Pech und Schwefel (German Edition)
den Unbarmherzigen an seine Bestimmung als Beschützer zu erinnern. Caimrod winkte nur ab, drehte dem verwandelten Drachen den Rücken zu und ritt mit seiner Söldnerarmee in die nächste Schlacht. Mit diesem Verhalten zog sich Caimrod nicht nur Slyrens Zorn, sondern auch Zevenaars Wut auf sich. Denn der Drache und der Feuergott waren Freunde. Zevenaar erschien Caimrod und forderte ihn auf einen Kampf heraus. Doch nicht Zevenaar würde kämpfen, an seiner Stelle würde Slyren in den Kampf ziehen. Es sollte ein Kampf auf Leben und Tod werden.
Camroid willigte ein, denn er war sich sicher, als Sieger hervorzugehen. Und es kam, wie es kommen musste. Caimrod Laedal fiel tödlich verletzt auf den staubigen Boden. In der Stunde seines Todes zog sein bisheriges Leben vor seinem inneren Auge vorbei und er erkannte, dass er seinen eigenen Schwur gebrochen hatte. Er war nicht mehr der Beschützer, sondern der Unbarmherzige. Caimrod gestand sich bei seinem letzten Atemzug ein, dass er einen großen Fehler begangen hatte, den er nie wieder gutmachen konnte. Und obwohl es für ihn im Leben zu spät war, akzeptierte Zevenaar seine Reue im Tod. Caimrods Seele durfte ins Reich der Ewigkeit einkehren. Und von diesem Tag wurde sein Name als Beispiel für alle gefallenen Raukarii angesehen, die einen Fehler begangen und diesen auch eingestanden haben. Er steht für alle, denen Buße gewährt wurde.«
»Und es bedeutet«, sprach Ronor, als Venarez geendet hatte, »dass Caimrod Laedal dem Bösen den Rücken gekehrt und sein Gesicht wieder dem Guten zugewandt hat.«
»Genau so ist es«, bestätigte Venarez und wirkte sehr stolz auf Ronor. »Man könnte auch sagen, das Böse wird immer vom Guten besiegt. Doch das sind nur Worte. Es bedeutet eher, wer seine Fehler akzeptiert und eingesteht, dem wird auch vergeben werden.«
»Das ist der perfekte Name für uns«, erklärte Nomarac heiter.
»Dann ist es wohl beschlossene Sache«, ergänzte Ronor augenzwinkernd.
»Und ich wusste, dass wir heute noch etwas zu feiern haben«, schloss Venarez und füllte ihre Becher mit Kristallwein auf.
Gleich am nächsten Morgen begann für Ronor und Nomarac Laedal ihr neues Leben. Pünktlich bei Sonnenaufgang wurden sie aus den Federn geworfen. Nach einem kurzen Frühstück drängte Venarez sie zu ihrem ersten körperlichen Training. Denn nicht nur Nomarac sollte das Kämpfen mit dem Schwert erlernen, sondern auch sein Bruder. Auf Geheiß von Venarez mussten sie unter strenger Aufsicht zwanzig Runden um die Lichtung rennen.
Völlig außer Atmen kamen sie zu ihrem Lehrer zurück und wischten sich den Schweiß von der Stirn.
»Was … hat … das … mit dem … Lernen … zutun«, japste Nomarac.
»Was wäre ein Kämpfer, wenn er keine Ausdauer besäße. Oder ein Priester, der zu schwach ist, um einen anstrengenden Priesterzauber zu wirken. Nicht nur der Kampf erfordert gute Gesundheit, sondern auch die Priestermagie zerrt an den körperlichen Kräften. Daher ist es sehr wichtig, dass ihr zuerst lernt, euren Körper zu kräftigen, ihn zu beherrschen und seine Stärken und Schwächen kennenzulernen. Das erfordert von euch nicht nur eisernen Willen und Di sziplin, sondern vor allem eine Menge Schweiß.«
Erstaunt sahen sie Venarez an.
»Und nun geht euch waschen. Dann werden wir mit euren Studien anfangen. Es gibt so viel zu lernen, da werdet ihr keine Zeit haben zu murren.« Mit diesen Worten ging er in den Turm und ließ die Zwillinge alleine zurück.
»Ich wusste gar nicht, dass Kriegerwerden so anstrengend ist.« Seufzend trat auch Nomarac über die Schwelle seines neuen Zuhauses.
»Ich glaube, ich überlege es mir noch einmal, ob ich wirklich Priester werden will«, fügte Ronor hinzu und lief seinem Bruder hinterher.
Kapitel Vierzehn
Unerwarteter Besuch
Zwei Jahre nach dem ersten Trainingstag der Zwillingsbrüder spazierte Venarez durch den Wald, sein Ziel hatte er klar vor Augen. Er sprang über einen kleinen Bachlauf und schob dichte Holunderzweige zur Seite, als schließlich der von ihm gesuchte Höhleneingang vor ihm aufragte. Er war von allen Seiten gut versteckt von den Bäumen, sodass niemand den Unterschlupf seines Freundes finden konnte. Außerdem wurde sie von einem Verirrungszauber geschützt. Jeder Raukarii, der sich näher als dreißig Meter dem Eingang näherte, vergaß, was er eigentlich wollte, drehte um und lief in die entgegengesetzte Richtung davon . Einzig Venarez konnte diesen Zauber geschickt umgehen, und
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