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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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zunehmenden Finsternis konnte sie ihn nur mit Mühe ausmachen. Er klammerte sich an einem der drei riesigen, mit Entenmuscheln verkrusteten Stützpfeiler der Bohrinsel fest.
    Es handelte sich um den Mann aus dem Boot, der ins Meer gesprungen war: Gideon Davis.
    Der Betonpfeiler hatte einen Umfang von etwa fünf Metern und war deshalb viel zu dick, als dass man ihn mit den Armen hätte umklammern können. Wie es ihm gelang, sich daran festzuhalten, war ihr unbegreiflich. Er musste sich buchstäblich mit den Fingernägeln festgekrallt haben. Das Wasser unter seinen Füßen senkte sich immer weiter. Wenn er jetzt abrutschte, würde er von der nächsten Welle mitgerissen werden.
    Das flackernde Licht der Gasflamme auf der Brücke erleuchtete ihn kurzzeitig. Seine Schultermuskulatur trat vor Anstrengung hervor, während er dagegen ankämpfte, den Halt an dem Stützpfeiler zu verlieren. Er war ein kräftig gebauter Mann und offenbar gut in Form. Trotzdem sah sie, dass er sich nicht mehr lange würde halten können.
    Der Abstand zwischen den Wellenkämmen musste über dreißig Meter betragen haben. Vermutlich lagen etwa zehn Sekunden zwischen einem Wellental und dem nächsten. Würde er sich noch so lange halten können? Plötzlich wurde er von Gischt erfasst und verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie hielt verzweifelt nach ihm Ausschau.
    Das Wasser stieg wieder an. Wo war er?
    Als sie die Hoffnung fast schon aufgegeben hatte, tauchte sein Kopf aus dem Wasser auf. Wäre sie in seiner Situation gewesen, sie hätte wie wild mit den Armen gerudert. Gideon Davis war jedoch weder Verzweiflung noch Angst anzusehen. Er bewegte sich gewissenhaft, beinahe methodisch – sammelte seine Kräfte und ließ sich von der Strömung gegen den Betonpfeiler und langsam nach oben drücken. Dann wurde ihr sein Dilemma bewusst.
    In seiner momentanen Position war er für die Dschihadisten auf der anderen Plattform unsichtbar. Sobald er sich jedoch auf die andere Seite des Stützpfeilers begab, würden sie ihn erschießen können. Da er außerdem keine Möglichkeit hatte, sich festzuhalten, lief er Gefahr, von der Strömung fortgespült zu werden. Er musste alles genau timen und es auf die andere Seite schaffen, solange sich ein Wellental unter ihm befand, wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, die Leiter zu erreichen. Und selbst dann lief er Gefahr, erschossen zu werden.
    »Hey!«, rief Kate ihm in der Hoffnung zu, dass die Dschihadisten auf der anderen Plattform sie wegen des heulenden Winds und der donnernden Wellen nicht hören konnten.
    Der Mann blickte auf, wurde jedoch im selben Moment von einer kleineren Querwelle erfasst und gegen den mit Entenmuscheln besetzten Beton gepresst. Sie wusste aus eigener Erfahrung als Taucherin, dass Entenmuscheln scharf wie Rasierklingen waren. Er zog eine Grimasse.
    »Halten Sie sich fest!«, schrie sie.
    Sie hoffte, dass er auf der Rückseite des Stützpfeilers bleiben würde, damit ihn die Dschihadisten von der anderen Seite der Bohrinsel nicht sehen oder auf ihn schießen konnten.
    Dann verschwand sein Kopf unter den Querwellen.
    Sie warf den Rettungsring ins Wasser und wartete darauf, dass er wieder auftauchte.
    Der Wind erfasste den Ring und trieb ihn an der Stelle vorbei, an der er sich zuvor befunden hatte. Es wurde von Minute zu Minute dunkler und schwieriger für sie, ihn zu sehen. Plötzlich tauchte sein Kopf aus der Gischt auf.
    Der Rettungsring, den der Wind vor sich her schob, war knapp außer Reichweite. Er streckte die Hand danach aus, und seine Fingerspitzen berührten ihn fast. Der Versuch, nach dem Ring zu greifen, hatte ihn jedoch in seiner Konzentration gestört, mit der er sich an die große Betonstütze klammerte. Die Strömung erfasste ihn, und er kämpfte verzweifelt, um nicht den Halt zu verlieren. Zum ersten Mal war ihm so etwas wie Angst anzumerken.
    Kates Herz raste. Der Wind peitschte auf den Rettungsring ein und riss ihn in die Luft. Sie ließ noch ein Stück Seil nach, dann riss sie ruckartig daran, um den Rettungsring näher zu dem Mann zu ziehen. Er ruderte jetzt neben dem Stützpfeiler im Wasser, während die nächste Welle versuchte, ihn an dem riesigen Betonklotz vorbeizuschieben. Der Rettungsring tanzte wild im Wind.
    Als Kate die Hoffnung fast schon aufgeben wollte, ließ der Wind für einen ganz kurzen Moment nach und verringerte den Druck auf den Rettungsring. Dieser sackte ab und landete mit einem hörbaren Plastikgeräusch auf dem Kopf des Mannes.
    Er packte ihn

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