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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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Wärme entfachte, wie er sie lange nicht mehr gespürt hatte. So gerne er sich ihr ergeben hätte, er wusste, dass dafür keine Zeit war. Nicht jetzt.
    »Wir müssen weiter«, sagte er.
    Kate versteifte sich und drückte sich von ihm weg. »Ja. Wir setzen uns besser in Bewegung.«
    Gideon kroch vorwärts, drückte die Abdeckung am Ende des Kanals auf und stellte fest, dass er sich am unteren Ende eines langen Schachts befand, der einen Querschnitt von gut einem mal einem Meter hatte und über zwanzig Meter weit nach oben reichte. An einer Wand führte eine Leiter bis ganz nach oben. Etwa alle drei Meter befand sich eine Zugangstür in dem Schacht. Jede Tür war mit einem Buchstaben gekennzeichnet, der verriet, auf welches Deck sie führte. Gideon fiel ein feiner Sprühnebel ins Gesicht, als er nach oben blickte: Regen, der vom Wind durch die Entlüftung am oberen Ende des Schachts gedrückt wurde.
    Rums.
    Die gesamte Bohrinsel bebte, als das unheilvolle Geräusch im Schacht widerhallte.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte er. Sie hatte ihm seine Frage beim letzten Mal nicht beantwortet.
    »Das Dämpfungssystem, das verhindern soll, dass die Bohrinsel bei schwerer See zu stark schwankt, ist defekt. Langfristig könnte das schlimme Folgen haben. Aber im Moment haben wir andere Sorgen.«
    Kate kletterte an Gideon vorbei. Er folgte ihr. Im Schacht hallte das tiefe Heulen des Windes wider, der am oberen Ende über diesen hinwegfegte. Als sie die Luke zum A-Deck erreichten, war der Lärm des Windes ohrenbetäubend.
    Sie kletterten in den Gang und schlossen die Luke, dann huschten sie so schnell und leise wie möglich zu dem Raum am Ende des Korridors. Gideon folgte Kate durch die Tür.
    »Wow«, sagte Gideon, als er die hintere Wand betrachtete, an der sich Kabel, Relais und Schalter stapelten. An der Längsseite befand sich ein Lochbrett, an dem sämtliche Werkzeuge hingen, die man sich vorstellen konnte – und einige, die er noch nie gesehen hatte. »Ihr meint es echt ernst, was?«
    Kate schenkte ihm ein schiefes Lächeln und schlüpfte in einen Overall mit Schmiereflecken und dem Trojan-Energy-Logo am Ärmel. »Wenn man auf einer Bohrinsel arbeitet, die hundert Meilen vom Festland entfernt ist und fünfzigtausend Dollar Betriebskosten am Tag verursacht, kann man sie nicht mal kurz abschalten und zum Baumarkt fahren, weil einem der richtige Schraubenschlüssel fehlt. Nehmen Sie sich, was Sie brauchen.«
    Während Gideon Werkzeug von dem Lochbrett nahm und es in einer Leinentasche verstaute, sagte Kate: »Sie haben mir noch nicht erzählt, wo jemand wie Sie lernt, wie man Bomben entschärft.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, entgegnete er.
    »Wir haben ein paar Minuten Zeit«, sagte Kate. »Noch suchen sie auf dem D-Deck nach mir, also können wir noch nicht dorthin zurück.«
    Sie hatte recht: Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich zu verstecken, solange die Dschihadisten auf der Suche nach Kate das D-Deck durchforsteten. Er konnte ihr ebenso gut die Geschichte erzählen, während sie warteten. Sie würde ihnen zumindest die Zeit vertreiben.
    »Schon mal was von den Tampuan gehört?«, fragte er.
    »Den was?«
    »Eigentlich muss es wer heißen …«
    An dem Tag, nachdem Gideon seine Beziehung mit Miriam beendet hatte, flog er nach Kambodscha, um eine Waffenruhe in einem Bürgerkrieg von der Sorte auszuhandeln, von denen die meisten Menschen außerhalb des Konfliktgebiets nichts erfahren und die es nie auf die Titelseite irgendeiner Zeitung schaffen.
    Wenn man eine Landkarte von Südostasien betrachtet, erklärte Gideon Kate, befindet sich Kambodscha in der Mitte eines Halbkreises von Ländern, darunter Thailand, Myanmar, Vietnam und Laos. In jedem dieser Länder gab es eine vorherrschende ethnische Gruppierung: die Khmer in Kambodscha, die Laoten in Laos, die Thai in Thailand. Mitten durch Südostasien schlängelt sich jedoch eine hohe, eindrucksvolle Gebirgskette. Und in diesen Bergen war eine Vielzahl von unbekannten ethnischen Gruppierungen beheimatet, die nicht mit den vorherrschenden Ethnien des jeweiligen Landes verwandt waren. Cham, Kuy, Rhade, Jarai, Hmong – die Liste war lang. Allein in Kambodscha gab es fast zehn ethnische Minderheiten. Und in der Provinz Ratanakiri war die kleinste und am stärksten isolierte Gruppierung beheimatet: die Tampuan.
    In ganz Südostasien lebten nur fünfundzwanzigtausend Tampuan, die meisten davon in Kambodscha.
    Während des schrecklichen Pol-Pot-Regimes

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