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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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dem Kommandanten Haltung an und sagte: »Kapitän, ich fahre trotzdem?«
    Hiroshi Hanabusa, Kommandant des U-Kreuzers J-24, nickte nur. Er kannte diese A-Boot-Fahrer. Er winkte Inagaki, sich mit dem Umkleiden zu beeilen. Die Morgendämmerung zog herauf. Es wurde höchste Zeit. Während Inagaki sein Lederzeug anzog, legte Sakamaki das weiße Stirnband um, den Hashamaki, den schon die Krieger des antiken Japans trugen. Reichliche zwei Stunden nach der vereinbarten Startzeit würde sein Boot starten. Der Kapitän umarmte die beiden Fahrer. Er wußte, daß er sie zum letztenmal sah. Dann wartete er, bis sie in ihrem kleinen Fahrzeug verschwunden waren und die Luke des Turmes geschlossen hatten. Da erst gab er den Befehl zum Tauchen.
    Sakamaki und Inagaki, in ihre enge Stahlröhre eingeschlossen, warteten ungeduldig, bis das Zeichen kam. Der kleine Elektromotor des A-Bootes lief bereits. Dann beschleunigte der U-Kreuzer seine Fahrt, um das Zwergboot gleichsam abwerfen zu können. Dem Zeichen des Kapi
    täns folgte ein Knirschen, als sich Metallklammern lösten. Das Zwergboot schoß nach vorn, während der U-Kreuzer seitwärts davonglitt.
    Mehr als hundertmal hatte Sakamaki diesen Start geübt. Aber diesmal ging alles schief.
    Anstatt vorwärts zu gleiten, stellte sich das A -Boot fast senkrecht auf das Heck und torkelte.
    Eine volle Stunde später versuchten die beiden immer noch erfolglos, das Boot auszutrimmen. Es war eng in dem kleinen Fahrzeug. Die Männer konnten sich nur kriechend bewegen. Sie wechselten einander ab, wenn sie Bleigewichte umschichteten, Luftventile bedienten und die Armaturen beobachteten. Nach einiger Zeit gelang es ihnen, das Boot einigermaßen auszubalancieren. Sie setzten die Fahrt fort. Durch das Sehrohr orientierte sich Sakamaki. Im ungewissen Frühlicht war die Küste zu erkennen.
    Er hielt darauf zu. Gegen sieben Uhr war das Boot immer noch ziemlich weit vom Hafeneingang Pearl Harbors entfernt. Da erschütterte plötzlich ein krachender Schlag das kleine Fahrzeug. Inagaki hatte die Geistesgegenwart, noch mit einem Griff den Motor abzustellen. Das Boot

    war auf ein Riff geprallt. Da es langsam gefahren war, gab es keinen Bruch im Druckmantel. Nur das unterste der beiden Torpedorohre war unbrauchbar geworden.
    Ein glücklicher Zufall hatte die Sprengladung des Torpedos nicht explodieren lassen.
    Vorsichtig ging Sakamaki auf Sehrohrtiefe und nahm erneut Kurs auf die Küste. Aber er war um diese Zeit schon erheblich von seinem Kurs abgekommen und in die Gegend der Riffe geraten, aus der es wenig Chancen für ein Entrinnen gab. Eine Stunde später erschütterte ein neuer Aufprall das kleine Boot. Es war wieder auf einen Felsen gelaufen. Diesmal wurde auch das zweite Torpedorohr unbrauchbar.
    Verzweifelt kroch Sakamaki durch das Boot. An einigen Stellen drang Wasser ein. Die Steueranlage funktionierte nicht mehr einwandfrei. Aber der Motor lief noch. Unter großem Kraftaufwand gelang es den beiden Fahrern, das Boot noch einmal auf Sehrohrtiefe zu manövrieren. Aber um diese Zeit drang bereits Wasser in die säuregefüllten Batterien. Es verbreitete sich ein ätzender, bitterer Gestank, der den beiden Männern den Atem nahm.
    Sakamaki klemmte sich hinter das Sehrohr und heftete den Blick auf die näher kommende Küste. Dort lag Pearl Herbor, das Ziel!
    Der Gedanke, an dem geplanten Angriff nicht teilnehmen zu können, war entmutigend.
    Er nagte an Sakamakis Stolz und stachelte ihn an, alles zu unternehmen, um das Boot zum Kampfplatz zu bringen. Andererseits aber sah er sehr wohl ein, daß sein kaum noch manövrierfähiges Unterwasserfahrzeug keine Chance mehr hatte, eine wesentliche Rolle bei dem geplanten Angriff zu spielen. Wenn es ihm nur gelänge, mit dem Boot bis in die Nähe der amerikanischen Schiffe zu kommen! Dann würde er nicht mehr an die Rettung des eigenen Lebens denken, sondern die kleine stählerne Zigarre mit der hochexplosiven Ladung im Bug in voller Fahrt auf das nächste Schlachtschiff prallen lassen. Den Gegner mit in den Tod reißen - das entsprach dem Geist, in dem er erzogen war.
    Er spürte, wie ihm das Atmen immer schwerer wurde. Die Gase, die sich bei der Vermischung des eingedrungenen Wassers mit der Säure aus den Batterien gebildet hatten, trieben ihm die Tränen in die Augen. Nach seiner Schätzung mußte er jetzt etwa zehn Seemeilen vor Pearl Harbor sein.
    Als er sich umdrehte, sah er Inagaki neben den Batterien liegen. Er wollte sich erheben, zu ihm hin riechen,

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