dass das Getöse des Winds und der Wellen ihre Stimme übertönten und die Dschihadisten sie nicht hörten.
    Nach einer kurzen Pause hörte sie seine Stimme. »Noch anderthalb Meter!«, schrie er. »Ein Meter … ein halber … okay, Stopp!«
    Kate legte den Hebel der Winde um, und die Welle hörte auf, sich zu drehen. Dann suchte sie nach dem Ausschaltknopf, der sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht neben dem Einschaltknopf befand. Schließlich fand sie ihn jedoch. Als sie sich wieder umdrehte, zog sich der Mann durch die Luke und blieb erschöpft auf dem Deck liegen. Jetzt, wo sie sein Gesicht deutlich sehen konnte, hatte sie keinen Zweifel mehr daran, dass es sich um Gideon Davis handelte. Er sah allerdings völlig mitgenommen aus und blutete im ganzen Gesicht und an der Brust. Die Entenmuscheln hatten ihm etliche Schnittwunden zugefügt.
    Da sie sich nicht sicher war, ob er sich in der Schusslinie der Dschihadisten auf der anderen Seite der Bohrinsel befand, packte sie ihn und zerrte ihn hinter die Trennwand in der Mitte des Decks.
    Gideon Davis wischte sich das Blut und das Meerwasser aus dem Gesicht. »Danke«, sagte er keuchend. »Sie müssen Kate Murphy sein.«
    »Und Sie müssen der Retter in der Not sein«, erwiderte sie.
    Gideon sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, da er sich nicht sicher war, ob sie scherzte. »Ich fürchte, ja«, sagte er erschöpft.
    »Tja, ich hoffe nur, Sie haben eine Waffe mitgebracht.« Sie sah ihn nüchtern an. »Das ist nämlich die einzige Möglichkeit, wie wir lebend von dieser Bohrinsel kommen.«
    FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Gideon erkannte die Frau, die ihn gerettet hatte, als die Geisel, die er auf CNN gesehen hatte. Selbst unter den gegebenen Umständen sah Kate Murphy in natura noch besser aus als im Fernsehen. Doch er musste sich aufs Wesentliche

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