Pech und Schwefel (German Edition)
gewaltigen Kopf zurück auf seine Vorderpranken.
»Nein, Hytaas«, erklärte Venarez. »Aber es jagt mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken, wenn du mich bei meinem richtigen Namen nennst.«
»Ich kenne dein Geheimnis, du kennst mein Geheimnis, und hätte uns damals Zevenaar nicht zueinander geführt, wären wir beide doch recht einsam«, sagte Hytaas gedankenverloren.
Beide erinnerten sich an ihr erstes Treffen. Es passierte an einem sonnigen Tag. Venarez und Hytaas mussten Seite an Seite gegen eine Horde Lava-Schlangen kämpfen, nur um nach ihrem Sieg vom Feuergott persönlich zu erfahren, dass alles nur ein Test gewesen war. Zevenaar hatte wissen wollen, ob es möglich war, dass ein Raukarii und ein Drache miteinander in einen Kampf ziehen konnten. Und so wuchs aus der anfänglichen Kooperation eine innige Freundschaft.
»Dann verrate mir doch, wohin die Reise gehen wird?«, brach Hytaas das Schweigen, welches sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. »Außerdem musst du mir berichten, wie sich deine Zöglinge schlagen. Du gönnst ihnen sicherlich kaum eine Verschnaufpause?«
Venarez lächelte. Stolz begann er zu erzählen.
»Ronor hat sich sehr gut entwickelt, besser als ich dachte. Über die Entführung ist er inzwischen auch hinweg. Inzwischen kann ich ihn alleine Zutaten für Tränke sammeln lassen. Außerdem kann er jedes Gebet rezitieren und interpretieren, was in seinem Alter und in der kurzen Zeit nicht selbstverständlich ist. Und Nomarac kann es bereits jetzt schon mit einem Wachsoldaten von Mayonta aufnehmen.« Es entstand eine kurze Pause, dann fuhr er mit einem verklärten Blick fort. »In der Nähe der Zwillinge fühle ich mich seit Langem wieder richtig wohl. Wenn ich noch daran denke, wie einsam ich vorher manchmal war. Vor deiner Zeit. Ronor und Nomarac haben ein richtiges Zuhause verdient, und mir geben sie wieder mehr Sinn im Leben. Nur den Unsinn, den sie im Kopf haben, den muss ich ihnen noch austreiben.«
»Wieso? Haben sie dein Laboratorium in Brand gesteckt?« Hytaas schmunzelte, was bei seiner Gestalt eher einem Zähnefletschen glich.
»Zum Glück nicht.« Venarez wurde bei diesem Gedanken ganz flau im Magen. »Aber in jedem Raum herrscht Chaos. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie meine Bibliothek aussieht, wenn ich zurückkomme. Erst letztens hatte Ronor versucht, einen Magierspruch aus einem alten Buch auszuprobieren. Ich hätte nicht gedacht, dass er magische Kräfte in sich trägt. Auf jeden Fall musste ich anschließend sein Bett löschen. Seitdem hat er das strikte Verbot mein Laboratorium zu betreten, wenn ich nicht dabei bin.«
Hytaas grollte erneut. »Die Flausen wirst du ihnen noch austreiben. Sie sind jung. Sie werden noch acht Dekaden unter deiner Obhut stehen, erst dann sind sie erwachsen. Aber ich weiß, du hast eine gute Wahl getroffen.
»Bin ich denn so durchschaubar?« Venarez sah ihn skeptisch an.
»Nicht durchschaubar … ich kenne dich einfach schon lange genug, um zu wissen, was dich wirklich aufregt und was du verzeihen kannst. Außerdem sind dir die Zwillinge ans Herz gewachsen.«
Verlegen nickte Venarez, denn sein Freund hatte die Wahrheit gesagt.
»Aber nun erzähle, wohin wird eure Reise gehen?«
»Zuerst nach Mayonta und von dort aus immer weiter nach Osten. Wohin uns die Wege führen«, antwortete Venarez. »Ich würde dich ja bitten uns zu begleiten, doch wie soll ich den beiden erklären, wer du bist und woher du kommst.«
»Da würde mir so manche Ausrede einfallen, aber ich werde nicht mit euch kommen. Zurzeit bin ich müde von meiner eigenen Reise.«
»Das verstehe ich.« Venarez beobachtete ihn wissend. »Dann erzähle mir von deiner Reise nach Hause. Ich bin schon sehr gespannt, was es Neues zu berichten gibt.«
Drei Tage nach Venarez Besuch in der Drachenhöhle, saß er auf dem Rücken seines Pferdes. Am Sattel waren sein Schlafsack, ein Rucksack mit Kleidung und Vorräte verstaut. Er trug eine dunkelblaue Samtrobe, darunter die schwarze Lederrüstung mit Waffengürtel und seinem kostbaren Schwert. Neben ihm ritten die Zwillinge mit ihrem Gepäck. Ronor saß auf Jildar und Nomarac auf Sisca, wie er seine gecheckte Stute getauft hatte. Der Waldweg vor ihnen führte vom Turm bis zur Stadt Mayonta.
Nomarac, der inzwischen mit seinen langen roten Haaren und seinem trainierten Körper äußerst attraktiv aussah, trug eine braune Lederhose und dazu passende Lederstiefel. Darüber hatte er ein weißes Hemd und einen braunen
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