Pearl Harbor
während der Party nahm er Colonel Fielder erneut beiseite und beriet sich mit ihm. Schließlich entschied sich der General dafür, die für einen solchen Fall vorgesehenen Sabotageabwehrmaßnahmen auszulösen. Er gab den Befehl von Schofield aus.
Besondere Wachen wurden in allen militärisch wichtigen Objekten aufgestellt. Auf den Flugplätzen schob das Bodenpersonal die Flugzeuge aus den großen Hallen und stellte sie am Rande des Rollfeldes auf, wo sie besser zu bewachen waren als in einer Halle, die durch einen Sprengstoffanschlag zerstört werden konnte. Short meldete seine Maßnahme nach Washington, wo sie ohne besonderen Kommentar aufgenommen wurde.
Eine Stunde vor Mitternacht machte sich Short auf den Heimweg nach Fort Shafter.
Die beiden vom Tanzen etwas erhitzten Frauen waren entzückt von dem prächtigen Anblick, den Pearl Harbor bei Nacht bot. Tausende von Lichtern flimmerten überall.
Die großen Schiffe im Hafen-
becken waren hell erleuchtet. Gelegentlich geisterten die Lichtfinger von Scheinwerfern über den klaren Nachthimmel.
»Was für eine wunderbare Nacht«, sagte General Short zu seiner Frau. Er betrachtete nachdenklich die hell erleuchteten Schiffe.
Etwa um die gleiche Zeit begab sich auch Admiral Husband E. Kimmel, Commander-in-Chief der Pazifikflotte, zu Bett. Er war der jüngste Admiral auf der Insel und trotzdem der Oberkommandierende. Kimmel hatte eine schnelle Karriere hinter sich.
Sein kometenhafter Aufstieg hatte ihm unter den anderen Admiralen, die fast alle einmal seine Vorgesetzten gewesen waren, wenig Freunde erworben. Er lebte zurückgezogen, beschränkte seine Beziehungen zu den anderen Offizieren auf streng dienstliche Gespräche und kam nur selten zu den Festlichkeiten, die das Offizierskorps veranstaltete.
An diesem Nachmittag hatte er eine lange Konferenz mit seinem Stab abgehalten. Die Situation war gespannt. Aus Washington kamen alarmierende Meldungen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der schwelende Konflikt zwischen Japan und den USA offen ausbrechen würde.
Der Aufklärungsdienst der Flotte hatte herausgefunden, daß in japanischen Dienststellen im Ausland die Funkcodes verbrannt wurden. Aus Japan wurde gemeldet, daß sämtliche japanischen Flugzeugträger seit Wochen verschwunden waren. Diese Nachricht hätte jeden amerikanischen Stützpunkt alarmieren müssen. Aber Kimmel wußte, daß die Aufklärung bisher etwa zwölfmal die japanischen Flugzeugträger aus den Augen verloren hatte. Immer waren sie zu irgendwelchen Übungen ausgelaufen, hatten sich im Gewirr der Kurilenversteckt und waren dann unvermutet wieder in Kure aufgetaucht. Überhaupt dachte auch Kimmel nicht ernstlich daran, daß Pearl Harbor als Angriffsziel für Japan in Frage käme, falls das Kaiserreich seiner alten Tradition gemäß einen Krieg durch einen Überfall auslöste. Kimmel tippte vielmehr auf die fernöstlichen Gebiete der Sowjetunion oder auf südlichere Gegenden. Singapore würde gefährdet sein, vielleicht auch Borneo.
Admiral Husband E. Kimmel stand mit dieser Meinung nicht allein. Sie entsprach den Überlegungen in der obersten militärischen Führung der USA. Kriegsminister Stimson und General George C. Marshall, Ge neralstabschef der US-Army, waren sich seit geraumer Zeit darüber einig, daß die Japaner eines Tages angreifen würden. Vor Monaten war es Spezialisten der Abwehr gelungen, den japanischen Geheimcode zu brechen. Fortan war das Kriegsministerium über den Inhalt des geheimen
Admiral Husband E. Kimmel, zur Zeit
des Überfalls auf Pearl Harbor der Chef
der US-Pazifikflotte
Funkverkehrs der Japaner bestens informiert. Trotzdem fehlte bislang jeder Hinweis auf die Stelle im amerikanischen Verteidigungssystem, an der Japan zuschlagen würde. In Washington wußte man aus dechiffrierten japanischen Funksprüchen, daß die Worte »Ostwind-Regen« von der obersten militärischen Führung Japans als Signal zum Angriff vorgesehen waren. Die beiden Worte sollten um eine bestimmte Zeit in einem normalen japanischen
Kurzwellenprogramm gesendet werden. Sie würden den um diese Zeit bereits zum Angriff angetretenen japanischen Verbänden das letzte„entscheidende Signal zum Losschlagen geben. Die Kenntnis dieser Geheimvereinbarung war für die amerikanische Führung zweifellos von großem Nutzen. Trotzdem konnte auch sie keinen präzisen Hinweis auf die Gegend geben, die Japan zuerst angreifen würde.
Alles, was Generalstabschef George C. Marshall angesichts dieser
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