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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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aufnehmen konnten. Obwohl keiner der Kommandanten daran glaubte, daß eines der A-Boote den Angriff überstanden hatte, versammelten sich die Kreuzer doch vor Lanai und warteten. Sie waren mehr als zehn Kilometer von der Küste entfernt und konnten hier auftauchen. Frische Luft zog in die Boote, die lange unter Wasser gewesen waren. Nacheinander kamen die Besatzungsmitglieder in den Turm, um die kühle Nachtluft zu genießen. Die Kommandanten manövrierten ihre Boote so, daß sie einander sehen konnten. Nur ein U-Kreuzer fehlte. Es wurde nie festgestellt, ob er einem Defekt zum Opfer gefallen war oder ob ein Zerstörer ihn versenkt hatte.
    Die Dieselmotoren liefen, um die Batterien für eine neue Unterwasserfahrt aufzuladen.
    Der Erste Offizier der J-24 rief den Kommandeten unter Deck. Man hatte ein Päckchen gefunden, das der Fähnrich Sakamaki zurückgelassen hatte. Sein persönliches Eigentum, eine Haarsträhne und einen abgeschnittenen Fingernagel. Jeder wußte, was das zu bedeuten hatte: Sakamaki hatte nicht daran geglaubt zurückzukehren. Trotzdem wartete auch die J-24 ebenso wie die anderen Boote genau zwei Stunden vor Lanai.
    Erst dann verständigten sich die Kommandanten untereinander und brachen das Warten ab. Die U-Kreuzer tauchten und

    gingen auf ihren vorher bestimmten Kurs. Sie würden in den Gewässern vor Hawaii kreuzen und nach einer gewissen Zeit die Heimfahrt antreten. In der Messe der J-24
    gab es eine kurze Feier für die gefallenen Männer auf den A-Booten. Das Eigentum Sakamakis und seines Begleiters wurde feierlich vor einen Shinto-Altar gelegt, der im Boot mitgeführt wurde. Danach tauchte das Boot auf und fuhr auf Westkurs weiter.
    Mancher dachte noch an Sakamaki, und es gab einige, die ihn bedauerten. Aber die meisten hielten ihn für einen Helden, dessen Vorrecht es gewesen war, als einer der ersten für das glorreiche Nippon und seinen Kaiser zu sterben.

    Der Fähnrich Sakamaki ahnte von all dem nichts. Er war am Leben, auch wenn er sich nicht gerade in der besten Lage befand. Das defekte Boot gehorchte der Steuerung nicht mehr. Es war zu einem treibenden Wrack geworden. Am Vormittag war es Sakamaki noch einmal gelungen aufzutauchen. Mit Hilfe seines Ingenieurs Inagaki war es möglich gewesen, einige der Schäden zu reparieren. Das Boot tauchte wieder und fuhr auf die Küste zu. Sakamaki war fest entschlossen, in den Hafen einzudringen und mindestens ein Schlachtschiff zu vernichten. Aber bereits auf halbem Wege betäubten ihn die Gase wieder, die sich in den angeschlagenen Batterien entwickelten. Weiterhin drang Seewasser in das Boot ein. Sakamaki verlor erneut das Bewußtsein. Er versuchte krampfhaft, das Boot zur Oberfläche zu bringen, als er ein paar Minuten später wieder zu sich kam. Es gelang ihm, aufzutauchen und die Luke zu öffnen. Aber er war zu schwach, noch irgend etwas anderes zu tun. So trieb das Boot in der leichten Brise ostwärts, bis Sakamaki wieder in der Lage war, sich zu erheben. Er sog die köstliche frische Nachtluft ein und schleppte Inagaki zur Luke, damit auch er wieder zu sich käme. Nach einer Weile waren die beiden Männer so weit, daß sie überlegen konnten, was nun zu tun war. Es schien aussichtslos, daß sie noch an dem Angriff teilnehmen konnten. Die Uhr Sakamakis zeigte Mitternacht. Über dem Meer funkelten die Sterne.
    »Es ist schön, noch am Leben zu sein«, sagte Sakamaki mehr zu sich als zu seinem Ingenieur. Aber dieser hörte es. Er erwiderte nichts, obwohl er denselben Gedanken gehabt hatte. Nach der stundenlangen Irrfahrtwar von dem fanatischen Elan, mit dem die beiden ihr Leben hatten opfern wollen, nicht mehr viel übriggeblieben. Sie hatten Hunger, und ihnen war immer noch übel von dem vielen Gas, das sie eingeatmet hatten. Doch selbst in dieser Situation ließ es ihre Erziehung nicht zu, daß die beiden Männer einander eingestanden, was sie wirklich dachten. Sie wünschten sich beide, daß sie am Leben blieben. Aber jeder hütete diesen Gedanken vor dem anderen.

    »Wir müssen näher an die Küste«, entschied Sakamaki. Er ließ das Boot nicht mehr tauchen, es waren ohnhin keine feindlichen Schiffe in der Nähe. Inagaki beschäftigte sich mit dem Motor. Er merkte, daß die Batterien nahezu erschöpft waren und daß sich die Schäden an der Antriebsanlage mit den an Bord befindlichen Werkzeugen nicht beheben ließen. Als er es Sakamaki sagte, erwiderte dieser lakonisch: »Die Wellen treiben uns sowieso auf die Küste zu. Nutzen wir das

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