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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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dachte er. Das war es. Das war die Bewegung, die er zuvor gesehen hatte. Die Managerin der Bohrinsel hatte ihren gelben Overall ausgezogen, damit Chun und seine Männer sie nicht entdecken würden, wenn sie unter der Brücke hinüberkletterte. Was auch immer man sonst über die Frau sagen mochte, clever war sie. Es war beinahe schade, sie zu töten. Beinahe.
    »Da!«, schrie er, als er seine Kalaschnikow anhob, auf sie zielte und den Abzug betätigte. Er war achtzig oder neunzig Meter von ihr entfernt. Auf dem Schießplatz wäre das ein einfacher Schuss gewesen. Doch sie bewegte sich, und der Wind war so stark, dass er die Waffe nicht ruhig halten konnte. Sein erster Schuss ging zu weit zur Seite. Sein zweiter zu weit nach oben.
    Inzwischen schossen auch zwei von seinen Männern. Sie feuerten mit Vollautomatik, was sich gut eignete, wenn man Sperrfeuer geben oder jemanden am anderen Ende eines kleinen Raums erschießen wollte. Wer damit jedoch ein mehr als fünfzig Meter entferntes Ziel treffen wollte, vergeudete seine Zeit. Der erste Schuss war alles, was man hatte. Danach gab es nur noch Lärm und den Rückstoß.
    »Selektives Feuer! Selektives Feuer!«, brüllte Chun, während er eine weitere Salve abfeuerte.
    Doch die Managerin der Bohrinsel tauchte bereits durch die Lücke zwischen der Decke und dem Geländer und verschwand irgendwo auf dem D-Deck der Bohrplattform.
    Schließlich hörten seine Männer auf, Munition zu verschwenden.
    »Findet sie!«, schrie er. »Sofort!«
    Als Kate sich im Wind drehte und dann auf dem D-Deck landete, wog Gideon seine Möglichkeiten ab. Momentan wussten die Terroristen nicht, dass er noch am Leben war. Von dort, wo sie schossen, konnten sie ihn nicht sehen. Wenn er jetzt versuchte, Kate zu folgen, würden sie ihn mit Sicherheit entdecken. Und möglicherweise würden sie ihn sogar treffen. Nur wenige Zentimeter und Kate hätte das Deck verfehlt. Er wusste, es war reines Glück gewesen, dass sie unversehrt auf dem Deck gelandet war.
    Deshalb beschloss er zu warten, bis sie sich in Bewegung setzten.
    Er brauchte nicht lange zu warten. Über ihm auf der Brücke polterten Stiefel zurück auf die Bohrplattform.
    Er zog unter dem Träger, der ihn vor ihren suchenden Blicken schützte, den Kopf ein und wartete, bis die Geräusche über ihm verstummten, dann suchte er mit seinem Blick die Plattform nach Dschihadisten ab. Kein Anzeichen für eine Bewegung.
    Schau nicht nach unten, dachte er, als er die Beine von den Streben hängen ließ und über dem Wasser schaukelte. Ohne nachzudenken, sah er doch hinunter. Der Wind war inzwischen so stark, dass die Vorderseiten der Wellen fast vollständig aus weißer Gischt bestanden. Er hatte noch nie in seinem Leben etwas derart Furchterregendes gesehen – und trotzdem übte der Anblick eine magnetische Anziehungskraft aus. Er zwang sich, den Blick auf das Deck zu richten, auf das er jeden Moment springen würde. Dann holte er Schwung und holte noch einmal Schwung. Und ließ los …
    RuMs Er landete auf dem Deck, seine Beine knickten ein, er schlug einen Purzelbaum, kam wieder auf die Füße.
    Gideon fand sich vor einem kurzen Gang wieder, der ins Herz der Plattform führte, und sah Kate am Ende des L-förmigen Gangs auf ihn warten. Als er bei ihr ankam, fragte er: »Und, wohin jetzt?«
    Sie legte ihm den Zeigefinger an die Lippen, dann deutete sie nach links und hielt zwei Finger hoch, um ihm zu verstehen zu geben, dass über ihnen zwei Dschihadisten patrouillierten. Gideon hörte die Rufe der Männer, die ihr von der Nebenplattform gefolgt waren. »Ich bin die Treppe hinaufgelaufen und dann die andere wieder hinunter«, flüsterte sie so nahe an seinem Gesicht, dass er ihren Atem im Ohr spüren konnte. »Die Typen von der Nebenplattform denken, ich wäre auf dem C-Deck.«
    Gideon schenkte ihr ein knappes Lächeln.
    »D-4, der Lagerraum, befindet sich in dieser Richtung«, flüsterte sie. »Ich habe nachgesehen, bevor Sie gesprungen sind. Sie haben zwei Wachen vor der Tür postiert.«
    »Ich brauche Werkzeug, um die Bombe zu entschärfen«, sagte Gideon. »Seitenschneider, Abisolierzangen, Schraubendreher, vielleicht ein Voltmeter und ein paar ….«
    Bevor er fertig aufzählen konnte, was er benötigte, hörte er eine Blendgranate und sah im Treppenhaus ihren unverkennbaren Lichtblitz.
    »Kommen Sie«, sagte Kate und riss eine Tür am Ende des kurzen Gangs auf. Gideon folgte ihr in den Raum und bemühte sich, in der Dunkelheit etwas zu erkennen.

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