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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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Streben zwängte. In seiner Verzweiflung ließ er die Füße baumeln, sodass er ebenfalls in der Luft hing und sich nur mit beiden Händen festhielt. Dann schwang er sich wie ein Kind an einem Klettergerüst von Strebe zu Strebe und schloss die fünf Meter breite Lücke zwischen ihnen schneller, als er es für möglich gehalten hätte.
    Sie umklammerte das Metall mit weiß hervortretenden Knöcheln. Inzwischen war er nahe genug bei ihr, um sehen zu können, dass ihre Finger abzurutschen begannen. Er schwang sich genau in dem Moment nach vorne, als sie den Halt verlor, und fing sie auf, indem er die Beine um ihren Körper schlang und ihre nackte Taille mit dem Druck einer Bärenfalle umklammerte. Sie schnappte nach Luft.
    »Halten Sie sich fest«, wiederholte er mit zusammengebissenen Zähnen. Ihr Körper fühlte sich erstaunlich warm an, doch das zusätzliche Gewicht stellte seinen Griff auf eine harte Probe. Gideon machte jeden Tag hundert Klimmzüge. An einer trockenen Stange in einem trockenen, windstillen Fitnessstudio hätte er eine ganze Weile so hängen können. Doch die Strebe war nass, und der Wind wurde mit jeder Minute stärker.
    Er zog die Beine an, als mache er im Hängen eine Bauchpresse.
    »Packen Sie zu«, sagte er.
    Kate streckte die Finger nach der Strebe über ihnen aus. Immer weiter, bis nur noch Millimeter ihre Fingerspitzen von der Strebe trennten. Doch dann war Schluss. Er konnte die Beine nicht höher anheben, und sie konnte die Arme nicht weiter ausstrecken. Feuerwellen schossen durch seine Bauchmuskeln. Schließlich musste er sie wieder herunterlassen.
    »Versuchen Sie es noch mal«, forderte sie ihn auf.
    »Es funktioniert nicht«, entgegnete er. »Sie müssen klettern.«
    »Klettern?« Ihr Gesicht befand sich nur dreißig Zentimeter unter seinem. Sie sah ihn mit einem Blick an, als habe er ihr soeben gesagt, sie solle sich Flügel wachsen lassen und fliegen.
    »Hören Sie mir zu«, sagte er mit einer Überzeugung in der Stimme, die ihre wachsende Panik beruhigte. »Packen Sie meine Schultern. Legen Sie die Arme um meinen Hals, dann lasse ich Sie mit meinen Beinen los. Klettern Sie einfach an mir hoch wie an einem Baum. Ich werde die Beine wieder um Sie legen, dieses Mal aber unterhalb Ihrer Hüfte, und Sie anheben, bis Sie sich festhalten können.«
    Sie schluckte. Das bedeutete, dass sie einen Moment lang in der Luft hängen und sich nirgendwo sonst würde festhalten können als an seiner nassen Haut.
    »Beeilung«, sagte Gideon. »Ich sehe jemanden auf der Nebenplattform.«
    »Haben sie uns entdeckt?«
    »Noch nicht«, sagte er. »Aber bald, wenn Sie sich nicht in Bewegung setzen.«
    Sie griff mit den Händen um seinen Hals. Er ließ sie mit den Beinen los, und sie zog sich an ihm hoch, bis sie ihm schließlich die Arme um den Hals legen konnte.
    Kates Haar klatschte Gideon ins Gesicht und stach auf seiner Haut, als er sie ein zweites Mal mit den Beinen umklammerte – dieses Mal allerdings unterhalb der Hüfte, anstatt um ihre Taille. Er zog sie abermals hoch, bis sie die Strebe zu greifen bekam. Sekunden später hatte sie sich bereits nach oben geschwungen und mit der rechten Ferse an einem Träger eingehakt. Dann zog sie sich unter die Brücke.
    Gideon tat es ihr gleich, und sie lagen beide keuchend und auf engstem Raum aneinandergepresst da.
    Ihre Blicke trafen sich kurz, ehe sich Kate unter ihm herauswand. Sie zwängte sich durch die Lücke zwischen den letzten Streben, dann sah sie sich zu ihm um, und jegliche Ungezwungenheit war aus ihrem Blick verschwunden. Eine letzte Sache galt es noch zu erledigen. Um auf die Bohrplattform zu gelangen, mussten sie sich von der Brücke hängen und die Beine über das Geländer des D-Decks zwei Meter unter ihnen schwingen. Ein Ausrutscher und sie wären tot.
    »Wird schon schiefgehen«, sagte sie. Sie rieb die Hände aneinander, ballte sie mehrmals zu Fäusten, dann packte sie die letzte Querstrebe und ließ sich hinunter, sodass ihre Füße über den schrecklichen Wellen baumelten. Gideon schlug das Herz bis zum Hals.
    Kate schwang die Beine, erwischte mit den Zehen das Geländer und ließ die Strebe der Brücke los.
    Genau in diesem Moment schlugen die ersten Kugeln in die Stahlwand hinter ihr ein.
    ACHTUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Chun entdeckte die Frau von seinem Aussichtspunkt auf dem obersten Deck der Nebenplattform. Sie hing unter der Brücke und ruderte mit den Beinen, als sie sich nach vorne zum Geländer schwang.
    Verdammte Scheiße,

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