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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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zitterten wie Espenlaub. Einen Moment lang sagte niemand etwas. Dann stand Horst auf und sagte: »Gideon, Sie müssen meine Hände sein.«
    Ein Dutzend der Dorfbewohner folgten ihnen in den Dschungel, wo sie das Mädchen auf einer Lichtung stehen sahen. Es war erstaunlich gefasst, obwohl seine Mutter klagte und weinte. Ihre khakifarbenen Augen folgten Gideons Handgriffen mit vollstem Vertrauen, als er Horsts Anweisungen ausführte. Gideon legte sich auf den Boden und entfernte die staubige Erde um die Mine herum vorsichtig mit einem Pinsel, damit er dem Experten den Auslösemechanismus beschreiben konnte. Horst bestätigte, dass es sich um eine M2A4-Springmine handelte, und gab ihm dann Instruktionen, bis er den Auslöser entschärft hatte. Die Mutter des Mädchens schloss ihre Tochter in die Arme und bedankte sich unter Tränen bei Gideon.
    Es dauerte noch drei Monate, bis das Übereinkommen endgültig geschlossen und der lange Bürgerkrieg zwischen den Tampuan und der kambodschanischen Regierung beendet wurde. Während dieser drei Monate begleitete Gideon Horst regelmäßig bei Entminungsmissionen, sofern er nicht gerade am Verhandlungstisch saß, und lernte von dem Deutschen so viel wie möglich über Minen und Munition – von Druckplatten und Zündhütchen bis hin zu Auslösesteckern und Zünder-Rückhaltefedern.
    Kate lauschte seiner Geschichte gebannt.
    »Das Fazit lautet also, ja, ich glaube, ich kann die Bombe entschärfen.« Er sah auf die Uhr. »Wir sind jetzt seit zehn Minuten hier. Lassen Sie uns wieder hinunter aufs D-Deck gehen und nachsehen, ob die Luft rein ist.«
    Gideon warf sich die mit Werkzeug gefüllte Leinentasche über die Schulter, dann machte er die Tür einen Spalt auf und blickte in beide Richtungen. Der Korridor vor dem Lagerraum der Elektriker war leer. Kate schlug vor, dass er ihr folgen solle, da sie sich auf der Bohrinsel auskannte, und sie machten sich auf den Rückweg zu der Luke des Maschinenschachts. Plötzlich hörte Gideon eine Toilettenspülung hinter einer Tür, der er sich näherte. Kate hörte das Geräusch ebenfalls, drehte sich um, und ihr Blick traf sich mit dem von Gideon. Allerdings war sie schon an der Tür vorbei, die in diesem Moment nach außen aufging. Kurz bevor die Tür ihnen die Sicht aufeinander versperrte, formte Gideon »Laufen Sie weg!« mit den Lippen, doch Kate kam nicht weit, ehe die Tür aufflog. Wer auch immer aus dem Raum kam, würde sie sofort sehen. Und tatsächlich hörte Gideon das Knistern eines Funkgeräts und eine Stimme auf der anderen Seite der Tür, die mit starkem malaiischem Akzent rief: »Auf dem A-Deck! Sie ist auf dem A-Deck!«
    Gideon trat die Tür aus dem Weg, stürzte sich auf den Mann vor ihm und riss ihn zu Boden. Dann wurde ihm bewusst, dass er einen Fehler begangen hatte. Der Mann trug einen zitronengelben Overall, und seine Hände waren mit Kunststoffhandschellen auf dem Rücken gefesselt. Einen Meter vor ihnen stand ein Dschihadist, der sich ein Funkgerät vor den Mund hielt. Erst dann wurde Gideon die Situation klar: Der Dschihadist hatte die Geisel auf die Toilette begleitet.
    »Was soll das, Sie Idiot?« Die Geisel hatte rotblondes Haar, die Statur eines Ringers und kleine, gereizte Augen. Der Dschihadist ließ sein Walkie-Talkie fallen und richtete seine Kalaschnikow auf sie, doch Gideon gelang es, das Gewehr zu packen und den Lauf zur Seite zu drücken, als dieser eine automatische Salve ausspuckte.
    Gideon schob den Dschihadisten zurück – einen durchschnittlich gebauten Mohanesen, der gute dreißig Kilo leichter war als er selbst –, bis sie gegen die Tür prallten, die nach draußen führte und unter ihrem vereinten Gewicht aufging.
    Der stürmische Wind blies den Regen fast waagrecht durch die Luft, und Gideon rutschte auf dem regennassen Deck aus. Er fiel hart auf den Rücken und blieb einen Moment verdutzt liegen, während der von Panik ergriffene Dschihadist verzweifelt versuchte, seine Waffe aus seinem Griff zu befreien. Gideon platzierte die Füße auf den Hüften des Mohanesen und verabreichte ihm einen Stoß, indem er die Beine durchstreckte. Der Dschihadist flog durch die Luft und ließ sein Gewehr los.
    Ein fürchterlicher Schrei durchschnitt das Heulen des Windes, dann verstummte er abrupt.
    Gideon war alleine auf dem Laufgang.
    Er brauchte einen Augenblick, bis er begriff, dass er den Dschihadisten nicht nur über seinen Kopf geschleudert hatte, sondern geradewegs über das Geländer. Gideon kämpfte sich

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