Pearl Harbor
Harbor. Naoji Iwasa, Gruppenchef der A-Boote, schloß nach langem Hin und Her einen Kompromiß mit dem Admiral.
Die A-Boote würden erst in Aktion treten, nachdem der Luftangriff begonnen hatte. Sie würden auf jeden Fall in den Hafen ungesehen eindringen. Wenn es keine Möglichkeit gäbe, vor dem Luftangriff ungesehen in den Hafen einzudringen, würden sie abwarten, bis in der allgemeinen Verwirrung des Angriffs das U-Boot-Gitter zerstört werden könnte.
Gemeinsam mit den anderen hörte Kazuo Sakamaki am Abend des 16. November aus dem Munde Naoji Iwasas, daß die Boote am 18. auslaufen würden, und stimmte in das allgemeine »Banzai«-Geschrei ein. Danach nahm er die Gelegenheit zu einem letzten Landausgang wahr. Gemeinsam mit seinem Ingenieur, Kyoji Inagaki, schlenderte er durch die Hafengegend in Kure, besuchte ein Kino und trank einige Gläser Sake. Dann kaufte er in einem Blumenladen einen eben aus dem Treibhaus gebrachten blühenden Kirschzweig. Er ließ ihn in Zellophan einwickeln und nahm ihn mit an Bord, wo er ihn neben das Sehrohr in seinem A -Boot legte. Kirschblüten sollten Kazuo Sakamaki auf seiner Todesfahrt Glück bringen. Unter Glück verstand er in diesem Falle, daß es ihm gelänge, glorreich zu sterben, nämlich mindestens ein feindliches Schiff zu versenken, bevor er selbst getötet würde.
Kurz nach Mitternacht begab er sich im U-Kreuzer J-24 in seine Koje. Die lange Fahrt begann. Während die etwa hundert Mann starke Be satzung des U-Kreuzers ihren Dienst versah, beschäftigte sich Sakamaki mit dem Shogi-Spiel. In regelmäßigen Abständen jedoch überprüfte er sein A-Boot und überzeugte sich, daß alles daran in Ordnung war. Er mußte sich anseilen, wenn er bei der stürmischen See auf das Deck des U-Kreuzers hinauskletterte, um zu seinem A-Boot zu gelangen. Er betrachtete dies als eine Art Sport. Nachts fuhr das Schiff aufgetaucht, tagsüber fuhr es unter Wasser.
Ebenso wie im Flottenverband des Admirals Nagumo wurde auch hier streng darauf geachtet, daß kein fremdes Schiff die U-Boote zu Gesicht bekam. Und es bestand auch für die U-Boote Funkverbot. Sie konnten nur noch den Sender des Stützpunktes in Kure empfangen.
Am 6. Dezember waren die fünf U-Kreuzer unmittelbar vor Oahu angelangt. Sie lagen in etwa zwanzig. Seemeilen Entfernung vor der Küste und beobachteten. Nach Einbruch der Dunkelheit tauchten sie auf und schoben sich noch näher an die Küste heran. Kazuo Sakamaki stand im Kommandoturm des U-Kreuzers und richtete seinen Blick durch das Fernglas auf die Hafenlichter von Pearl Harbor. Dahinter lag Honolulu, hell erleuchtet, nichtsahnend. Die höchsten Gebäude mit ihren Leuchtschriften waren auszumachen, ja sogar die beleuchteten Alleen am Fuße des Diamond-Head. Wieder kletterte Sakamaki in sein A-Boot. Der Blütenzweig lag noch immer neben dem Sehrohr. Er war ein wenig verwelkt. Sakamaki übte alle Handgriffe, die dem Angriff vorausgehen würden. Wie viele Male hatte er das schon getan! Und in diesem Augenblick stellte er fest, daß der Gyrokompaß des Bootes defektwar. Das hatte er bei seinen vorausgegangenen Kontrollgängen nie bemerkt. Vermutlich war das Gerät auf der langen Seereise beschädigt worden. Aufgeregt verschwand Sakamaki unter Deck und rief einen Mechaniker des U-Kreuzers herbei. Der packte sein Werkzeug ein und stieg in das Zwergboot um. Die Reparatur mußte im Zeitraum weniger Stunden ausgeführt werden, sonst war das A -Boot nicht einsatzfähig.
Der Arzt des U-Kreuzers schickte Sakamaki schließlich in seine Koje. Aber dieser fand keine Ruhe. Er ließ sich ein Beruhigungsmittel geben, trank jedoch gleich darauf starken, heißen Kaffee. Eine halbe Stunde nach Mitternacht stand er wieder an Deck.
Sein Ingenieur Inagaki arbeitete noch mit dem Mechaniker des U-Kreuzers am Gyrokompaß, sie hatten den Defekt nicht gefunden. Sakamaki begab sich wieder unter Deck. Er war fest entschlossen, seinen Einsatz nicht an einem defekten Kompaß scheitern zu lassen. Auch wenn das Gerät nicht repariert werden
konnte, würde er das A -Boot zum Einsatz bringen. Notfalls konnte er sich durch das Sehrohr orientieren.
Um drei Uhr dreißig, der Startzeit der A-Boote, stand er im Turm, aber er mußte hören, daß der Kompaß immer noch nicht funktionierte. Sein Start wurde verschoben. Inagaki und der Mechaniker arbeiteten fieberhaft.
Zwei Stunden später gaben sie es auf. Ermüdet stiegen sie aus dem kleinen Boot. Doch Sakamaki war entschlossen zu fahren. Er nahm vor
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