Pech und Schwefel (German Edition)
das auch nur, weil sein Freund ihn eingeladen hatte.
Bevor Venarez die Höhle betrat, sah er hinauf in den blauen Himmel. Gut gelaunt sog er die frische Luft in die Lungen. Heute war er endlich zu dem Ort zurückgekehrt, den er das letzte Mal vor knappen zwei Jahren besucht hatte. Seine beiden Schüler Ronor und Nomarac hatte er einen schwierigen Iyanatext zur Übersetzung gegeben, dieser würde sie bis zum Sonnenuntergang beschäftigen.
Seit Beginn seines Unterrichts hatten die Brüder große Fortschritte gemacht. In derselben Zeit waren sie äußerlich zu zwei jungen, athletischen Männern herangereift. Wer sie früher einmal gekannt hatte, hätte sie heute kaum wiedererkannt. Ihr einziges Erkennungszeichen waren immer noch ihre identischen Gesichtszüge.
Nomarac tat sich in der Schwertkunst mit Bravour hervor. Er lernte fast täglich neue Angriff- und Abwehrtaktiken. Venarez hatte es sich selbst zum Ziel gesetzt, den jungen Mann zu einem der Besten auszubilden, und Nomarac war schon nach zwei Jahren auf gutem Weg an die Spitze.
Ronor bewies inzwischen seine wahre Bestimmung. Es schien, als wäre er für das Amt eines Zevenaarpriesters geboren worden. Innerhalb des ersten Jahres kannte er fast alle alten Legenden auswendig, er lernte schnell und konnte mittlerweile alle Pflanzen beim Namen nennen und deren Wirkungen aufzählen. Mit Hilfe von Venarez, gelang es ihm sogar Heiltränke zu brauen. Wenn er weiterhin so viel Talent und Berufung aufwies, würde er als der jüngste Raukarii die Priestermagie erlernen und beherrschen können.
Venarez war stolz auf sie. Und seine Idee, die Theorie stets mit der Praxis zu verbinden, machte sich dabei bezahlt. Er verband den schweren Unterrichtsstoff gleichzeitig mit Spaß. Und ihm bereitete es ebenfalls viel Freude.
Der Raukarii ließ die Sonne hinter sich und trat ins Innere der Höhle. Vorbei an rußgeschwärzten Felswänden, die ihm ein wissendes Grinsen entlockten, drang er immer tiefer ein. Als es schließlich so dunkel war, dass er nichts mehr sehen konnte, beschwor er durch einen einzigen Gedanken eine magische Flamme, die über seinem Kopf aufloderte und ihm seinen Weg erhellte.
»Ich dachte, du hättest mich vergessen«, begrüßte ihn eine tiefe grollende Stimme.
Augenblicklich beschleunigte er seine Schritte und fand sich dann im Inneren der Höhle wieder.
In der Mitte der Kaverne ruhte ein dreißig Meter langes Lebewesen auf einem glänzenden Haufen Edelsteine, Schmuck und anderen Kostbarkeiten. Venarez’ Freund sah ihn mit goldenen Augen an und entblößte dabei seine rasiermesserscharfen Zähne in dem spitz zulaufenden Maul. Der riesige Körper, der vom gehörnten Kopf bis zur Schwanzspitze von schwarzen Schuppen bedeckt war, lag zusammengerollt auf der prächtigen Lagerstatt. Der Kopf ruhte auf zwei großen Vorderpranken, deren Krallen so lang und breit waren, wie ein Unterarm von Venarez. Zwei lederne Flügel waren eng an den Rücken gepresst. Dieses Wesen rührte sich nicht, nur die goldenen Augen folgten Venarez, der unweit des schwarzen Drachens auf einem abgeflachten Felsen Platz nahm. Aufgrund eines Gedankens brachte er die magische Flamme dazu größer zu werden und heller zu leuchten.
»Ich habe dich auch vermisst«, sagte Venarez und griff in den von ihm mitgebrachten Vorratssack. Als er seine Hand wieder herauszog, hielt er zwei erlegte Hasen in die Höhe. »Ich habe dir etwas mitgebracht, denn in den nächsten Wochen und Monaten werde ich dies nicht mehr können.«
Während er redete, warf er die toten Tiere in die Luft und der schwarze Drache schnappte sie sich mit einem einzigen Schlenker seines gehörnten Kopfes. Mit einem knackenden und schmatzenden Geräusch verschlang er die magere Mahlzeit.
»Gehst du auf Reisen?«, fragte der schwarze Drache. »Wir sehen uns in letzter Zeit kaum noch.«
»Leider.« Venarez seufzte. »Und ja, ich werde auf Reisen gehen, Ysophytaasxiv.«
»Wenn du mich bei meinem vollen Namen nennst, scheint es wichtig zu sein«, grollte der Drache, was sich wie eine Gesteinslawine anhörte.
Der Raukarii verspürte jedoch keine Angst, denn den Drachen und ihn verband eine lange und tiefe Freundschaft. Hytaas, wie der Drache eigentlich von jedem genannt wurde, würde sein Leben für Venarez geben, und er für ihn.
»Vielleicht und vielleicht auch nicht«, entgegnete der Raukarii kryptisch und genoss die Gesellschaft seines Freundes.
»Der mysteriöse Zakar spricht in Rätseln«, meinte Hytaas und legte seinen
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